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Interview: Wie Vereine in Rinnenthal Heimat schaffen

Interview

Wie Vereine in Rinnenthal Heimat schaffen

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    Rinnenthal hat ein aktives Vereinsleben. Wie die Dorfgemeinschaft funktioniert, berichten Matthias Stegmeir Sprecher der Vereine und CSU-Vorsitzender), Florian Seitz (Zweiter Vorsitzender der Freiwilligen Feuerwehr), Bettina Treffler (Pfarrgemeinderatsvorsitzende) und Christian Treffler (Vorsitzender des BC Rinnenthal).
    Rinnenthal hat ein aktives Vereinsleben. Wie die Dorfgemeinschaft funktioniert, berichten Matthias Stegmeir Sprecher der Vereine und CSU-Vorsitzender), Florian Seitz (Zweiter Vorsitzender der Freiwilligen Feuerwehr), Bettina Treffler (Pfarrgemeinderatsvorsitzende) und Christian Treffler (Vorsitzender des BC Rinnenthal). Foto: Ute Krogull

    Rinnenthal hat eine gute Dorfgemeinschaft und aktive Vereine. Wie bekommt ein kleiner Ort das hin?

    Matthias Stegmeir, CSU, Sprecher der Vereine: Es gibt da kein Rezept, aber die Vereine machen kein aufgesetztes Programm, sondern wollen Heimat vermitteln, so dass die Menschen sich identifizieren können.

    Bettina Treffler, Pfarrgemeinderat: Und wenn man was macht, dann kommen die Rinnenthaler auch. Man hockt nie alleine da.

    Wie hoch ist der Anteil der Rinnenthaler, die in einem Verein engagiert sind - und wie steht es mit dem Nachwuchs?

    Christian Treffler, BC Rinnenthal: Alle Vereine zusammen haben über 2000 Mitglieder – bei 865 Einwohnern. Man wächst in Rinnenthal in den Verein hinein, identifiziert sich und übernimmt ein Amt. Der Trend geht sogar zum Zweitamt (lacht).

    Florian Seitz, Feuerwehr: Wir sind in der Feuerwehr inzwischen ungefähr so viele aktive Mitglieder unter 30 wie über 30 Jahren. Der Kommandant ist Anfang 20. Wenn man den Jungen Vertrauen schenkt und sie machen lässt, bringen sie sich auch ein und strengen sich an. Wir wollten unser 140. Jubiläum klein feiern. Weil wir gemerkt haben, dass nicht mehr viele Erfahrung in der Organisation haben, machen wir es größer, damit Jüngere von Älteren lernen können.

    Christian Treffler: Vereine müssen Neues ausprobieren. Wenn man Ehrenamtlichen sagt, wir brauchen dich zwei Jahre drei Tage die Woche, wird es schwierig. Man muss sich Teams für Projekte suchen.

    Bettina Treffler: In der Kirchengemeinde sind wir gut bestückt mit Leuten, die mal im Pfarrgemeinderat waren und noch Aufgaben übernehmen. Das Gremium koordiniert.

    Wie schafft man die Balance zwischen Alt und Neu und stiftet Gemeinschaft?

    Rinnenthal soll noch lebenswerter werden. Dafür setzten sich die Bürger in Vereinen und im Ortsentwicklungskonzept ein.
    Rinnenthal soll noch lebenswerter werden. Dafür setzten sich die Bürger in Vereinen und im Ortsentwicklungskonzept ein. Foto: Matthias Stegmeir

    Seitz: Natürlich muss man auch die Tradition bewahren, zum Beispiel beim Maibaumfest oder dem Fronleichnamsumzug.

    Stegmeir: Der Schützenverein ist eine richtige Schützenfamilie, genauso der Gartenbauverein, der viel für den Ort tut. Toll ist auch, dass es beim Feuerwehrfest im Juli statt eines Umzugs eine Löschkette gibt, bei der Klein und Groß mitmachen und für die Spender gesucht werden. Das Ziel sind 1000 Teilnehmer.

    Sind Kooperationen eine Chance?

    Christian Treffler: Ja. Wir haben im Jugendfußball eine Spielgemeinschaft aus fünf Orten.

