Wie hoch darf ein neues Haus sein, damit es in das Gemeindebild Kissings passt? Eine Frage, vor der die Gemeinderäte in ihren Sitzungen immer wieder stehen. Durch die günstige Lage zwischen den Großstädten Augsburg und München ist Wohnraum in dem Ort sehr begehrt. An der Kornstraße hat der Bauaauschuss nun für einen Teilbereich diese Frage geklärt.
Schon länger wird daran gearbeitet, hier einen Bebauungsplan in die Wege zu leiten, um die Bautätigkeit zu regulären. Alles wurde durch das Vorhaben eines Investors ins Rollen gebracht. Der plant, in der Kornstraße die Häuser mit den Nummern 25 und 27 abzureißen und dafür ein Mehrfamilienhaus errichten zu lassen.
Neun barrierefreie Wohnungen in Kissing
Das soll neun barrierefreie Wohnungen, verteilt über drei Geschosse, haben. Die oberste Etage ist dem Plan nach zurückgestaffelt. Das Haus soll ein flaches Satteldach und eine Tiefgarage bekommen. Im November hatte der Bauausschuss das Vorhaben erst einmal zurückgestellt und beschlossen, einen Bebauungsplan aufstellen zu lassen.
Den arbeitete das Büro Opla aus. Zudem untersuchten die Planer das gesamte Quartier und auch, wie sich das geplante Vorhaben in die Umgebung einfügt. Wie berichtet, stellte sich dabei heraus, dass das Mehrfamilienhaus im Grunde nur in einem Hinblick aus der Reihe fällt. Während das Quartier durch Häuser mit zwei bis drei Wohneinheiten geprägt ist, sieht das geplante Vorhaben neun vor.
In der vergangenen Sitzung zurrte der Bauausschuss nun die Rahmenbedingungen für den Bebauungsplan fest. Sie müssen noch vom Gemeinderat bestätigt werden, aber Änderungen sind nicht mehr zu erwarten. Danach werden die Pläne noch ausgelegt.
Mehrfamilienhaus in der Kornstraße sorgt für Debatte
Die Fraktionen im Gemeinderat hatten eigene Änderungswünsche in die Planung eingebracht. Über die zulässige maximale Höhe der Gebäude war im Vorfeld diskutiert worden. Petra Pfeiffer von der SPD sagte: „Mein Wunschziel wären zehn Meter gewesen.“ Die ursprüngliche Planung des Büros hatte elf Meter vorgesehen. Der Bauausschuss stimmte mit Mehrheit aber für 10,5 Meter.
Silvia Rinderhagen von der SPD sagte: „Das ist ein guter Kompromiss, auf den wir uns einigen konnten.“ Auch Bürgermeister Reinhard Gürtner sprach sich für diese Höhe aus. Zudem einigte sich der Bauausschuss darauf, dass in Ausnahmefällen auch Flachdächer zugelassen werden. Ansonsten dürfen die Häuser drei Vollgeschosse mit einem Satteldach haben, wobei die oberste Etage zurückgestaffelt sein muss. Das beantragte Gebäude entspricht dieser Form und hat eine Höhe von rund 10,4 Metern.
CSU fordert: keine zu strengen Vorgaben für Bauherren
Den Grünen ging die Festlegung aber nicht weit genug. Ludwig Asam sprach sich dafür aus, bestimmte Dinge noch genauer zu regeln – unter anderem die Traufhöhe auf 6,5 Meter festzulegen. Franz-Xaver Sedlmeyr von der CSU plädierte dafür, künftige Bauwerber nicht in ein zu enges Korsett zu zwängen. Bürgermeister Gürtner sagte: „Wir brauchen gewisse Toleranzgrößen.“ Die Vorschläge der Grünen wurden dann auch von den anderen Fraktionen nicht aufgenommen.
Ähnlich verhielt es sich bei mehreren anderen Anregungen. Die Grünen stimmten dafür, die Baugrenzen enger zu fassen. Asam warnte davor, dass Investoren zukünftig den Nachbarn „hohe Häuser“ vor die Nase setzten könnten. Sein Parteikollege Dominik Gebhard hatte dabei vor allen ein großes Gartenstück zwischen der VdK- und Lindenstraße im Blick. Das Gremium entschied aber, die Baugrenzen unverändert zu lassen.
Flachdächer müssen in Kissing künftig begrünt werden
Des Weiteren plädierten die Grünen unter anderem dafür, dass nur heimische Baumarten gepflanzt werden dürfen und alle Flachdächer mit Fotovoltaikanlagen versehen werden müssen. Die anderen Fraktionen sprachen sich dagegen aus. Allerdings entschied der Bauausschuss, in den Plan aufzunehmen, dass Flachdächer begrünt werden müssen.
Im Hinblick auf einen Vorschlag fiel das Entscheidungsergebnis sehr knapp aus: Im Raum stand, Bauwerber dazu zu verpflichten, ab fünf Wohneinheiten eine Tiefgarage zu bauen. Gebhard sagte: „Ohne diese Regelung wird das zu Konflikten führen im fließenden und ruhenden Verkehr.“ Zudem verwies er auf ein Bauprojekt in der Schulstraße. Dort habe jüngst ein Investor ein Einfamilienhaus abgerissen und eine große Anlage errichtet. „Nun gibt es keine Grünfläche mehr. Die Grenzen sind komplett ausgeschöpft“, sagte Gebhard.
Sedlmeyr gab zu bedenken, dass es in diesem Bereich keinen Bebauungsplan gebe. In der Kornstraße stelle die Gemeinde ja nun einen auf. Zudem gelte in Kissing eine Stellplatzsatzung. Die gibt vor, wie viele Parkplätze ober- und unterirdisch bei einem Neubau eingerichtet werde müssen. Letztlich entschied der Bauausschuss knapp mit 7:6, die Verpflichtung zum Bau einer Tiefgarage nicht in den Bebauungsplan aufzunehmen.
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