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Jubiläum: Wie in einer anderen Zeit

Jubiläum

Wie in einer anderen Zeit

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    “Was ist das denn?“ Vorsichtig streichelt die kleine Katharina über den tierischen Helmschmuck.
    “Was ist das denn?“ Vorsichtig streichelt die kleine Katharina über den tierischen Helmschmuck.

    Unterzell Es duftet nach frisch gebackenem Brot und anderen Leckereien. Natürlich wollen die Kinder sofort probieren, schließlich haben sie gerade selbst Körner gemahlen. Früher war das alles Aufgabe der römischen Soldaten im Lager. „Da wussten die Frauen wenigstens, dass ihr Mann kochen kann,“ erzählt Jürgen Weber, Gründer der Pedites Singulares, und lacht.

    Die historische Römergruppe aus Friedberg hat sich vor genau zehn Jahren einen großen Wunsch erfüllt: ein eigenes Kastell. Am Wochenende feierte die Straßenstation Unterzell Geburtstag, und zu bestaunen gab es nicht nur den überdachten Backofen. Was mit einem Graben begonnen hatte, ist mittlerweile zu einer richtigen kleinen Militäranlage geworden. „Das Gelände hat uns mein Schwager überlassen“, erzählt Centurio Weber.

    Von einem Holzturm aus können die Soldaten kontrollieren, wer hier vorbeikommt – schließlich sind sichere Wege wichtig für einen fluorierenden Handel. In der Mannschaftsbaracke schlafen bis zu acht Männer auf engstem Raum. „Privatsphäre wurde ganz klein geschrieben in der römischen Armee“, erzählt Weber, der in Stätzling wohnt. Vor dem Lager steht ein keltisches Neunpfostengebäude. Dort ließen sich in der Römerzeit Schreiner oder Schuhmacher nieder, denn „wo Soldaten waren, war immer Geld“.

    Das Kastell wird aus der eigenen Tasche finanziert, jeden Stein und jedes Brett hatten die Hobby-Römer in der Hand. Auch die Kleidung, zum größten Teil selbst gemacht. Besonders die aufwendig bemalten Schilde stechen dem Besucher sofort ins Auge. „Die sind aus querverleimten Pappelhölzern“, erklärt Weber, belegt mit Rohhaut oder Leder. Da die Naturfarben darauf nicht so haltbar seien, müsse immer mal wieder nachgebessert werden. „Das sind alles Winterarbeiten.“ Wenn die Veranstaltungssaison im Oktober vorbei sei, dann gehe es ans Handarbeiten.

    Doch noch ist es nicht soweit. Noch lassen sich die Römer von neugierigen Besuchern mit Fragen löchern. Das Publikum bei der Zehn-Jahr-Feier ist bunt gemischt: Geschichtsbegeisterte, Familien mit Kindern, interessierte Rentner. Weber freut sich, dass so viele den kleinen Wegweisern in den Wald gefolgt sind. Besonders wichtig ist ihm, jungen Leuten Geschichte näher zu bringen. Deshalb geht die Gruppe auch in Schulen und bietet Ferienprogramme an.

    Für den Einstieg ist Asterix optimal

    Der Centurio erinnert sich noch genau daran, wie er selbst zum Römer-Fan wurde: „Ich war ungefähr zwölf, als unser Lehrer uns ins Römische Museum in Augsburg geschleppt hat.“ Damals sei sofort sein Interesse geweckt worden. „Und es hat mich nicht mehr losgelassen.“ Für den Einstieg findet Weber die Asterix-Comics super, aber „wenn ich in den Schulen so rumfrage, dann kennen viele Kinder Asterix gar nicht.“

    Umso mehr gibt es also für die Pedites Singulares zu tun. Die „Statthaltergarde“, wie der Name übersetzt heißt, besteht heute aus zehn Soldaten, zwei Damen und den Kindern. Für die Mitglieder ist es mehr als ein normales Hobby. Und doch ist es Weber wichtig zu betonen, dass die Gruppe zwar das Leben der Römer nachempfindet, aber nicht als Römer lebt: „Wir sind Menschen des 21. Jahrhunderts.“ Es sei unmöglich, in die Rolle einer Person zu schlüpfen, die im dritten Jahrhundert nach Christus gelebt habe. Wobei, als die Gruppe einmal in voller Montur mit dem Legionsadler um das Colosseum in Rom marschierte, da hat sich der eine oder andere wohl doch ein bisschen wie in einer anderen Zeit gefühlt.

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    Viele weitere Fotos gibt es unter

    friedberger-allgemeine.de/bilder

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