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Immobilien: Keine Ausstellungen mehr in der Friedberger Archivgalerie?

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Keine Ausstellungen mehr in der Friedberger Archivgalerie?

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    „Außen hui, innen pfui“ gilt für die Archivgalerie an der Friedberger Pfarrstraße. Aus Brandschutzgründen können im oberen Stockwerk jetzt keine Ausstellungen mehr stattfinden.
    „Außen hui, innen pfui“ gilt für die Archivgalerie an der Friedberger Pfarrstraße. Aus Brandschutzgründen können im oberen Stockwerk jetzt keine Ausstellungen mehr stattfinden. Foto: Elisa Glöckner (Archiv)

    „Grenzenlos“ – so sollte die Gemeinschaftsausstellung der Friedberger Kunstspechte heißen, die vom 19. April an für zwei Wochen in der Archivgalerie zu sehen sein sollte. Doch der Schau werden jetzt unvermutet Grenzen gesetzt, und zwar ganz massiv. „Es ist sehr schade, dass in der Stadt Friedberg für Künstlergruppen keine Ausstellungsmöglichkeiten mehr geboten werden“, bedauert Vorsitzender Wolfgang Bernhard.

    Bereits seit September laufen die Planungen für die Veranstaltung in der Archivgalerie. Die Zusage der städtischen Kulturabteilung liegt laut Bernhard bereits vor, und auch im städtischen Kulturkalender ist die Veranstaltung angekündigt. Doch kurz vor Weihnachten bekamen die Kunstspechte eine schlechte Nachricht aus dem Baureferat.

    Kein Platz für die Friedberger Kunstspechte

    Eine Begehung des Gebäudes an der Pfarrstraße hatte nämlich ergeben, dass die Räume im Obergeschoss aus Brandschutzgründen nicht mehr genutzt werden dürfen, weil die Notausgänge nicht den Vorschriften entsprechen. Bislang gibt es neben dem Treppenhaus nämlich im ersten Stock lediglich ein Fenster zum Archivhof, über das sich Besucher im Fall des Falles retten könnten.

    Darum steht für die „Grenzenlos“-Schau nur das Zimmer Erdgeschoss links von der Eingangstür zur Verfügung. „Für 24 ausstellende Künstler ist das leider völlig unzureichend“, stellt Kunstspechte-Chef Bernhard fest. Insbesondere verwundert ihn die Entscheidung des Baureferats, da die Archivgalerie ja nicht das einzige öffentliche Gebäude mit nur einem Treppenhaus sei.

    Friedberger Archivgalerie: Schimmelbefall im Dachgebälk

    „Außerdem ist die Ausstellung zeitlich begrenzt, und es befinden sich keine Büros oder Ähnliches im Obergeschoss. Das war bei der Nutzung als Archiv noch eine andere Situation“, argumentiert Wolfgang Bernhard. Die Räume im Dachgeschoss und Obergeschoss stehen leer – wegen des Brandschutzes, aber auch, weil das Gebäude großflächig vom Schimmel befallen war. Bei einer Untersuchung im Sommer 2016 war sogar der gesundheitsgefährliche Aspergillus fumigatus nachgewiesen worden. Der Kulturpfleger des Stadtrats, Franz Reißner (SPD), hatte bereits Anfang 2014 deswegen Alarm geschlagen. Doch erst 2018 wurden die städtischen Archivalien ins Museumsdepot im Businesspark ausgelagert und eine Schimmelsanierung im Gebäude vorgenommen.

    Wie Schimmel entsteht und wie man ihm vorbeugen kann

    Problem Feuchtigkeit: Schimmel kann sich bilden, wenn Feuchtigkeit vorhanden ist. Und Feuchtigkeit schlägt sich nieder, wenn die Wand zu kalt wird. Dies ist der einfache Zusammenhang. Experten sagen, dass der „Taupunkt“ unterschritten wird.

    Problem Sanierung: Schimmel entsteht oft, wenn neue Isolierglasfenster in ein ungedämmtes älteres Haus eingebaut werden. Die neuen Fenster sind luftdicht. Wenn nicht häufig gelüftet wird, fehlt der Luftaustausch. Gleichzeitig kühlen die ungedämmten Wände aus, sodass sich Feuchtigkeit niederschlägt und Schimmel entsteht.

    In einem ungedämmten Haus kann zum Beispiel bei minus zehn Grad Außentemperatur an den Innenwänden die Temperatur auf rund 14 Grad fallen, obwohl das Zimmer auf 20 Grad beheizt ist. Von dem Problem berichten der Eigentümerverband Haus & Grund und das Energie- und Umweltzentrum Allgäu (Eza).

    Gegenmaßnahmen: Gegen die hohe Feuchtigkeit im Innenraum hilft frische Luft. Bewohner sollten mehrmals am Tag stoßlüften. Es reichen jeweils rund fünf Minuten. Laut Stiftung Warentest sollte die Frischluft quer durch die Wohnung oder – von unten nach oben – durchs Haus wehen. Und: Das Bad immer gut heizen.

    Anfang 2019 wurde Reißner wieder aktiv. In einem Schreiben an Bürgermeister Roland Eichmann (SPD) erinnerte er gemeinsam mit Co-Kulturpfleger Peter Gürtler (CSU) daran, dass die Archivgalerie für Ausstellungen aller Art aufgewertet werden müsse. Mit der Eröffnung des Museums und der Landesausstellung werde das Schloss auf lange Sicht ausgebucht sein und damit keinen Platz für andere Veranstaltungen bieten. „Es wäre ein großer Vorteil, die oberen drei Räume im Archiv zu verbinden“, schrieben Gürtler und Reißner an den Rathauschef.

    Was die Stadt Friedberg tun konnte

    Eichmann antwortete dem „lieben Franz“ schriftlich, es sei „Ziel des sich gegenwärtig im Gremium noch zur Diskussion befindlichen Immobilienkonzeptes, die zukünftig anzustrebende Nutzung festzulegen“. Jede Änderung der Nutzung bedürfe einer bauordnungsrechtlichen Genehmigung. Im Vorfeld seien die statischen Möglichkeiten sowie die denkmalpflegerischen und brandschutztechnischen Bedürfnisse zu prüfen. Einstweilen könne die Verwaltung anbieten, die Räume neu zu streichen und die Montage von Bilderleisten zu klären.

    Das nahm offenbar seine Zeit in Anspruch, sodass erst zehn Monate später der negative Bescheid an die Kunstspechte rausging, als die schon mitten in der Vorbereitung für die 26. Gemeinschaftsausstellung war. Anfang Februar telefonierte der Vorsitzende Wolfgang Bernhard noch einmal mit der Kulturabteilung – ohne jedoch einen Durchbruch zu erzielen.

    Über 100.000 Besucher im Friedberger Advent

    Auch auf Nachfrage unserer Zeitung hieß es bei der Stadt lapidar, Bürgermeister Eichmann für nächste Woche eine stadtinterne Besprechungsrunde einberufen, um eine Lösung zu finden. „Es ist sehr schade, dass in der Stadt Friedberg für Künstlergruppen keine Ausstellungsmöglichkeiten mehr geboten werden. Die Kunstspechte sind ja nicht die einzigen, die von dieser kurzfristigen Maßnahme betroffen sind“, bedauert Kunstspechte-Chef Bernhard. So haben allein die Ausstellungen zum Friedberger Advent bislang mehr als 100.000 Besucher angelockt.

    Lesen Sie dazu den Kommentar von Thomas Goßner: Friedberg schlägt Warnungen zur Archivgalerie in den Wind

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