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Kissing: Streit um die Grundschule in Kissing: So geht es jetzt weiter

Kissing

Streit um die Grundschule in Kissing: So geht es jetzt weiter

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    Die Kissinger Grundschule platzt aus allen Nähten. Darum soll neben dem alten Gebäude ein neues errichtet werden.
    Die Kissinger Grundschule platzt aus allen Nähten. Darum soll neben dem alten Gebäude ein neues errichtet werden. Foto: Philipp Schröders

    In der Grundschule in Kissing ist nicht mehr genug Platz für alle Schüler da. Schon länger kann der Unterricht nur noch mit viel Improvisationstalent aufrechterhalten werden. Der Gemeinderat hat daher mit Mehrheit beschlossen, neben dem bisherigen Gebäude eine neue Grundschule bauen zu lassen. Allerdings ist das Vorhaben in dem Gremium umstritten. Auch haben Bürger Unterschriften gegen das Projekt gesammelt. Hier ein Überblick über den Stand der Dinge.

    Warum reicht der Platz in der Grundschule nicht mehr aus?

    Vom einen Statistikbüro hat die Gemeinde eine Prognose erstellen lassen, wie sich die Schülerzahlen entwickeln. Im vergangenen Schuljahr besuchten 430 Kinder die Einrichtung. Die Statistiker denken, dass 2024 eine Schüleranzahl von 540 erreicht wird. Sollen die Klassenstärken nicht anwachsen, sind dafür sechs Klassen pro Stufe notwendig. Im Moment ist die Schule noch fünfzügig. Rektorin Annika Lauter berichtete bereits mehrmals im Gemeinderat über die Raumknappheit. Die Gemeinde hat bereits Noträume in anderen Gebäuden zur Verfügung gestellt.

    Wie reagierte die Gemeinde auf den Platzmangel?

    Bereits 2019 plante die Gemeinde, in Modulbauweise ein Interimsgebäude errichten zu lassen. Das Vorhaben scheiterte aber, da es Probleme mit den Fördergeldern gab. Im Juni dieses Jahres bekamen das Architekturbüro Wossnig und das Büro Meixner und Partner vom Gemeinderat den Auftrag, eine Machbarkeitsstudie zu erstellen. Ziel war es, eine dauerhafte Lösung zu finden. Um eine Richtung vorzugeben, arbeitete zudem das Büro Lernlandschaft zusammen mit dem Lehrerkollegium in Workshops ein modernes pädagogisches Konzept aus. Es sieht vor, dass in Zukunft sogenannte Cluster mit vier Klassen an der Grundschule gebildet werden. Sie werden um einen zentralen Bereich, der unter anderem für freie Arbeitsphasen genutzt wird, angeordnet. Der Flur dient dabei mehr der Kommunikation und Präsentation, Waschbecken und Ablageflächen werden integriert.

    Das Büro Wossnig Architekten aus Kissing hat eine Skizze erstellt, wie die neue Grundschule in Kissing aussehen könnte.
    Das Büro Wossnig Architekten aus Kissing hat eine Skizze erstellt, wie die neue Grundschule in Kissing aussehen könnte. Foto: Büro Wossnig

    Wie kamen die Pläne für den Neubau ins Rollen?

    Anhand des sich aus den Lernlandschaften ergebenden Raumprogramms stellten der Architekt Peter Wossnig und der Projektentwickler Max Meixner im Juli dieses Jahres im Gemeinderat Konzepte vor, wie die Grundschule in Zukunft aussehen könnte. Ein großes Thema dabei war die Förderfähigkeit. Meixner sagte: "Der Freistaat gibt Fördermittel, möchte aber, dass moderne pädagogische Konzepte entstehen." Die auch in Kissing geplanten Lernlandschaften seien dabei auf dem Vormarsch. Zudem gebe es mehr Geld für Neubauprojekte. Diese Richtung habe die Regierung von Schwaben als übergeordnete Behörde empfohlen. Insgesamt stellten die beiden Planer sechs Varianten vor. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass ein Neubau für 21 Millionen Euro die günstigste Option für die Gemeinde sei. Der Grund: Der Förderanteil sei mit rund elf Millionen Euro am höchsten. Die Gemeinde müsse dann noch knapp zehn Millionen Euro aufbringen.

    Wie fiel die Entscheidung für den Neubau?

    In der Julisitzung beauftragte der Gemeinderat die Verwaltung, mit der Neubauvariante neben dem Schulhaus das Ausschreibungsverfahren voranzutreiben. CSU, Freie Wähler und FDP nutzten dazu ihre Mehrheit. Die SPD und die Grünen stimmten dagegen. Silvia Rinderhagen von der SPD sprach sich nicht gegen einen Neubau aus. Sie kritisierte aber, dass die Schule auf dem bisherigen Erlebnispausenhof errichtet werden soll. Er sei bei den Kindern und Jugendlichen in der Gemeinde sehr beliebt. Aus ihren Reihen wurde angeregt, einen anderen Standort in Betracht zu ziehen. Katrin Müllegger-Steiger von den Grünen kritisierte, dass ihrer Fraktion noch nicht genügend Informationen für eine Entscheidung vorlägen. Sie stellte den Antrag, mit zwei Varianten in das Ausschreibungsverfahren zu gehen. Die eine umfasste einen Teilabbruch mit Neubau der alten Schule, die andere die komplette Neueinrichtung. Mit ihrer Mehrheit lehnten die CSU, die Freien Wähler und die FDP den Antrag aber ab. Im Hinblick auf das bestehende Schulhaus sagte Gürtner, dass er jede Menge Bedarf sehe, beispielsweise für die Verwaltung, eine Erweiterung der Mittelschule oder das Gemeindearchiv.

