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Holzburg: Mit dem Wärmenetz wächst die Dorfgemeinschaft

Holzburg

Mit dem Wärmenetz wächst die Dorfgemeinschaft

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    Die Biogasanlage von Xaver Mayr senior und junior wird mit Mais und Pferdemist betrieben, der von der Reitanlage Holzburg stammt. Fast das ganze Dorf hat sich inzwischen an das Wärmenetz angeschlossen. Fotos: Anton Schlickenrieder
    Die Biogasanlage von Xaver Mayr senior und junior wird mit Mais und Pferdemist betrieben, der von der Reitanlage Holzburg stammt. Fast das ganze Dorf hat sich inzwischen an das Wärmenetz angeschlossen. Fotos: Anton Schlickenrieder

    Holzburg. 15 Häuser und eine Reitanlage: Viel größer ist

    Die Geschäftsfrau ist kaufmännische Leiterin der Wärmenetz-GbR (Gesellschaft bürgerlichen Rechts) - und das wissend um die Risiken der Haftbarkeit. "Sie sagte anfangs, dass sie sich nie an einer GbR beteiligen würde", erzählt Dieter Maruschtik. Er wiederum ist Eigentümer der Reitanlage, seine Lebensgefährtin Beate Hurlburt Europameisterin auf ihrem Haflinger "Abendwind". Mit dem Mist der dort stehenden 50 Pferde füttert Bauer Xaver Mayr die Bakterien in seiner neuen Biogasanlage - natürlich nur als Beigabe zum Mais. Mayr wiederum und dessen gleichnamiger Sohn haben den Kuhstall zugunsten der Wärme- und Stromproduktion aus nachwachsenden Rohstoffen aufgegeben. "Auch das ist eine Form der Verringerung von Überproduktion", weiß Peter Hettich. Der Erfinder findet nichts Verwerfliches daran, das Futtermittel Mais nicht zum Aufbau von Fleischbergen herzunehmen und hat bei seiner Bemerkung vor allem den europäischen Milchsee im Blick.

    380 Kilowatt elektrischer Leistung produzieren die beiden Gasmotoren im Betriebsgebäude, das, eher ungewöhnlich, mitten auf dem Fermenter thront. Das dort entstehende Gas wird in den Nachfermenter geleitet, ehe die dicke Edelstahlleitung ins Maschinenhaus führt. "In dem zweiten Becken entsteht weniger, aber auch das bessere Gas", weiß Xaver Mayr junior, der auch schon eine Arbeit über die eigene Biogasanlage verfasst hat. Die Abwärme der Motoren wird zu einem kleineren Teil (40 KW) benötigt, um den Gärprozess in Schwung zu halten.

    Und der große Rest, die 380 Kilowatt Wärme, die stündlich entstehen? Der heizt die Häuser und Anwesen in Holzburg. Etwa ein Drittel davon bleibt sogar noch übrig. "Die Leute sind auf uns zugekommen und wir stellen die Wärme kostenlos zur Verfügung", erzählt der Hofbesitzer. Harte Arbeitstage liegen hinter der Familie Mayr, denn die Fermenter, Lagerstätten und Silos wurden zu großen Teilen selbst gebaut. Und das Wissen um die Millioneninvestition lastet natürlich auch im Hinterkopf.

    Mit viel Eigenleistung - Bilder von Hettich zeigen, wie viel Freude selbst die Kinder an der Buddelei hatten - wurde auch das Wärmenetz verlegt. Viele Widrigkeiten mussten überwunden werden, weiß Nebert. Vier Anwesen, die bislang nur Holzöfen besaßen, wurden umgerüstet. "Je mehr das Netz wuchs, desto besser wurde die Dorfgemeinschaft", sagt Hettich. Aus den persönlich nicht bekannten Nachbarn wurden Freunde, die Feier im Reiterstüberl am Ende der Bauzeit ist von spürbarer Herzlichkeit getragen. Waltraud Nebert richtet "ein großes Dankeschön" an die Familie Mayr und wünscht ihr "zwei immer rauchende Schornsteine". Für sich und ihre Nachbarn erhofft sie sich "immer heiß fließendes Wasser". Toni Huber wiederum, der als Neubürger ein älteres Anwesen aufrüstete, bedankt sich bei der GbR-Chefin namens aller Beteiligten mit einem Blumenstrauß.

    Ganz ohne Kosten für die Hausbesitzer ging es nicht ab: Insgesamt etwa 160 000 Euro kostete diese der Anschluss. Wobei Peter Hettich, findig wie immer, gleich ein Steuerungskabel mit zum von ihm und seiner Frau bewohnten alten Schulhaus legen ließ. Über dieses will er die Pumpe steuern. Denn auf 20 Jahre gerechnet, kommt deren Strom ganz schön teuer. Laufen aber muss deren Motor nur, wenn Wärme abgenommen wird.

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