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Kissing: Kissing baut neue Grundschule: Das sagen die Fraktionen im Gemeinderat

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Kissing baut neue Grundschule: Das sagen die Fraktionen im Gemeinderat

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    Die Kissinger Grundschule platzt aus allen Nähten. Anstatt das bestehende Gebäude zu erweitern, hat die Kommune einen kompletten Neubau beschlossen.  Es ist eine Entscheidung, die für anhaltende Diskussionen sorgt.
    Die Kissinger Grundschule platzt aus allen Nähten. Anstatt das bestehende Gebäude zu erweitern, hat die Kommune einen kompletten Neubau beschlossen. Es ist eine Entscheidung, die für anhaltende Diskussionen sorgt. Foto: Philipp Schröders

    Die Erweiterung der Kissinger Grundschule ist eines der größten Projekte der kommenden Jahre. Im Juli entschloss sich der Gemeinderat statt anzubauen - wie bis dahin immer diskutiert - auf dem Areal des Erlebnispausenhofs die Schule komplett neu zu errichten. Das sorgte in der Bevölkerung auch für Kritik und die Gründung einer Bürgerinitiative. In einer Anhörung konnten deren Sprecher nun ihre Fragen und Einwände vorbringen. Doch wie steht der Gemeinderat selbst angesichts des massiven Gegenwinds zu seinem Beschluss und dem Weg der Entscheidungsfindung? Im Gespräch mit unserer Redaktion bestätigen alle Fraktionen die Notwendigkeit einer Erweiterung. Zur Vorgehensweise sind jedoch auch kritische Töne zu hören.

    DieCSU steht voll hinter dem Neubau. Dem liege eine gründlich überlegte Entscheidung zugrunde, führt Sprecher Michael Eder aus. Über ein Jahr habe man sich mit der Raumproblematik befasst. In der betreffenden Gemeinderatssitzung im Juli hätten dann die Planer sechs Varianten ausführlich vorgestellt, die auch eine Sanierung des bestehenden Gebäudes, einen Anbau oder einen Teilabriss beinhalteten. Der Neubau sei im Vergleich am wirtschaftlichsten.

    Eder betont, dass der CSU sehr daran gelegen sei, dabei einen weitläufigen und mindestens gleichwertigen Pausenhof zu errichten. Der CSU-Fraktionssprecher verweist auf das bevorzugte pädagogische Konzept der Lernlandschaften, welches im Bestandsgebäude nur schwer umsetzbar wäre.

    Lernlandschaften

    Bei der Debatte um einen Schulneubau geht es vielfach auch um die Realisierung von Lernlandschaften als vom Lehrplan gefordertes modernes pädagogisches Grundkonzept.

    Ergänzend zum Frontalunterricht wird hierbei individuelles Arbeiten und Interaktion in Kleingruppen gefördert.

    Dies benötigt auch eine räumliche Umsetzung. Im Gegensatz zur sogenannten herkömmlichen Flurschule steht hierbei neben den Klassenräumen allen Klassen einer Jahrgangstufe ein gemeinsamer Marktplatzbereich für Differenzierung zur Verfügung, sodass vier Klassenräume zusammen mit zwei zusätzlichen Räumen eine Einheit bilden.

    Und auch die Ganztagsbetreuung, auf die Eltern voraussichtlich ab 2025 einen Rechtsanspruch haben, profitiere von den Räumlichkeiten, die zudem Möglichkeiten zum Spielen und zur Erholung bieten. Angesichts der vielen Stunden, die die Kinder in ihrer Schule verbringen, sei eine hohe Aufenthaltsqualität essenziell.

    Die CSU betont außerdem, dass konkrete Planungen hinsichtlich des Baukörpers oder des Baustoffes erst in einer späteren Phase und unter Einbeziehung des Gemeinderats festgelegt werden.

    Grundschule: Freie Wähler tauschen sich mit Kissinger Eltern aus

    Freie WählerVon den sechs im Gemeinderat vorgestellten Varianten habe sich die Fraktion der FWG nach internen Diskussionen für den Neubau entschieden, weil dieser nach dem neuesten Standard gebaut werde und für die Gemeinde kostenmäßig der günstigste sei, so die Fraktion.

    Nach den Einsprüchen aus der Elternschaft habe sich die Fraktion auch mit diesen getroffen und ihren Standpunkt dargelegt. Deren Haupteinwand war der Erhalt des Pausenhofs. "Durch den Architektenwettbewerb, dessen Vorgaben noch erarbeitet werden, können wir noch Einfluss auf die Größe des Pausenhofes nehmen", betont FWG-Sprecher Peter Wirtz. Seine Fraktion ist der Auffassung, dass dieser nach Fertigstellung der Schule dem heutigen ähnlich sein wird.

