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Kissing: Seit 40 Jahren rettet er Leben

Kissing

Seit 40 Jahren rettet er Leben

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    Manfred Tschirner hier als Bootsführer bei einer gemeinsamen Übung mit der Feuerwehr zur Abwehr von Ölschäden an der Lechstaustufe 22.
    Manfred Tschirner hier als Bootsführer bei einer gemeinsamen Übung mit der Feuerwehr zur Abwehr von Ölschäden an der Lechstaustufe 22. Foto: Tschirner

    Der Piepser steht noch in der Küche. Sollte ein Mensch in Not geraten, alarmiert das kleine schwarze Gerät Manfred Tschirner und er eilt seinen Kollegen von der Wasserwacht Kissing zur Hilfe. Ansonsten steckt der 61-Jährige aber zurück. Zwölf Jahre lang lenkte er als Gemeinschaftsleiter das Bayerische Rote Kreuz in der Gemeinde.

    Insgesamt ist er inzwischen seit 40 Jahren in verschiedenen Funktionen für die Organisation im Einsatz. „Durch die Freundesclique bin damals dazu gekommen“, sagt der Kissinger. An seinen ersten richtigen Einsatz kann er sich gut erinnern. Damals wurde noch Kies am Auensee abgebaut. Am Wochenende sprang ein Badegast von einem Bagger und landete mit dem Bauch im Wasser. Später stellte sich heraus, dass er einen Lungenriss hatte. Tschirner, damals gerade mal Anfang 20, holte ihn zusammen mit anderen Helfern im Schlauchboot aus dem Wasser. An Land stabilisierten sie ihn, bis der Krankenwagen kam.

    Mit der Zeit engagierte sich Tschirner immer mehr für das BRK. In den 1980er-Jahren war er bereits technischer Leiter in Kissing. Später führte er sogar die Wasserwacht im Kreisverband an. „Aus familiären Gründen habe ich mich aber wieder zurückziehen müssen.“

    Vor zwölf Jahren fiel ihm dann in Kissing wieder mehr Verantwortung zu. Der damalige Bereitschaftsleiter war angeschlagen und musste sein Amt aufgeben. Aufgrund seiner langjährigen Erfahrung richteten sich alle Augen auf Tschirner. Der übernahm die Leitung der Wasserwacht und auch der Bereitschaft. Da es in Kissing keinen Standort für Sankas gibt, sind die Sanitäter vor allem bei Großveranstaltungen, zum Beispiel in der Paartalhalle oder auf Gut Mergenthau, im Einsatz. Die Wasserwacht hat vor allem den Badebetrieb am Auensee im Blick, ist aber im Notfall auch am Lech im Einsatz. Tschirner, der als Elektrotechniker bei einem großen Augsburger Unternehmen arbeitete, kümmerte sich also in seiner Freizeit um etwa 35 Aktive im Einsatz und über 200 Mitglieder in der Kissinger Sektion. „Es gab eigentlich keinen Tag, wo ich nichts für das Rote Kreuz gemacht habe“, sagt er und lacht. 700 bis 800 Stunden im Jahr kamen zusammen. „Das geht auch nur, wenn du einen Partner hast, der mitmacht.“ Seine Frau Monika ist selbst schon lange beim BRK und half ihm stets bei der Organisation.

    Tschirner sagt, dass sich in den vergangen zwölf Jahren viel verändert hat. Aufgrund seines Berufs kenne er sich gut mit Qualitätsmanagement aus. Das sei auch im Ehrenamt ein großer Vorteil. Tschirner hielt mit Computertabellen zahlreiche Daten im Blick: Sicherheitsprüfungen von Geräten, Einsatzpläne und die Fortbildungen der Helfer. Dieses Thema lag ihm sehr am Herzen. „Ich wollte, dass die Mitglieder auf einem guten Stand sind und dadurch ein sicheres Auftreten haben.“

    Es gibt Einsätze, die den Ehrenamtlichen viel abverlangen – nicht nur körperlich. Immer wieder enden Herzinfarkte oder Schlaganfälle tragisch. Tschirner musste helfen, Wasserleichen zu bergen. Besonders belastend empfand er stets, wenn ein Kind unterging oder am See vermisst wurde. „Dann hängen die Eltern an einem und du musst sie beruhigen.“ Ob er nachts manchmal schlecht schlief? „Ich habe versucht, das nicht so an mich ranzulassen“, sagt er.

    Aber es gab auch Erfolgserlebnisse. In den 1980er Jahren rettete er mit anderen Helfern einen Jugendlichen, der im Mandichosee untergegangen war. Der Hubschrauber brachte ihn ins Krankenhaus und er überlebte, obwohl der Jugendliche sehr lange unter Wasser war. Tschirner sagt, dass er es als Bürgerpflicht ansieht, sich zu engagieren. Zudem sei seine jüngere Tochter leider blind. „Es gibt so viele Freiwillige, die ihr helfen“, sagt er. Das habe ihn stets beeindruckt. „Ich wollte etwas an die Gesellschaft zurückgeben.“

    Doch nun hat sich der 61-Jährige, der vor Kurzem in den Vorruhestand gegangen ist, aus der Leitung zurückgezogen. Vor dem Haus stehen zwei Wohnmobile – Tschirner möchte mit seiner Frau länger verreisen. Er sagt, dass es Zeit gewesen sei, die Leitung in jüngere Hände zu geben. Auch habe er sich frühzeitig um einen Nachfolger gekümmert. Inzwischen ist Herbert Cihlar in Kissing der Gemeinschaftsleiter. Als Einsatzkraft bleibt Tschirner dem BRK aber erhalten.

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