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Kissing: Kissing will den massiven ökologischen Schaden am Verlorenen Bach beheben

Kissing

Kissing will den massiven ökologischen Schaden am Verlorenen Bach beheben

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    In diesem Bereich verläuft der verlorene Bach, der auch Hagenbach oder Michaelaukanal genannt wird, in Kissing. Er soll nun renaturiert werden.
    In diesem Bereich verläuft der verlorene Bach, der auch Hagenbach oder Michaelaukanal genannt wird, in Kissing. Er soll nun renaturiert werden. Foto: Büro Eger und Partner

    Es waren "unsachgemäße Baggerarbeiten", die vor knapp drei Jahren am verlorenen Bach das ökologische Gleichgewicht gefährdet haben. Das gibt Bürgermeister Reinhard Gürtner beim Pressegespräch unumwunden zu. Auch wenn er damals noch nicht im Amt war, so steht er als Gemeindeoberhaupt nun Rede und Antwort.

    Durch Ausgrabungsarbeiten am Flussbett entstand am der Verlorenen Bach, der auch Hagenbach oder teilweise Michaelaukanal heißt, ein hoher Schaden. Schätzte die Verwaltung diesen 2018 noch auf ein paar Tausend Euro, so muss nun, laut Bürgermeister Gürtner, die Gemeinde 415.880 Euro als "Wiedergutmachung" in die Hand nehmen. Das ergaben jedenfalls die Untersuchungen, die das Landschaftsarchitekturbüro Eger und Partner durchführte. Die Ergebnisse wurden den Gemeinderäten bereits am Donnerstag in nicht öffentlicher Sitzung vorgestellt. "Wir stehen zu unserem Fehler und werden alles tun, damit der verlorene Bach wieder ein ökologisches Schmuckstück wird", versprach Gürtner.

    Der Hagenbach nahe Kissing.
    Der Hagenbach nahe Kissing. Foto: Bernhard Weizenegger (Archivfoto)

    Er erläuterte in dem Pressegespräch, dass die durchgeführte Baggerarbeiten entlang des Bachs als Unterhaltungsmaßnahme beauftragt worden seien, die "unsachgemäß" ausgeführt wurde. Zudem haben sie nach Art und Umfang eine reine Unterhaltungsmaßnahme überschritten. Eigentlich war geplant, das Gewässer so auszubaggern, dass das Eis, das sich im Winter dort aufstaut, besser abfließen kann. Dass dabei aber Aushub links und rechts des Ufers verteilt wurde und der Bagger massive Schäden angerichtet hatte, war "nicht unsere Absicht", so Gürtner.

    Ökologisches Gleichgewicht am Bach in Kissing in Gefahr

    Auch das Landratsamt schaltete sich im November 2018 ein und führte eine technische Gewässeraufsicht durch. Sebastian Koch, Jurist und Leiter der Umweltabteilung am Landratsamt, erläuterte, dass auch das Wasserwirtschaftsamt Donauwörth, die Untere Naturschutzbehörde und die Fischereifachberatung beim Bezirk Schwaben an der weiteren Untersuchung des Schadens beteiligt gewesen seien. Scharf kritisiert wurden die Baggerarbeiten vonseiten der Naturschützer und den Grünen. Sie sahen das ökologische Gleichgewicht in Gefahr. So sei der Bach um mindestens 1,5 Meter verbreitert worden. Zudem befürchteten sie eine Schädigung des "Flins", eine Tonschicht, die den Bach dichthält, damit er nicht ins Grundwasser läuft.

    "Wir haben uns intensiv damit beschäftigt und weitere Untersuchungen angestellt und wehren uns gegen die Vorwürfe, dass die Sohle des Bachs verletzt wurde", so Bürgermeister Gürtner. Auch die Vorwürfe einiger Anlieger, dass im weiteren Verlauf der Verlorene Bach nicht mehr genügend Wasser führe, seien nicht haltbar.

    Die Arbeiten beginnen nächsten Montag in Kissing

    Im Dezember 2020 wurde dann aufgrund der Untersuchungsergebnisse des Landschaftsarchitekturbüros Eger und Partner die Gemeinde vom Landratsamt Aichach-Friedberg mit Bescheid dazu verpflichtet, die im Rahmen des unzulässigen Ausbaus des Baches verursachten naturschutzfachlichen und gewässerstrukturellen Beeinträchtigungen zu minimieren und den möglichst ursprünglichen Zustand wiederherzustellen. "Weil wir darüber aber auch im Gemeinderat entscheiden wollten und dies nicht mehr fristgerecht hätten tun können, haben wir zunächst Klage gegen den Bescheid des Landratsamtes eingereicht", erläutert Gürtner. Dies sei aber nur eine formelle Sache gewesen. Ende Januar habe der Gemeinderat in nicht öffentlicher Sitzung entschieden, dass die Klage zurückgenommen werde. Die Arbeiten wurden nach öffentlicher Ausschreibung an die Firma Terra Umwelttechnik aus Schrobenhausen vergeben.

    Am verlorenen Bach in Kissing wird aufwändig renaturiert.
    Am verlorenen Bach in Kissing wird aufwändig renaturiert. Foto: Eva Weizenegger (Archivfoto)

    Wie Steffen Wegele von der Firma Terra Umwelttechnik erläutert, soll schon nächsten Montag mit den Renaturierungsarbeiten begonnen werden. Dabei werde schweres Gerät eingesetzt. "Es werden mehrere Lastwagen, Bagger und Baufahrzeuge im Auwald zu sehen sein", schilderte Wegele. Der Aushub werde entfernt, die Ufer revitalisiert und Selbstreinigungs- und Entwicklungskraft des Gewässer verbessert, so Emanuel Karl vom Landschaftsbüro Eger und Partner. Zudem werden die Vernetzungsfunktion und die Durchgängigkeit des Bachs wiederhergestellt. Viel Zeit bleibt dafür jedoch nicht. Denn bis Ende Februar müssen die Maßnahmen fertig sein, um die sensible Fauna und Flora im Bereich des Verlorenen Bachs nicht zu gefährden. "Wir schaffen das", versprach Wegele.

    Jetzt gilt für die Gemeinde Kissing noch zu klären, wer den Schaden finanziell übernimmt. Die Haftpflichtversicherung der Kommune will die Kosten nicht übernehmen. Doch dagegen soll Klage eingereicht werden.

    Aber egal wie dies ausgeht, die Gemeinde Kissing will die Schäden wieder in Ordnung bringen und sieht darin einen Gewinn für den Bachlauf und die diesen umgebende Natur. "Letztendlich kommt damit nun auch ein über mehrere Jahre dauerndes Verfahren zum Abschluss und die Natur zu ihrem Recht", erklärt Bürgermeister Gürtner.

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