Wenn die Temperaturen steigen, dann treibt es mehr Menschen an die Seen. Ein beliebtes Ziel ist der Weitmannsee in Kissing - auch über die Grenzen des Landkreises hinweg. Dort stoßen allerdings zwei Gegensätze aufeinander. Der Nordteil ist auf die Naherholung ausgerichtet. Im Süden gibt es eine große naturbelassene Fläche.
Bisher trauen sich nur vereinzelt Menschen ins Wasser, aber es sind bereits viele Spaziergänger und Sportler am See unterwegs - gerade in Corona-Zeiten. Auch die anderen Dauergäste im Frühjahr, die Graugänse mit ihren Küken, sind schon zahlreich vertreten. Die Tiere polarisieren die Besucher seit vielen Jahren.
Graugänse am Weitmannsee polarisieren seit Jahren
Gepflegt wird das Areal vom Erholungsgebieteverein Augsburg, kurz EVA. Der versucht, einen Spagat zu schaffen. Der südliche Teil bietet den Graugänsen einen besonderen Lebensraum. Auf den vielen kleinen Inseln können sie ungestört brüten. Das Ostufer im nördlichen Teil hat eine große Liegefläche für Sonnenbader. Zudem gibt es ein Restaurant, einen Spielplatz und ein Beachvolleyballfeld. Die Tiere halten sich jedoch auch gerne in diesem Bereich auf und hinterlassen ihren Kot am Kiesstrand und auf den angrenzenden Wiesen.
EVA-Geschäftsführerin Elisabeth Burkhard schätzt, dass die Population der Graugänse ähnlich ausfällt wie in den Jahren zuvor. Sie rechnet mit zehn bis 15 Paaren, die dann drei bis sieben Nachkommen haben. "Je nachdem, wie erfolgreich die Brut war." Grundsätzlich habe sich die Anzahl der Tiere in den vergangenen Jahren ungefähr auf das gleiche Niveau eingependelt.
Burkhard betont, dass die Gänse nicht gefüttert werden dürfen. Leider habe sie genau das vor ein paar Tagen wieder beobachtet. "Gerade im oberen Bereich, wo die Besucher sich aufhalten, ist das ganz schlecht. Die Tiere merken sich das, halten sich dann vermehrt auf den Liegewiesen auf und hinterlassen dort so einiges", sagt sie. In den vergangenen Jahren war auch immer wieder Thema, dass die Tiere den Spielplatz ansteuern. Der darf aufgrund einer Notzufahrt nicht komplett eingezäunt werden. "Da haben wir nun einen Versuch gestartet. Einige Leute haben sich schon gewundert, was wir da installiert haben", sagt Burkhard.
Um die Gänse fernzuhalten, sind sogenannte Viehschranken aufgestellt worden. "Das gibt es zum Beispiel im Allgäu, um Weidebereiche abzuriegeln", erklärt Burkhard. Menschen könnten sie ohne großes Hindernis durchqueren, die Tiere würden sie aber abhalten. Eine Schranke sei bei dem Durchgang zum Restaurant installiert worden, eine andere bei dem Zugang, wo die Rettungsfahrzeuge im Notfall durchfahren. "Bisher funktioniert die Beschränkung für die Gänse ganz gut, vorausgesetzt, dass die Leute sie zu lassen und nicht kaputtmachen." Eine Schranke sei bereits nach zwei Tagen beschädigt worden. Burkhard hofft, dass die Besucher nun mehr Rücksicht nehmen. "Wir haben auch Schilder hingestellt, die erklären, was wir da machen."
Während der Kissinger Bauhof für den Spielplatz zuständig ist, vergibt der Erholungsgebieteverein die Pflege des Liegebereichs und der Wiesen an ein Unternehmen. Der Kiesstrand sei bereits gesäubert worden. Aufgrund der niedrigen Temperaturen sei das Gras noch nicht hoch genug gewachsen, um es zu mähen. Das erfolge aber bald. Der Sand im Spielplatz und im Beachvolleyballfeld sei mit einer professionellen Maschine gereinigt worden. Das Netz habe der Erholungsgebieteverein aufgrund der Corona-Bestimmungen noch nicht aufhängen lassen. Wenn eine Familie ihr eigenes Netz mitbringe, könne sie das Feld benutzen - vorausgesetzt dass alle Vorschriften hinsichtlich der Kontaktbeschränkungen eingehalten würden.
Ansonsten wird der Erholungsgebieteverein, soweit es nötig ist, die Tische und Bänke auf dem Areal erneuern. "Die bestehen aus unbehandeltem Holz. Wir wollen keine Beton- oder Plastikbänke." Dadurch seien sie aber auch anfälliger. Beispielsweise hätten Unbekannte mit einem Einweggrill ein Loch in eine Tischplatte gebrannt. Grundsätzlich ist Feuer am See aus Sicherheitsgründen verboten. Bei der letzten Begehung sei direkt unter einem Baum eine Grillstelle entdeckt worden, berichtet Burkhard. "Wenn da ein Auwaldbrand entsteht, dann haben wir echt ein Problem", warnt die Geschäftsführerin.
Stand-up-Paddling ist am Weitmannsee ein Thema
Zudem hat der Erholungsgebieteverein bei den öffentlichen Toiletten unter dem Restaurant nachgebessert. Aufgrund von Feuchtigkeit hatten sich in der Vergangenheit Wandfliesen gelöst. Nun sind die Stellen mit Riffelblechmatten ausgebessert worden. "Jetzt schaut das einfach wieder sauber aus und es fällt nichts mehr von der Wand", sagt Burkhard.
Aufgrund der Corona-Pandemie sind die heimischen Seen zurzeit so sehr gefragt, wie schon lange nicht mehr. Für den Naturbereich stelle der erhöhte Freizeitdruck eine Gefahr da. Das behalte der Erholungsgebieteverein im Auge. Laut Burkhard hält sich aber bisher alles im Rahmen. Die Besucher seien vor allem im Nordbereich unterwegs. "Man muss natürlich immer wieder darauf hinweisen, dass der südliche Bereich der Natur gehört und auch nicht unterhalten wird." Es sei möglich, dort über den Trampelpfad zu spazieren. Besucher sollen sich in diesem Bereich aber nicht länger aufhalten oder gar ein Picknick machen.
Im Hinblick auf den Badebetrieb sei Stand-up-Paddling zurzeit ein Thema. Das werde im Nordbereich geduldet. Der naturbelassene Raum soll aber gemieden werden. Das Gewässer, die Inseln und die Grünflächen im Süden dienten als Rückzugsraum für Tiere. Burkhard warnt: "Wenn die Leute sich nicht daran halten, dann müssen wir das Stand-up-Paddling komplett verbieten."
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