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Kissing: Kissing will Grundstücke von der Hochwasserkarte streichen lassen

Kissing

Kissing will Grundstücke von der Hochwasserkarte streichen lassen

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    Eine Flutmulde an der Paar in Kissing. Im Bauausschuss ist über die Einteilung der Überschwemmungsgebiete diskutiert worden.
    Eine Flutmulde an der Paar in Kissing. Im Bauausschuss ist über die Einteilung der Überschwemmungsgebiete diskutiert worden. Foto: Bernhard Weizenegger (Archiv)

    Im Kissinger Gemeinderat sind Bauvorhaben in Überschwemmungsgebieten immer wieder ein Thema. Viele Projekte wurden schon abgelehnt, weil sie sich auf der Karte im blauen Bereich neben der Paar befanden. Zurzeit wird aber von übergeordneter Stelle daran gearbeitet, die Kennzeichnung dieser Areale neu anzuordnen. Darauf will die Gemeinde Einfluss nehmen.

    Hintergrund ist, dass das Landratsamt zurzeit ein Verfahren für die Festsetzung des Überschwemmungsgebietes der Paar und der Steinach umsetzt. Das berechnete Gebiet soll später in einer Verordnung geregelt werden. In der Erläuterung des Vorhabens heißt es, dass diese alle bisher festgelegten Überschwemmungsgebiete ersetzen wird. Ein Entwurf des Wasserwirtschaftsamtes liegt bereits vor und kann auch online auf der Seite des Landratsamtes angesehen werden. Die betroffenen Gemeinden werden dazu gehört.

    Bauausschuss in Kissing berät über Überschwemmungsgebiet

    Zum Hintergrund: Für Hausbesitzer ist es teuer und manchmal nicht möglich, eine Elementarschadenversicherung abzuschließen, wenn ihr Eigentum im Überschwemmungsgebiet liegt. Auch auf die Immobilienpreise hat die Einschätzung Auswirkungen.

    Im vergangenen Bauausschuss ist nun darüber beraten worden, wie Kissing zu dem Verfahren Stellung nimmt. Die Gemeinde war 1999 von dem verheerenden Pfingsthochwasser stark betroffen. In der Folge gründeten Betroffene die Interessengemeinschaft Hochwasserschutz (IGHS), die als Verein in Kissing eingetragen ist. Im Vorfeld der Sitzung hatte die Verwaltung Kontakt aufgenommen, um eine Einschätzung zu erhalten. Die IGHS hatte eine Ausarbeitung angefertigt, die Berücksichtigungsgründe für die Rückstufung einiger Gebiete in Kissing auf "nicht hochwassergefährdet" liefern soll.

    Bauamtsleiter Alfred Schatz trug in der Sitzung aus dem Antwortschreiben vor. In den vergangenen 20 Jahren hat sich im Landkreis viel in Sachen Hochwasserschutz getan. Vor allem sind die Hochwasserrückhaltebecken an der Putzmühle und in Steinach errichtet worden. Der geplante innerörtliche Paarausbau als weitere Schutzmaßnahme kann aber laut der IGHS in der neuen Verordnung nicht berücksichtigt werden. Schatz erklärte in der Sitzung, dass das Wasserwirtschaftsamt bereits an Plänen gearbeitet habe. "Das Verfahren konnte aber aufgrund von Einsprüchen der Anlieger, die sich juristische Unterstützung geholt haben, nicht weitergeführt werden." Das Wasserwirtschaftsamt plane allerdings weiter.

    Anwesen im blauen Bereich nicht von Pfingsthochwasser betroffen

    Die IGHS schreibt in ihrer Einschätzung, dass eine Zimmerei in der Glochstraße und ein Anwesen in der Paargasse zwar auf der Karte als blau eingestuft seien, aber 1999 nicht vom Hochwasser betroffen waren. Zum Vergleich: Laut der IGHS flossen damals 42 Kubikmeter pro Sekunde durch die Paar. Bei einem Hochwasserereignis, das im statistischen Durchschnitt in 100 Jahren einmal erreicht oder überschritten wird, werden es künftig weniger als 30 Kubikmeter sein.

    Zudem wurden die Schulstraße von Osten bis zur Fliederstraße sowie das Ackerland westlich der Badangerstraße in weiten Bereichen im Entwurf als blau eingestuft. Laut der IGHS errichtet die Feuerwehr seit 1999 an diesem Ort bei Bedarf stets eine Barriere, diese Maßnahme sei mit einem Damm gleichzusetzen und das gesamte Gebiet bei Paarhochwasser trocken.

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    Nach extrem starken Regenfällen standen Hunderte Häuser unter Wasser. Hunderte Rettungskräfte waren im Einsatz. Menschenleben waren in Gefahr.

    In der Sitzung fragte Silvia Rinderhagen von der SPD nach einer Karte mit den festgelegten Überschwemmungsgebieten. Schatz erklärte, ihm sei von der Verwaltung ausgerichtet worden, dass es nicht möglich sei, diese in der Paartalhalle zu präsentieren. Ein Zuschauer hatte die Karte aber auf einem Speicherstick dabei, so dass sie dann später doch an die Wand geworfen wurde. Rinderhagen fragte nach den Auswirkungen der Hochwasserrückhaltebecken. Schatz antwortete: "Es haben sich schon Verbesserungen ergeben." Der besiedelte Bereich bei der Paar liege aber weiterhin im Überschwemmungsgebiet.

    Katharina Eigenmann von den Grünen fragte, wann der innerörtlich Paarausbau verwirklicht werde. Schatz antwortete: "Meines Erachtens nach kann das noch Jahre dauern." Franz-Xaver Sedlmeyr von der CSU verwies auf die Einschränkungen für die Grundstücksbesitzer in den Überschwemmungsgebieten. "Wir sollten die Ausführungen an das Wasserwirtschaftsamt weiterleiten, damit die weiter feinjustieren können."

    Dominik Gebhard von den Grünen stellte mehrere Detailfragen unter anderem zu den Zuflüssen. Bürgermeister Reinhard Gürtner erklärte, dass es noch einen Erörterungstermin mit Vertretern des Landratsamtes beziehungsweise Wasserwirtschaftsamts geben werde. Dabei könnten diese Fragen geklärt werden.

    Im Hinblick auf das weitere Vorgehen entschied der Bauausschuss einen Empfehlungsbeschluss mit drei Punkten an den Gemeinderat weiterzugeben. Der berät in der kommenden Sitzung abschließend zu dem Thema. Die Stellungnahme der IGHS soll im Namen der Gemeinde an das Landratsamt weitergereicht werden. Zudem befürwortet Kissing, dass die Planung für den innerörtlichen Paarausbau vorangetrieben wird. Auch wird darauf hingewiesen, dass der nicht abgeschlossene Hochwasserschutz für die betroffenen Grundstückseigentümer ein ständig erhöhtes Gefährdungspotenzial bedeutet. Das bringe weitere Nachteile mit sich - zum Beispiel bei der Vermögensbewertung und der Versicherbarkeit.

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