Es beginnt mit Schüttelfrost, gefolgt von Kopf- und Gliederschmerzen. Schließlich kommen auch noch Fieber und leichte Übelkeit hinzu - acht Stunden nach seiner Impfung setzen bei Andreas Santa erste Nebenwirkungen ein. Der Kissinger kann nicht schlafen, wälzt sich im Bett - rund anderthalb Tage liegt er flach. Der 27-Jährige ist einer von 2150 Personen, die im Landkreis Aichach-Friedberg mit dem Vakzin von AstraZeneca geimpft wurden.
Seit Montag gilt in Deutschland ein Impfstopp für das Vakzin. Grundlage für die Entscheidung des Gesundheitsministeriums sind sieben Fälle einer speziellen Thrombose-Form, die in zeitlichem Zusammenhang mit einer AstraZeneca-Impfung entstanden sind.
Als Feuerwehrmann, der auch bei Unterstützungseinsätzen für den Rettungsdienst dabei ist, bekam Andreas Santa wie viele seiner Kameraden ein Impfangebot. Am Samstagnachmittag war er an der Reihe. Zunächst ging es ihm gut, abends setzen die erste Nebenwirkungen ein. "Es war wie bei einer Grippe. Ich habe mich mit Jacke, Pulli und Wärmflasche ins Bett gelegt und immer noch gefroren. Dann kam noch Fieber hinzu.", berichtet der Kissinger. "
Trotz Nebenwirkungen: Kissinger vertraut AstraZeneca
Am Montagabend waren die Beschwerden genauso schnell wieder weg, wie sie gekommen waren. Bereits am Dienstag ging der Produktmanager wieder seiner Arbeit nach. Gerechnet habe er mit solchen Nebenwirkungen nicht, aber ein mulmiges Gefühl hatte er schon vor der Impfung: "Ich habe die Berichte gehört und mich dann so gut es ging informiert. Natürlich habe ich etwas gehadert, aber ich habe mich bewusst für die Impfung entschieden."
Das würde er jederzeit wieder so machen, sagt Santa: "Ich gebe zu, dass ich mir viele Gedanken gemacht habe. Allerdings war mir der Nutzen der Impfung mehr wert als die Angst." Den verhängten Impfstopp hält der SPD-Kreisrat für die falsche Maßnahme: "Ich verstehe jeden, der sich aufgrund der Bedenken nicht impfen lassen will, aber es sollte eine persönliche Entscheidung sein. Ein genereller Impfstopp wirft unsere Bemühungen, das Virus in den Begriff zu bekommen, weit zurück."
Sein Vertrauen in den Impfstoff hat Santa trotz der Nebenwirkungen nicht verloren: "Das ist zwar nicht schön, aber im Vergleich zu Corona kann man das in Kauf nehmen. Zumal ich mich jetzt bei Rettungseinsätzen deutlich sicherer fühle." Dennoch befürchtet der 27-Jährige, dass die Vorfälle das Impftempo beeinflussen könnten: "Es wird einige geben, die AstraZeneca verweigern. Das Vertrauen hat insgesamt sicher gelitten." Dennoch warnt Santa vor Vorverurteilungen: "Solange keine abschließenden Untersuchungsergebnisse vorliegen, sollte man keine Schlüsse ziehen."
Zweite Impfung: Andreas Santa ist im Juni an der Reihe
Aktuell sind die Impfungen ausgesetzt, am Freitag will die Bundesregierung auf einem Impfgipfel beraten, wie es weitergeht mit dem Impfstoff von AstraZeneca. Bis dahin soll die Einschätzung der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) zur Sicherheit des Impfstoffs vorliegen.
Sollte das Vakzin verboten werden, hätte das nicht nur Folgen für Andreas Santa, sondern für viele Impfwillige im Wittelsbacher Land. Baldige Termine für unter 80-Jährige würden in weite Ferne rücken. Zweitimpfungen mit AstraZeneca haben nach Angaben des Landratsamtes in Aichach-Friedberg noch nicht stattgefunden.
Andreas Santa wäre am 5. Juni mit seiner zweiten Impfung an der Reihe. Er glaubt fest dran, dass der Termin Bestand hat: "Ich hoffe, dass der Impfstopp wieder aufgehoben wird. Ich bin bereit für die zweite Impfung, will mich aber nicht vordrängeln und lasse gerne anderen den Vortritt, da ich ja bereits einen gewissen Grad an Immunität habe."
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