    Ein Unterstützer des Neubaus ist auch Jörg Felgenhauer als einziger Vertreter der FDP im Kissinger Gemeinderat. Entscheidend für ihn sei dabei die Möglichkeit eines modernen pädagogischen Konzepts. Er freue sich, dass in den letzten Gesprächen deutlich geworden sei, dass es dennoch möglich sei, den Pausenhof noch größer und erlebnisreicher zu gestalten. Auch er verweist auf die Kostenvorteile. In Hinblick auf die geäußerten Kritikpunkte, meint er: "Eine Einbindung aller Interessierten in den Weg zur Entscheidung unter Pandemiebedingungen war und ist herausfordernd. Es ist gut, dass nun Gespräche mit den 'Freunden des Erlebnispausenhofs' geführt worden sind." Er unterstütze eine weitere Einbindung der Bürger.

    Kissings Grüne vermissen engeren Verständigung über Grundschule

    Bei der Grünen-Fraktion, die gegen die Variante eines Neubaus gestimmt hatte, klingen kritische Töne an. So seien zwar bei der Machbarkeitsstudie verschiedene Möglichkeiten gründlich untersucht worden. Grundsätzlich andere Standorte seien jedoch nicht berücksichtigt und die zugehörige Projektfläche und besonders der Pausenhof im Zuge der Studie nur unzureichend abgearbeitet worden. Eine engere Verständigung mit dem Gemeinderat wäre dabei hilfreich gewesen: „Für neue Mitglieder des Rates war eine Meinungsbildung unter diesen Umständen natürlich schwierig“, stellt Katharina Eigenmann von den Grünen fest.

    Die Grünen akzeptieren jedoch den Mehrheitsbeschluss und wollen konstruktiv mitarbeiten. Sie begrüßen den Weg des Architektenwettbewerbs. Wunsch der Fraktion ist es, dass bei diesem als Vorgabe der Erhalt des Erlebnispausenhofs einfließen soll und zwar wie heute als offenes Angebot über die schulische Nutzung hinaus. Das gesamte Areal der Grundschule und insbesondere die angrenzenden Flächen sind nach Auffassung der Grünen mitzudenken. Sie fordern, dies vor Auslobung des Wettbewerbs überfraktionell abzustimmen.

    Kissinger SPD fühlt sich beim Grundschulneubau überrumpelt

    Die Kissinger SPD lehnt einen Neubau nicht grundsätzlich ab. Sehr unglücklich ist die Fraktion jedoch über die Art und Weise, wie die Entscheidung zustande kam. Wie Sprecherin Silvia Rinderhagen darlegt, war immer nur über Anbau- und Erweiterungsmöglichkeiten beraten worden, bis im Juli das Architekturbüro Wossnig die Machbarkeitsstudie vorlegte. Diese beinhaltete als eine von sechs Varianten auch den Neubau auf dem Erlebnispausenhof. "Von dieser Option habe ich zum ersten Mal im Ältestenrat gehört." Dieser kam am Montag zusammen, am Donnerstag derselben Woche fand die Gemeinderatssitzung statt.

    Dass in dieser gleich eine endgültige Entscheidung fallen sollte, sei zudem aus den Sitzungsunterlagen nicht ersichtlich gewesen. "Dort hieß es nur: 'Beschlussvorschlag ergibt sich aus der Sitzung.' Und dann wurde das so zur Abstimmung gebracht. Wir waren völlig überrumpelt", kritisiert Rinderhagen. Für ihre Fraktion seien noch viele Fragen offen gewesen, beispielsweise was die Gesamtentwicklung der Kissinger Schullandschaft einschließlich Mittelschule betrifft sowie die Prüfung alternativer Standorte.

    Nun müsse sich die SPD der Mehrheit fügen. "Uns bleibt nur, uns dafür einzusetzen, dass der Neubau - auch von der Größe des Pausenhofs her - möglichst verträglich umgesetzt wird", sagt die SPD-Sprecherin. Sie drängt außerdem darauf, dass man zumindest die Mittelschule in die Konzeption einbindet und sich beizeiten Gedanken um die Nachnutzung des Bestandsgebäudes macht, in das die Kommune in den vergangenen Jahren immerhin noch 3 Millionen Euro investiert hat.

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