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Kissing: Sitzungssaal aufgegeben: Kissinger Rathaus ist an der Kapazitätsgrenze

Kissing

Sitzungssaal aufgegeben: Kissinger Rathaus ist an der Kapazitätsgrenze

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    Kissing verzichtet auf seinen Sitzungssaal.
    Kissing verzichtet auf seinen Sitzungssaal. Foto: Eva Weizenegger

    Hat Kissing bald keinen Sitzungssaal mehr, in dem Gemeinderatssitzungen, Jubiläumsfeiern oder Vereinsveranstaltungen stattfinden können? Der Vorschlag der Verwaltung, diese Räumlichkeit künftig in dringend nötige Büroarbeitsplätze umzuwidmen, fand nicht bei allen Gemeinderäten Anklang, wurde aber letztendlich übernommen.

    Ursprünglich war dieser Punkt der Tagesordnung in nichtöffentlicher Diskussion vorgesehen, doch Katrin Müllegger-Steiger stellte im Namen der Grünen den Antrag auf Behandlung in der Öffentlichkeit. Diesem schloss sich auch Silvia Rinderhagen mit ihrer SPD-Fraktion an und ihm wurde schließlich einstimmig stattgegeben.

    Kissings Rathaus stößt längst an seine Grenzen

    Verwaltungsleiter Hubert Geiger lieferte den Hintergrund zu diesen Überlegungen. Das 1995 durch einen Erweiterungsbau vergrößerte Rathaus stoße hinsichtlich der Kapazität der Büroarbeitsplätze längst an seine Grenzen. In den letzten 25 Jahren habe sich die Zahl der Mitarbeiter von damals 27 auf 49 nahezu verdoppelt. Schon derzeit sind mehrere Büros mit drei Personen belegt. Für dieses Jahr wurden vom Gemeinderat vier weitere Stellen genehmigt. Es sei daher dringend geboten, zusätzliche Arbeitsplätze im Rathaus einzurichten.

    Um weitere Büroarbeitsplätze im Kissinger Rathaus zu schaffen, soll der Sitzungssaal rechts im Bild umgebaut werden.
    Um weitere Büroarbeitsplätze im Kissinger Rathaus zu schaffen, soll der Sitzungssaal rechts im Bild umgebaut werden. Foto: Heike John (Archivfoto)

    Die Verwaltung habe die Möglichkeiten innerhalb des Rathauses untersucht. Ein Erweiterungsbau oder die Auslagerung von Arbeitsplätzen werde zunächst außer Betracht gelassen. „Wir sind momentan personalmäßig auf dem Höchststand und das Personal wird sich nicht mehr wesentlich erhöhen“, informierte Hubert Geiger. Bereits seit 2019 wird der Trauungsraum im ersten Stock des Rathauses auch als Besprechungsraum genutzt.

    Ein weiterer möglicher Raum zur Umnutzung für Büroarbeitsplätze ist der Aufenthaltsraum im Erdgeschoss. In diesem Falle müsste der Aufenthaltsraum eventuell in den vom Roten Kreuz benutzten, belichteten Kellerraum ausgelagert werden und für das Rote Kreuz ein Alternativraum gesucht werden.

    Die Diskussion zwischen den Fraktionen ging jedoch um den möglichen Umbau des Sitzungssaales. Aufgrund der Corona-Pandemie mit ihren Abstandsregeln finden derzeit alle Sitzungen im Erlebach-Saal statt und dies wird voraussichtlich noch eine unbestimmte Zeit so bleiben müssen. Aus dieser Situation heraus stellte die Gemeindeverwaltung Überlegungen an, ob und wie der Sitzungssaal in Büroarbeitsplätze umgebaut werden könnte.

    Durch System-Trennwände könnten drei Büros mit jeweils zwei Arbeitsplätzen sowie ein Büro mit einem Arbeitsplatz und einer Besprechungseinheit eingerichtet werden. Auch in Corona-Zeiten könne nicht alles im Home Office erledigt werden, erklärte Bürgermeister Reinhard Gürtner.