    Stegmeir: Auf dem Land hat sich viel verändert. Es gibt weniger Geburten, aber größere Schulsprengel. Wenn man zusammen in die Schule geht, weichen Grenzen zwischen Orten auf. Die Vereine arbeiten nicht als Konkurrenz, sondern zusammen – zum Beispiel auch die Feuerwehren.

    Bettina Treffler: Neubürger sind da eine Riesenchance. Wer aus der Stadt kommt, ist gewohnt, mal fünf Kilometer irgendwo hinzufahren.

    Wie versucht Rinnenthal, Neubürger zu integrieren?

    Christian Treffler: Wir haben einen Neubürgerempfang. Vorher gehen wir zu den Leuten und laden sie persönlich ein. Außerdem gibt es einen Infobrief.

    Das klingt alles so schön – ist eigentlich auch etwas schwierig?

    Christian Treffler: Vereine müssen sich noch besser vernetzten, sich zum Beispiel zum Thema Datenschutz austauschen – das muss ja nicht jeder für sich erarbeiten.

    Seitz: Bei den Feuerwehren funktioniert das gut. Dreimal im Jahr finden Treffen für alle Feuerwehren aus dem Stadtgebiet Friedberg statt.

    Christian Treffler: Das wollen wir jetzt auch für Sportvereine. Im Oktober laden wir alle nach Rinnenthal ein. Ein Thema sind auch die Haftungsfragen. Das ist nicht einfach.

    Wird deshalb der vereinsübergreifende Verein „Wir in Rinnenthal“ gegründet?

    Stegmeir: Wir brauchen aus haftungs- und zuschussrechtlichen Gründen einen Verantwortlichen, zum Beispiel für unsere Website „Herzlich willkommen in Rinnenthal“, die 2013 ins Leben gerufen wurde. Ebenso für Dorffeste, Gewerbeschauen, die künftig alle drei jahre stattfinden sollen, und die Maibaumkasse.

    Die Vereinsgründung ist ein Punkt aus dem Ortsentwicklungskonzept. Unter dem Motto „Gern daheim in Rinnenthal“ geht es auch um Themen wie die Neugestaltung der Areale rund um die Kirche oder am Eisbach. Gibt dieser Prozess dem Dorf einen Schub?

    Bettina Treffler: Ja, es war toll zu sehen, wer bei den Treffen dabei war.

    Christian Treffler: Man schaut noch mal anders auf sein Dorf ...

    Stegmeir: Es leben nicht mehr drei Generationen unter einem Dach. Es gibt weniger Kontakte. Wir überlegen, was ist wichtig, damit Leute gerne hier leben. Deshalb haben wir für den Kindergarten gekämpft.

    Seitz: Aber auch Arbeitsplätze. Es arbeiten zum Beispiel 15 Frauen in der Nudelproduktion des Lärchenhofs. Davor können sie ihre Kinder in die Kita am Ort bringen.

    Stegmeir: Deshalb wollen wir Rinnenthal als Dorfgebiet erhalten, so dass aufgelassene Hofstellen an Handwerker vermietet werden können. Das Dorf verändert sich dann nicht so schnell und die Leute finden Arbeit.

    Wie wichtig sind Treffpunkte für das Dorfleben?

    Christian Treffler: Sehr wichtig. Da ist zum Beispiel unser Hofladen. Er hat ein Café und dient der Versorgung. Früher war hier mal eine Wirtschaft. Dann gibt es noch das Mozartcafé im früheren Bäckerwirt und das Vereinsheim des BCR.

    Die Rinnenthaler wünschen sich ein Nutzungskonzept für den jetzigen Kindergarten und die Alte Schule...

    Seitz: Der BCR muss jetzt für viele Kurse nach Eurasburg ausweichen.

    Stegmeir: Treffpunkte sind heutzutage nicht mehr so starr. Der Hofladen ist zum Beispiel wichtig für Mütter, beim BCR sind Hunderte Leute. Soziale Mittelpunkte sind die Zukunft.

    Lesen Sie dazu den Kommentar von Ute Krogull: Sterben die Vereine in Aichach-Friedberg bald aus?

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