    Unter Kissinger Bürgern gibt es Widerstand gegen den Standort. Was sagen die Unterstützer der Initiative "Freunde des Pausenhofs"?

    Da sich in dem Bereich, wo der Neubau entstehen soll, der für alle zugängliche Erlebnispausenhof befindet, wehrt sich die Initiative "Freunde des Pausenhofs" gegen das Vorhaben. Über 350 Unterschriften haben die Kissinger Bürger für den Erhalt des Areals gesammelt. Der bekannte und beliebte Pausenhof biete sehr viel Aufenthaltsqualität für Alt und Jung und wertvolle Naturflächen. Die Unterstützer kritisieren unter anderem die angesetzten Kosten von 21 Millionen Euro für den Neubau. Die Pro-Kopf-Verschuldung der Kissinger wachse dadurch enorm. Hinzuzurechnen sei noch der Verlust von circa 4000 Quadratmetern Spiel- und Erholungsfläche. Als Alternative sei eine Erweiterung der bestehenden Grundschule auf dem Lehrerparkplatz möglich. In Hinblick auf die geschätzten Kosten kommen die Initiatoren der Petition auf eine Summe von circa fünf Millionen Euro.

    Der Neubau der Grundschule in Kissing soll an der Stelle entstehen, wo sich zurzeit der Erlebnispausenhof befindet. Dagegen regt sich nun Widerstand.
    Der Neubau der Grundschule in Kissing soll an der Stelle entstehen, wo sich zurzeit der Erlebnispausenhof befindet. Dagegen regt sich nun Widerstand. Foto: Philipp Schröders

    Wird es in Zukunft keinen Erlebnispausenhof mehr geben?

    Bürgermeister Reinhard Gürtner betont stets, dass es bisher noch keine Planung gibt. Die soll erst im Rahmen eines Architektenwettbewerbs vorangetrieben werden. Das Projektentwicklungsbüro habe lediglich eine Machbarkeitsstudie erstellen lassen. "Mir ist es wichtig, dass der Erlebnispausenhof in Zukunft bei der Planung berücksichtigt wird", sagte Gürtner gegenüber unserer Redaktion. Auch aus den Reihen der CSU und der Freien Wähler gab es im Gemeinderat stets Stimmen in diese Richtung. Die Initiatoren der Petition geben mit ihren Zahlen in den Augen des Bürgermeisters ein falsches Bild wieder. Der Architekt Wossnig hatte im Gemeinderat eine Planskizze präsentiert, wie die Grundschule in Zukunft aussehen könnte. Zudem war auf einer Karte neben dem Neubau ein Pausenhof mit einer Größe von 1800 Quadratmetern eingezeichnet. Die Architekten könnten im Wettbewerb aber ganz andere Entwürfe für den Neubau präsentieren, wie Bürgermeister Gürtner erklärt. Fakt ist aber, dass der Neubau im Bereich des jetzigen Pausenhofs geplant ist, es steht also faktisch weniger Platz zur Verfügung.

    Wäre ein Anbau kostengünstiger?

    Das Büro Meixner hatte im Gemeinderat auch Varianten mit einem Erweiterungsbau präsentiert. Für alle fielen mehr als 20 Millionen Euro geschätzte Baukosten an. Der komplette Neubau stelle für die Gemeinde die kostengünstigste Lösung dar, da der Förderanteil mit rund elf Millionen Euro am höchsten sei. Die Gemeinde müsse dann noch knapp zehn Millionen Euro aufbringen. Zum Vergleich: Eine Variante umfasste einen Abbruch der sehr alten nördlichen Gebäudeteile. Diese würden durch einen Neubau ersetzt. Hier waren die Gesamtkosten zwar mit rund 20,3 Millionen Euro niedriger. Die Gemeinde hätte aber einen Eigenanteil von 12,27 Millionen Euro stemmen müssen.

    Wie geht es nun auf lange Sicht weiter?

    Die Mehrheit des Gemeinderats hat in der vergangenen Sitzung beschlossen, im Rahmen eines Architektenwettbewerbs einen geeigneten Planer zu finden. Dabei entscheidet eine Jury, die aus Mitgliedern des Gemeinderats und der Verwaltung sowie namhaften Architekten gebildet wird, über die eingereichten Entwürfe. Das Verfahren hat laut Projektentwickler Meixner mehrere Vorteile für die Kommune: Sie erhalte eine hohe Planungssicherheit und professionelle Unterstützung bei der Entwurfsbewertung. Zudem bekomme sie 20 Beiträge mit einem hohen Bearbeitungsgrad. Auch diese Entscheidung war umstritten. Aus den Reihen der SPD kam der Antrag, im nächsten Gemeinderat erneut über den Standort zu entscheiden. Dafür stimmten aber nur die Sozialdemokraten und Teile der Grünen.

    Gibt es eine kurzfristige Lösung für den Platzmangel in der Grundschule?

    Einigkeit herrscht im Gemeinderat darin, dass die Grundschule dringend mehr Raum braucht und es eine provisorische Lösung geben muss. Daher soll sie nun im Norden mit einem dreistöckigen Modulgebäude übergangsweise erweitert werden. Der Auftrag wurde einstimmig in der vergangenen Sitzung für etwa 1,1 Millionen Euro an eine Firma aus Hilden vergeben. Bauamtsleiter Alfred Schatz erklärte, dass das Unternehmen bis Ende Januar mit dem Aufbau beginne. Ende März soll alles bezugsfertig sein.

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