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Lechhausen triefte früher regelrecht vor Nässe

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Lechhausen triefte früher regelrecht vor Nässe

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    Wie wasserreich der Untergrund bei Lechhausen nach wie vor ist, vermittelt diese Luftaufnahme des Autobahnsees. Er entstand, als für den Autobahnbau Kies ausgebaggert wurde. Foto: Alexander Kaya
    Wie wasserreich der Untergrund bei Lechhausen nach wie vor ist, vermittelt diese Luftaufnahme des Autobahnsees. Er entstand, als für den Autobahnbau Kies ausgebaggert wurde. Foto: Alexander Kaya Foto: Alexander Kaya

    Feuchte Wiesen Vor mehr als 300 Jahren gab es nördlich des Dorfes Lechhausen nur feuchte Mooswiesen. Dieses sogenannte Moos erstreckte sich als flaches Land zwischen der heutigen Stadtgrenze bei

    Schafweiden Dafür nutzten viele Schäfer das Moos als Weideflächen für ihre Schafherden. Schafwolle und Schaffleisch brachten Einkommen. Die Vergabe der Weiderechte stand dem bayerischen Kurfürsten zu. Diese vergab er gegen Geld an "Lechhauser". Schließlich gehörte Lechhausen einst zum Landgericht Friedberg. Die "Lechhauser" wiederum betrieben mit diesen Rechten einen offenbar schwunghaften Handel. Rechtsstreitigkeiten blieben nicht aus. Ein Prozess zog sich noch im 19. Jahrhundert über 30 Jahre hin.

    Das Wasser spritzte aus den Brunnenkästen

    Entwässerung Um den nassen Boden zu entwässern, bohrte man im Ort Lechhausen Brunnenkästen. Dabei spritzte das Wasser nur so aus der Öffnung heraus. Es waren insgesamt sieben Brunnen. Das Wasser wurde kanalisiert. So entstand der Siebenbrunnenbach. Schon im 16. Jahrhundert nutzte man diesen, um eine Mühle zu betreiben. So wurde dieser Bach auch Mühlbach genannt. Soweit er heute nicht zugeackert ist, kann man den einst mäandrierenden Bachlauf in der Wiesenlandschaft rechter Hand entlang der Stätzlinger Straße stadteinwärts mit bloßen Augen an den hohen Gräsern und dem niederen Buschwerk erkennen.

    Betonstraße Eine nette Anekdote wusste Georg Feuerer über die Stätzlinger Straße zu erzählen. Sie war die erste Straße in Lechhausen, die betoniert wurde. Das geschah zu der Zeit, als man die St.-Anton-Siedlung, die ursprünglich zu

    Auf Höhe von Stätzling sollte ein See entstehen

    Hafenbecken geplant Gegen Ende des 19. Jahrhunderts sprach sich der spätere bayerische König Ludwig III. für einen neuen Kanalbau zwischen Main und Donau in Bayern aus. Der aus Mering stammende Architekt Albert Gollwitzer, der sich auch mit der Infrastruktur Augsburgs auseinandersetzte, war der Überzeugung, auch für die aufstrebende Industriestadt Augsburg sei der An- und Abtransport von Gütern per Schiff von großem Nutzen. Eine für große

    Als eine von mehreren Möglichkeiten plante er auch ein Hafenbecken an der Straße zwischen Lechhausen und Stätzling. Ausgrabungen hätten, bedingt durch den hohen Grundwasserspiegel, zu einem beachtlichen See geführt. Des Weiteren sollten zum Hafenbecken in Lechhausen vom Bahnhof Hochzoll aus Eisbahngleise verlegt werden, um eine nahtlose Verbindung zwischen Schiene und Schiff zu ermöglichen. Der Erste Weltkrieg verhinderte, dass "Augsburg eine Donaustadt" wurde, wie Gollwitzer es einst formuliert hatte. Schließlich wurde das Projekt ganz aufgegeben. Für den Güterverkehr aber wurden Gleise nach Lechhausen verlegt. Es handelt sich dabei um die Lokalbahn.

    Flößer Wenn auch kein Schiffshafen in Lechhausen entstehen konnte, so gab es doch einen

    Torfabbau Die wachsende Nachfrage nach Brennmaterial in der Stadt Augsburg führte zu steigenden Preisen und Rohstoffknappheit, vor allem bei Holz. Schon im 16. Jahrhundert begann man zwischen Stätzling und Mühlhausen im Moos Torf abzubauen. Erst im 19. und im beginnenden 20. Jahrhundert wurde von amtlicher Seite auf die dringende Notwendigkeit des Torfs als Heizmittel hingewiesen. In der Lechebene wurde nun vermehrt Torf gestochen. Die Torfstücke in Form von Kohlebriketts wurden aber nicht einzeln abgezählt, sondern gemessen. Es war bekannt, dass auf dem Augsburger Markt die Torfbauern aus Lechhausen gerne zu ihren Gunsten abzählten. Im Volksmund sagte man: "Der kann zählen wie ein Lechhauser Torfbauer."

    Sinkender Wasserstand Um im Moos Ackerbau betreiben zu können, bildeten sich, im Gegensatz zu Lechhausen, in Stätzling und Derching zu Beginn des 20. Jahrhunderts sogenannte Entwässerungsgenossenschaften. Das Wasser aus den Moosflächen wurde in Kanälen aufgefangen und in die Friedberger Ach geleitet. Schließlich wurde auch der Boden nördlich von Lechhausen entwässert. Dies gelang auch hier durch Entwässerungskanäle, aber vor allem durch die Kanalisierung des Lechs ab dem Hochablass im Jahr 1850. Die Wasserversorgung der Bevölkerung erfolgte durch Pumpbrunnen in Lechhausen.

    Augsburg versprach ein Rohrleitungssystem

    Jedes Haus hatte einen solchen und es gab darüber hinaus zwei Gemeindebrunnen. Durch die Absenkung des Wasserstandes in der Nähe des Lechflusses vertrockneten jedoch viele Brunnen in den Häusern von Lechhausen. Die prekäre Trinkwassersituation und mangelndes Löschwasser im Fall eines Brandes dürften Lechhausen in die Arme Augsburgs getrieben haben. Es stand das Versprechen im Raum, bei einer Eingemeindung nach Augsburg hätte die Einrichtung eines Rohrleitungssystems, das die Bevölkerung mit Wasser versorgt, höchste Priorität. So geschah es auch.

    Autobahnsee Als man für den Unterbau der Reichsautobahn Kies ausbaggerte, drückte das Grundwasser nach. So entstand der Autobahnsee. Dies trug ebenso wie alle anderen Baggerseen in der Lechebene zu einer Absenkung des Grundwasserspiegels bei.

    Zweieinhalb Stunden nahm sich Georg Feuerer Zeit. Der Heimatverein verdankte ihm einen interessanten und informativen Nachmittag. Und am Ende schien doch die Sonne über dem "einst wasserreichen Lechhausen".

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