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Integration: Besondere Asylunterkunft in Rinnenthal

Integration

Besondere Asylunterkunft in Rinnenthal

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    Groß war das Interesse bei der Informationsveranstaltung im Saal der Alten Schule in Rinnenthal. Ab Mitte August sollen bis zu zwölf minderjährige Flüchtlinge in ein Einfamilienhaus in der Waldstraße ziehen.
    Groß war das Interesse bei der Informationsveranstaltung im Saal der Alten Schule in Rinnenthal. Ab Mitte August sollen bis zu zwölf minderjährige Flüchtlinge in ein Einfamilienhaus in der Waldstraße ziehen. Foto: Sebastian Richly

    Sie sind noch gar nicht da und doch beschäftigen sich die Rinnenthaler bereits intensiv mit ihnen. Ab Mitte August sollen acht bis zwölf minderjährige unbegleitete Flüchtlinge in den Friedberger Ortsteil ziehen. Für den Großteil der 800 Einwohner ist das kein Problem.

    Im Gegensatz zu anderen Gemeinden im Landkreis Aichach-Friedberg. In Kühbach wurde sogar ein Bürgerbegehren gegen die Unterbringung von 50 Asylbewerbern gestartet. Am Ende gab der Grundstückseigentümer sein Vorhaben auf und die Ansiedelung ist vorerst vom Tisch.

    Auch bei der Informationsveranstaltung in Rinnenthal war das Interesse groß. Der Saal im ersten Stock der Alten Schule reichte kaum aus, um die 160 Zuhörer unterzubringen. Viele mussten sogar auf dem Gang stehen. Die Flüchtlinge werden in einem Einfamilienhaus in der Waldstraße leben, das stieß zunächst vor allem bei den unmittelbaren Anwohnern auf Kritik. „Wir haben Angst um unsere Kinder. Da sinken doch die Grundstückspreise“, hallte es Bürgermeister Roland Eichmann entgegen. Vor allem aber fühlten sie sich zu spät informiert und vor vollendete Tatsachen gestellt. Eichmann stellte klar, dass er die Versammlung nicht früher hatte einberufen können und die Stadt in solchen Angelegenheiten nur kurzfristig informiert werde: „Wir haben da kein Mitspracherecht, denn wir mieten die Gebäude nicht an.“

    Dafür ist der Landkreis zuständig, im Fall der minderjährigen unbegleiteten Flüchtlinge das Kreisjugendamt. Leiter Jürgen Rickmann machte klar, dass es sich hier um eine spezielle Betreuung handle. Hauptamtliche Fachkräfte würden sich pädagogisch um die jungen Männer im Alter von 15 bis 18 Jahren kümmern. Sogar ein Nachtdienst werde eingerichtet.

    Das bestätigte auch Hannes Weigel, Einrichtungsleiter der evangelischen Kinderjugendhilfe in Augsburg. „Das ist eine andere Form. Das Jugendamt ist immer dabei. Die jungen Männer haben einen Vormund.“ Weigel kümmere sich schon seit Langem um minderjährige Flüchtlinge, ernsthafte Probleme habe er noch nicht gehabt. Ziel sei es, die Flüchtlinge für die Gesellschaft fit zu machen und in die Arbeitswelt zu vermitteln. „Diese Zahl ist problemlos zu integrieren. Die Bevölkerung muss das aber auch wollen.“

    Der Großteil der Rinnenthaler sandte positive Signale. „Wir dürfen die Flüchtlinge nicht als Kriminelle stigmatisieren. Wir müssen ihnen bei der Integration helfen und auf sie zugehen“, sagte ein Anwesender stellvertretend für den Großteil im Saal und erntete dafür viel Applaus. Ein anderer bot sogar an, die Asylbewerber in seinem Schreinereibetrieb hineinschnuppern zu lassen.

    Woher die Flüchtlinge stammen, ist noch nicht klar: „Wir schauen, wer hierher passt und dann werden wir die Jugendlichen auswählen“, sagte Hannes Weigel. Schwer traumatisierte und nicht geeignete Flüchtlinge würden erst gar nicht in Frage kommen. Wie lange die Flüchtlinge in Rinnenthal bleiben werden, steht ebenfalls noch nicht fest. Laut Kreisjugendamtsleiter Bernd Rickmann läuft der Mietvertrag ein Jahr lang. „Wir müssen abwarten, was die Politiker beschließen, erst dann können wir Genaueres sagen.“ Es sei aber prinzipiell möglich, dass die Asylbewerber länger in Rinnenthal wohnen bleiben.

    Laut Bürgermeister Roland Eichmann nimmt die Problematik sogar noch zu. Bis zum Ende des Jahres werde die Stadt Friedberg voraussichtlich bis zu 400 Flüchtlinge aufnehmen. „Die Flüchtlingsströme nehmen zu. Da muss jeder seinen Beitrag leisten.“

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