Zum Ende der vergangenen Sitzungsperiode sind mehrere verdiente Kommunalpolitiker aus dem Kissinger Gemeinderat ausgeschieden. Zusammen weisen sie eine Erfahrung von mehr als 150 Jahren in dem Gremium vor. Nun sind die ehemaligen Gemeinderäte bei einem Festakt in der Paartalhalle ausgezeichnet worden.
Zunächst drückte Bürgermeister Reinhard Gürtner sein Bedauern darüber aus, dass die Verabschiedung aufgrund der Corona-Pandemie nicht wie in den vergangenen Jahrzehnten nach der letzten Sitzung der Wahlperiode stattfinden konnte. Der Festakt verlief dann auch unter den geltenden Abstands- und Hygieneregeln ab.
Gürtner hob in seiner Rede hervor, dass das Ehrenamt des Gemeinderats mit viel Verantwortung verbunden sei. „Es verlangt die Bereitschaft, sich in den Dienst der Gemeinschaft zu stellen, Verantwortung zu übernehmen, Sachverhalte durchzudenken und um die richtigen Entscheidungen zu ringen.“
Abschied in Kissing: Gute Streitkultur im Gemeinderat
Es gebe immer wieder Entscheidungen, die auf laut vorgetragenes Unverständnis stießen. „Oft sind es Einzelne oder kleine, aber laute Gruppen, die ihre Betroffenheit deutlich machen und sich schwertun, Entscheidungen, die nicht ihren Wünschen oder Vorstellungen entsprechen, zu akzeptieren“, sagte er. Natürlich hätten die Bürger das Recht auf Information, Transparenz und darauf, dass ihre Eingaben Beachtung finden. „Dies bedeutet aber auch, dass Entscheidungen des Gemeinderats letztendlich hinzunehmen sind, auch und gerade, wenn die durchaus nachvollziehbaren Belange einiger Weniger im Interesse der Allgemeinheit zurückzustellen sind.“
Gürtner erklärte, dass aus „jungen Wilden“, die im Gemeinderat frischen Wind bringen, im Laufe der Jahre Routiniers würden, die mit Ruhe ihr Wissen weitergeben. „Von dieser Durchmischung lebt unsere Arbeit.“ Es gehe darum, Argumente auszutauschen, Meinungen zu vertreten, nachzudenken und zu entscheiden. Nicht immer gelinge es, den anderen zu überzeugen, aber man könne unterschiedlicher Meinung sein und dennoch freundlich miteinander umgehen. „Diese Erfahrungen habe ich in den Jahren meiner Zugehörigkeit im Gemeinderat gemacht, und auch als Bürgermeister ist es mir wichtig, dass wir diesen Umgang miteinander pflegen und uns Streitkultur und Demokratieverständnis bewahren.“
Gemeinderäte in Kissing bekommen Ehrenringe
Gürtner rief dann alle ehemaligen Amtsträger nach vorne und überreichte ihnen Blume und Geschenke.
Johannes Kaindl von den Grünen hatte im Vergleich zu den anderen Geehrten ein kurzes Zwischenspiel im Gemeinderat. Drei Jahre gehörte er dem Gremium an, bis er zum Ende der vergangenen Sitzung ausschied.
Aus den Reihen der SPD sind mehrere verdiente Gemeinderäte ausgeschieden. Roland Nemetz bringt es auf zwölf Jahre. Von 2014 bis 2020 war er zudem stellvertretender Fraktionsvorsitzender. Er bekam den Ehrenring der Gemeinde in Silber verliehen.
Peter Wittka von der SPD war 18 Jahre im Gemeinderat. „Ich habe es sehr genossen, mit dir Gefechte auszutragen, in der Sache war es immer fair und von Respekt geprägt“, sagte der CSU-Bürgermeister Gürtner. Wittka bekam den Ehrenring in Gold verliehen. Johann Oberhuber von der SPD schied nach 24 Jahren aus dem Gemeinderat aus. Den Ehrenring in Silber und Gold hatte er bereits erhalten. „Einen Ring habe ich leider daher nicht mehr für dich, aber ich möchte dir einen lieben Dank aussprechen“, sagte Gürtner.
Günter Vogt war 42 Jahre im Gemeinderat
Die Sozialdemokratin Ursula Kronester kam ebenfalls auf 24 Jahre. Sie war an dem Abend verhindert.
Auf 29 Jahre im Gemeinderat bringt es Wolfgang Hörig von den Freien Wählern. Der Bürgermeister lobte sein Engagement im Rechnungsprüfungsausschuss, dem er 24 Jahre als Vorsitzender vorstand. Auch Hörig hatte bereits beide Ehrenringe erhalten.
Günter Vogt von der SPD kündigte Gürtner mit den Worten „Eine Ära geht zu Ende“ an. Er wurde im Mai 1978 das erste Mal in den Gemeinderat gewählt und schied somit nach 42 Jahren aus. Der Bürgermeister las eine lange Liste mit Auszeichnungen vor, die Vogt erhalten hatte. Der Sozialdemokrat war unter anderem 45 Jahre lang Vorsitzender der AWO in Kissing.
Zudem zeichnete Gürtner Silvia Rinderhagen von der SPD aus, die von 2008 bis 2020 stellvertretende Bürgermeisterin in Kissing war. Sie sitzt weiterhin im Gemeinderat als Sprecherin ihrer Fraktion.
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