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Merching: Abschied mit Wehmut: So geht Martin Walch aus seinem Amt

Merching

Abschied mit Wehmut: So geht Martin Walch aus seinem Amt

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    Martin Walch hört nach zwölf Jahren auf. Bei der letzten Bürgermeisterwahl trat er nicht mehr an. Nun räumt er sein Büro im Rathaus in Merching.
    Martin Walch hört nach zwölf Jahren auf. Bei der letzten Bürgermeisterwahl trat er nicht mehr an. Nun räumt er sein Büro im Rathaus in Merching. Foto: Philipp Schröders

    Zwölf Jahre lang hat Martin Walch die Geschicke der Gemeinde Merching als Bürgermeister gelenkt. Doch nun räumt er seinen Schreibtisch für seinen Nachfolger Helmut Luichtl. Die Entscheidung, nicht mehr zu kandieren, sei ihm nicht leicht gefallen, erklärt Walch mit stockender Stimme.

    Man merkt dem 71-Jährigen deutlich an, dass er noch voller Energie steckt. Eine Periode von drei oder vier Jahren hätte er sich noch zugetraut, aber in sechs Jahren verändere sich zuviel. Er müsse auch an die Gemeinde denken. „Bleibt man gesundheitlich so fit, dass man das sechs Jahre in dem Tempo schafft“, gibt er zu Bedenken. Mit „angezogener Handbremse“ könne man den Job nicht machen.

    Martin Walch will im neuen Gemeinderat von Merching kein Störfaktor sein

    Auch für den Gemeinderat kandidierte Walch nicht mehr. „Dort hätte ich womöglich einen Störfaktor dargestellt, weil man denkt, man ist ja gescheiter.“ Walch will lieber klaren Schlussstrich ziehen. „Ich sage, wenn ich raus bin, bin ich raus. Jeder ist ersetzbar.“ Auch wenn er immer mit Leidenschaft Bürgermeister gewesen sei. „Zudem gebe ich ganz offen zu, ich bin nicht der digitale Mensch.“ Anstatt E-Mails zu schreiben, habe er lieber immer das persönliche Gespräch geführt. Damit sei er stets gut gefahren.

    Walch war schon lange vor seiner Zeit als Bürgermeister in Merching politisch aktiv. Seit 1990 saß er im Gemeinderat. Nach der ersten Wahlperiode übernahm er auch das Amt des stellvertretenden Bürgermeisters. 2008 trat er gegen die damals amtierende Bürgermeisterin Brigitte Meyer an und gewann. Es folgten sechs Jahre als hauptamtlicher Rathauschef. 2012 genehmigte ihm der Gemeinderat, als ehrenamtlicher Bürgermeister erneut zu kandidieren, weil er die Altersgrenze von 65 Jahren überschritten hatte.

    Der gebürtige Merchinger war zuvor als selbstständiger Raumausstatter tätig. Während der ersten sechs Jahre im Gemeinderat habe ihn aber die Gemeindepolitik immer mehr interessiert. „Als zweiter Bürgermeister habe ich noch mehr Einblick bekommen, wie das Ganze so abläuft. Dann habe ich mir schon gedacht, erster Bürgermeister das wäre interessant“, sagt Walch.

    Merching: Sorge um Betriebe und Angestellte in der Corona-Krise

    Gut eingearbeitet war er anscheinend. Auf die Frage, was ihn nach der Übernahme des Amtes überrascht habe, antwortet er: „Da muss ich ganz ehrlich sagen, mich hat nichts überrascht.“ Erst die derzeitige Situation in der Corona-Krise sei völliges Neuland für ihn. „So etwas hatten wir noch nie. Natürlich beschäftigt mich das Thema Gesundheit. Da ich aus der Wirtschaft komme, treibt mich aber auch die Sorge um die Betriebe mit ihren Angestellten um.“

