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Kissing: Plötzlich Bürgermeister: Reinhard Gürtner in Kissing

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Plötzlich Bürgermeister: Reinhard Gürtner in Kissing

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    Der neue Bürgermeister Reinhard Gürtner sitzt nun im Büro des Rathauschefes hinter dem Schreibtisch.
    Der neue Bürgermeister Reinhard Gürtner sitzt nun im Büro des Rathauschefes hinter dem Schreibtisch. Foto: Philipp Schröders

    Selbst für seine Anhänger kam der eindeutige Sieg Reinhard Gürtners überraschend. Eigentlich hatte sich die Kissinger CSU vom Wahlkampf her auf eine Stichwahl eingestellt. Doch dann setzte sich ihr Kandidat mit 53,4 Prozent klar gegen seine zwei Konkurrenten durch. „Ich habe mit einem knapperen Ergebnis gerechnet“, gab Gürtner an dem Abend offen zu.

    Für die Kissinger CSU ist der Sieg des 51-Jährigen ein Prestigeerfolg. Zuvor hatte mit Manfred Wolf ein SPD-Bürgermeister über 22 Jahre lang im Rathaus die Fäden gezogen. Eigentlich wollte der 63-Jährige seine laufende Amtszeit noch zu Ende bringen und erst im kommenden Jahr nach den Kommunalwahlen in den Ruhestand gehen. Doch die Folgen einer schmerzhaften Gürtelrose zwangen Wolf aus gesundheitlichen Gründen dazu, schon Ende 2018 zurückzutreten.

    Plötzlich war in Kissing Wahlkampf angesagt

    Plötzlich war Wahlkampf in der aufstrebenden Gemeinde im Süden des Landkreises Aichach-Friedberg angesagt. Vor allem Wolfs eigene Partei wurde überrumpelt. Während die CSU mit Gürtner und die Grünen mit der Lehrerin Katrin Müllegger-Steiger in Windeseile ihre Kandidaten in Stellung brachten, mussten die Roten sich erst intern sammeln. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit nominierten sie schließlich den langjährigen Fraktionssprecher Ronald Kraus.

    Das kostete Zeit. Und dann gelang es Kraus nicht, erfolgreich für seine Ideen zu werben und an die Erfolge seines Vorgängers anzuknüpfen. Trotz der langen SPD-Ära im Rathaus, setzte sich CSU-Mann Gürtner durch. Kraus landete auf Platz zwei mit 25,4 Prozent, Müllegger-Steiger holte 21,2 Prozent.

    Folglich fuhr Gürtner am Tag nach dem Triumph nicht nach Lagerlechfeld, wo er zuvor als Fachlehrer an der Schule für Informationstechnik der Bundeswehr gearbeitet hatte, sondern ins Kissinger Rathaus. Dort warteten die Verwaltungsmitarbeiter bereits gespannt auf den neuen Chef.

    Und der kann sich über Arbeit nicht beklagen. Die Gemeinde liegt im Einzugsgebiet der Großstädte Augsburg und München. Bauland und Wohnungen sind begehrt. Zuzug bedeutet, dass sich mehr Familien mit Kindern ansiedeln. Die Grundschule braucht daher dringend neue Räume. Kurz vor Amtsantritt hatte sich herausgestellt, dass aus dem provisorischen Anbau in diesem Jahr wohl nichts wird. Auch ist unklar, ob in Kissing genügend Kindergartenplätze zur Verfügung stehen. Der neue Bürgermeister steht also vom ersten Tag an vor großen Herausforderungen.

    Gürtner steht bereits vor großen Herausforderungen

    Gürtner bittet um Nachsicht. Er müsse sich erst in die Abläufe im Rathaus einarbeiten. Aber er will möglichst schnell Lösungen im Hinblick auf die Schule und Kindergärten finden. „Wir können das nicht alles von heute auf morgen ändern. Wer das behauptet, wäre nicht ehrlich.“ Das Thema stehe aber „auf der Agenda ganz oben.“

    Langfristige Ziele hat sich Gürtner jedenfalls gesetzt. Seinen Wahlkampf ging er ambitioniert an. Das zeigt sein Programm „Kissing 2030“. Von Anfang an betonte Gürtner, dass er eine zweite Amtszeit anstrebt, um seine Vorhaben umzusetzen. So warb er mit einem Baulandmodell für Einheimische, dem sozialen Wohnungsbau und dem Bau der Ortsumgehung als Teil der großen Augsburger Osttangente. Zudem will er die Digitalisierung vorantreiben. Da gerät der 51-jährige Ex-IT-Lehrer regelrecht ins Schwärmen. „Homeoffice, Virtual Reality, Telemedizin – das sind alles Themen, die uns in Zukunft beschäftigen werden“, betont er oft. Allerdings beschäftigen viele Kissinger zurzeit eher Schlaglöcher, zugeparkte Straßen und wildwuchernde Hecken. Doch auch diese Themen sind Gürtner nicht fremd: Im Gemeinderat sitzt er seit Jahren.

    Im Büro des Bürgermeisters erinnert auch zwei Wochen nach der Amtsübernahme noch alles an Wolf. Fürs Umdekorieren habe er noch keine Zeit gehabt, er sei dem Wohl der Gemeinde Kissing verpflichtet und müsse arbeiten. „Da gilt es nicht, irgendwelche Animositäten an den Tag zu legen“, sagt der neue Bürgermeister. Aber er freut sich, dass sein Vorgänger ihm eine Marienfigur mit Jesuskind überlassen hat. „Die Statue soll auf jeden Fall bleiben. Das ist mir persönlich sehr wichtig. Das ist mein Glaube, und die Muttergottes ist auch die Schutzpatronin der Bayern.“

    Lesen Sie dazu auch diesen Artikel: Interview: Gürtner setzt auf den Beistand der Muttergottes

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