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Karl-May-Festspiele: Nach dem Ölprinz ist für Fred Rai Schluss

Karl-May-Festspiele

Nach dem Ölprinz ist für Fred Rai Schluss

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    Angela Fürstin Fugger von Glött kämpft als Bankierswitwe gegen den Ölprinz.
    Angela Fürstin Fugger von Glött kämpft als Bankierswitwe gegen den Ölprinz.

    Dasing/Kirchheim Eigentlich würde man in dem hohen Raum mit der getäfelten Decke, dem Kronleuchter und den finsteren Ölbildern an den Wänden eher eine ritterliche Tafelrunde vermuten. Tatsächlich sitzen an dem langen Holztisch jedoch Pierre Brice und Winnetou (wohlgemerkt: getrennt voneinander), Old Shatterhand, ihr Widersacher, der gierige Ölprinz, Miss Burbon, die leicht bekleidete Inhaberin des Saloons, und der Westmann Sam Hawkens in seinem ledernen Mantel – und wirken ein bisschen deplatziert.

    Was sie natürlich nicht sind. Die illustre Gesellschaft hat sich im Fuggerschloss in Kirchheim im Unterallgäu zusammengefunden, um für die Süddeutschen Karl-May-Festspiele in Dasing zu werben, die am 2. Juli mit „Der Ölprinz“ Premiere feiern. Die Örtlichkeit für die Pressekonferenz erstaunt dabei nur auf den ersten Blick. Schließlich steht auf der Besetzungsliste heuer bereits zum dritten Mal keine Geringere als Angela Fürstin Fugger von Glött.

    Die Hausherrin des Schlosses hat als „Mrs. Duncan“ im weinroten Hosenrock auf einem der thronähnlichen, gedrechselten Stühle Platz genommen und strahlt über das ganze Gesicht. „Das ist für mich eine Mordsfreude“, sagt sie. Zu ihrer Linken sitzen ihr Bruder Max von Kienlin, der als Mr. Buttler wie im Vorjahr auf der Seite des Bösen steht, und der Intendant der Festspiele, Fred Rai. Nachdem er im vergangenen Jahr Old Surehand gegeben hat, kehrt er heuer wieder in die Rolle des Bösewichts zurück: Er verkörpert den skrupellosen Geschäftsmann Mr. Grinley, den Ölprinzen – und das zum letzten Mal. „Die siebten Spiele bedeuten den Abschied als Akteur“, sagt Rai. Er werde den Festspielen zwar auch künftig als Intendant erhalten bleiben, wolle aber „reisen und das Leben genießen“.

    Dass diese Ankündigung beinahe ein bisschen untergeht, liegt nicht an mangelndem Interesse, sondern an dem Mann, der zur Rechten der Fürstin sitzt: Pierre Brice, 82 Jahre alt und auch ohne Kostüm einfach Winnetou. Er ist gewissermaßen der Pate der diesjährigen Spiele und wird sich die Premiere ansehen. Den Häuptling der Apachen spielt dann Matthias M., der jetzt hinter Brice in der zweiten Reihe sitzt. Als Brice ihn beim Hereinkommen entdeckt, geht er kurz auf ihn zu und sagt lapidar: „Das kenne ich.“

    Dieser eine Satz sagt viel aus. Später wird ihn „Old Shatterhand“ Alexander-Klaus Stecher, bekannt aus Serien wie „Derrick“, „Der Alte“, „Siska“ und Rosamunde-Pilcher-Filmen, fragen, ob man ihm etwas Gutes tue, wenn man über Winnetou spricht, oder ob die Rolle ein Verhängnis sei. Pierre Brice schüttelt den Kopf: „Immer, immer war es Winnetou, Winnetou, Winnetou. Es war sehr schwer.“ Trotzdem sei er glücklich gewesen, den Häuptling nach den Filmen bei den Karl-May-Festspielen in Bad Segeberg wieder zu „treffen“: „An der Rolle war nichts negativ.“

    Wie untrennbar sie mit seinem Leben verbunden ist, zeigt Stechers nächste Frage: „Würdest du die Rolle des Pierre Brice noch mal übernehmen?“ Es dauert ein wenig, bis er seinen Fehler bemerkt und „Winnetou“ nachschiebt. Die Antwort lautet: „Ja, sicher.“

    "Bayern Seite 5

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