    Während seiner Amtszeit habe ihn das Thema Kinderbetreuung stets gefordert. „Was mich besonders gefreut hat, ist wie wir das mit der Grund- und Mittelschule hinbekommen haben.“ Aktuell ist wieder geplant, neue Klassenräume zu schaffen. Auch die Bereitstellung von Kindergarten- und Krippenplätzen funktioniere sehr gut. „Das ist bestimmt ein Aushängeschild für unsere Mütter und Väter, für unsere Bürger, aber auch für die Lehrkräfte und uns Politiker.“

    Auch der Ausbau der Haupt- beziehungsweise Landsbergerstraße sei nicht einfach gewesen im Hinblick auf die Straßenausbaubeitragssatzung. Als Anlieger sei er selbst betroffen gewesen. „Die Bürger, die hier mitbezahlt haben, haben hervorragend mitgemacht und mitgezogen“, sagt Walch.

    Hochwasserrückhaltebecken war für Martin Walch eine Herausforderung

    Der erste und zweite Bauabschnitt konnten unter seiner Führung umgesetzt werden. „Für den dritten haben wir nun eine so gut wie fertige Planung.“ Die könne er seinem Nachfolger übergeben. Auf Trab gehalten habe ihn der Bau des Hochwasserrückhaltebeckens bei Steinach.

    Das Hochwasserrückhaltebecken bei Steinach schützt mehrere Gemeinden vor Überschwemmungen.
    Das Hochwasserrückhaltebecken bei Steinach schützt mehrere Gemeinden vor Überschwemmungen. Foto: Christian Gall (Archiv)

    Auf der Hauptstraße reihten sich die Lastwagen hintereinander. Die Landwirte hatten Nachteile, weil ihre Felder von der Staubaufwirbelung rund um den Bauplatz betroffen waren. „Der ganze Kies wurde von Süden her komplett durch Merching gefahren. Dabei brauchen wir das Becken nicht. Mering, Kissing und vielleicht sogar noch Friedberg profitieren. Aber wir sind gute Nachbarn und darum sind wir auch dazu gestanden“, sagt Walch.

    Auch die Planung des Bau des neuen Feuerwehrhauses in Steinach sei nicht ganz leicht gewesen. Manche Merchinger hätten nicht nachvollziehen können, wofür das Gebäude gebraucht werde. Walch gibt aber zu bedenken, dass die Feuerwehr in dem Ortsteil aufgrund der Nähe zur B2 ein wichtiger Faktor sei. Schließlich kommt es auf der Straße immer wieder zu Unfällen. Zudem sei es für das gesellschaftliche Zusammenleben von Vorteil, in dem Ortsteil einen Veranstaltungsraum zu haben.

    Ein Gewerbegebiet und Bauplätze für Einheimische in Merching

    Auch die Ausweisung des Gewerbegebiets habe ihn sehr gefreut. „Wir haben es geschafft, dass sich ein paar vernünftige Firmen angesiedelt haben“, sagt Walch. Ein weiterer Erfolg während seiner Amtszeit: Im Neubaugebiet Holleräcker sind Bauplätze für Einheimische geschaffen worden. Zudem sei das Gebiet noch erweiterbar, dafür habe die Gemeinde die entsprechenden Grundstücke erworben.

    Ganz wichtig seien Walch immer die Vereine gewesen. „Ich bin auch überall Mitglied, außer beim Frauenbund“, sagt er und zwinkert. Zudem habe er während seiner Amtszeit stets von seiner „Bombenverwaltung“ und der guten Zusammenarbeit mit dem Bauhof profitiert.

    Langweilig werden, wird ihm im Ruhestand aber nicht. Er und seine Frau wollen sich in Zukunft mehr Zeit als Opa und Oma nehmen. Sein Sohn lebt mit seiner Frau in Roggenburg und hat zwei Kinder, vier und neun Jahre alt. Die möchte der 71-Jährige nun – sobald die Ausgangsbeschränkungen es erlauben - mehr besuchen. Das ließ der Terminkalender bisher oft nicht zu.

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