    CSU will schnell Arbeitsplätze für Kissinger Mitarbeiter schaffen

    Die Fürsorgepflicht der Gemeinde gegenüber den Mitarbeitern auf der einen Seite und der Servicegedanke auf der anderen erfordere, mobiles Arbeiten sowohl von zu Hause als auch vor Ort zu gewährleisten, erklärte auch Katrin Müllegger-Steiger. Die Grünen-Fraktionsvorsitzende richtete ein Lob an die Verwaltung für die Ausarbeitung des Konzepts. Es gehe darum, möglichst schnell Arbeitsplätze zu schaffen, ergänzte dazu der CSU-Fraktionsvorsitzende Michael Eder.

    Auch Peter Wirtz von den Freien Wählern betonte, seine Fraktion unterstütze eine stetig mobilere Verwaltung. Silvia Rinderhagen fragte nach, ob die Maßnahme, aus dem Sitzungssaal Büros zu machen, denn befristet sei. „Soll man das wieder auflösen und wie sieht das Folgekonzept aus?“ Ihre Fraktion sehe das differenzierter, betonte die SPD-Fraktionsvorsitzende. „Wenn man schon einen Sitzungssaal hat, warum soll man ihn zurück bauen?“

    Hubert Geiger zeigte sich froh um die öffentliche Diskussion. „Es ist ja immerhin Ihr Sitzungssaal“, so wandte er sich an die Gemeinderäte. Vielfach sei der Sitzungssaal auch als zu klein empfunden worden. Dies bestätigte Katharina Eigenmann aus ihrer Erfahrung bei Themen mit großem Bürgerinteresse. Da sei es schon vorgekommen, dass sie keinen Sitzplatz mehr im Publikum bekommen habe.

    SPD warnt vor Flickschusterei in Kissing

    Der Vorschlag der Umwidmung lasse sich leicht realisieren, erklärte Hubert Geiger. Der Sitzungssaal werde hauptsächlich für den Gemeinderat genutzt und dieser tage derzeit ja im Erlebachsaal. Zudem gebe es Ausweichmöglichkeiten genug, auch in der Aula oder in der Mensa der Schule. Dies sei eine rein organisatorische Sache. Die Umnutzung der Mensa in einen Besprechungsraum sei aber vom Fördergeber mit Sicherheit nicht gern gesehen, gab Marion Lang von der SPD zu bedenken. „Eine Gemeinde sollte einen Ratssaal haben, dazu gibt es keine nachhaltige Alternative“, so ihre Meinung.

    Ihre Fraktionskollegin Silvia Rinderhagen bezeichnete es als zu kurzsichtig diesen Saal herzugeben, denn auch andere Veranstaltungen wie Vereinssitzungen oder der Eintrag ins goldene Buch fänden in diesem Saal statt. Man habe sich nicht rechtzeitig um eine Aufstockung, Vergrößerung oder Erweiterung des Rathauses gekümmert, kritisierte sie. Sie bezeichnete es „als Flickschusterei, die erstbeste Möglichkeit herzunehmen, um eine Vakanz zu stopfen statt für die Zukunft weiterzudenken“.

    Bürgermeister Reinhard Gürtner entgegnete, es sei Flexibilität angesagt und Michael Eder erklärte, Gemeinderatssitzungen seien leichter auszulagern als Arbeitsplätze. Während der Pandemie könne man ja flexibel sein, aber dann solle der Sitzungssaal doch bitte wieder in seinen Ursprung zurückgeführt werden, forderte Silvia Rinderhagen. Hierfür fand sie auch die Zustimmung ihrer Fraktionskollegin Petra Pfeiffer. „Eine Gemeinde ohne Sitzungssaal ist undenkbar für mich.“

    Letztendlich wurde der Beschluss mit sechs Gegenstimmen gefasst und die Verwaltung damit beauftragt, im Sitzungssaal Büroarbeitsplätze einzurichten. Die Arbeiten und die erforderlichen Möbelbeschaffungen werden ausgeschrieben und die erforderlichen Mittel werden im Haushalt 2021 angesetzt. Hier rechnet die Gemeinde mit einer Summe von 25.000 Euro für Trennwände und rund 20.000 Euro für die Anschaffung von Büromöbeln.

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Kissing schafft unkonventionell Platz

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