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Höglwald: Wo König und Forscher den Forst studieren

Höglwald

Wo König und Forscher den Forst studieren

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    Alter Fichtenbestand ist noch charakteristisch für den Höglwald.
    Alter Fichtenbestand ist noch charakteristisch für den Höglwald. Foto: Gönül Frey

    Die royale Unterschrift aus dem Jahr 1989 ist nur dank beigefügter Bleistifterläuterung zu entziffern. Doch sie beweist, dass auch König Carl Gustav von Schweden den Höglwald bei Zillenberg besucht und sich dort ins Gästebuch eingetragen hat. Sein Interesse an der Forstwirtschaft hatte ihn hierher geführt.

    Der Höglwald ist nämlich ganz besonders ertragreich und deswegen schon seit Jahrzehnten ein Standort für Forschungen. „Die Fichte wächst hier unglaublich gut. Das fällt jedem auf, der sich ein bisschen auskennt“, sagt Ralf Gang vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF), das hier seit 1991 eine Waldklimastation betreibt. Geforscht wurde hier jedoch sogar schon früher. Und die weit zurückreichenden Datenreihen sind für Forst- und Klimaexperten besonders aufschlussreich.

    Eva Rusch aus Ried kümmert sich um die Anlage

    Eva Rusch aus Ried kümmert sich seit einigen Jahren im Auftrag des AELF um die Anlage. Die 55-jährige Bürokauffrau ist eine Quereinsteigerin. Nach der Kinderpause im Beruf suchte sie den Wiedereinstieg. Zufällig geriet sie an einen Doktoranden, der für eine Untersuchung im Höglwald Hilfe suchte. Es war einer von mehreren Aufträgen hier, der schließlich zur Arbeit für das AELF führte. Heute kann sie sich einen Bürojob nicht mehr vorstellen.

    Die Waldklimastation besteht aus zwei Bereichen. Auf einem abgezäunten Areal auf freiem Feld werden die Vergleichsdaten ermittelt. Hier stellen die Forscher beispielsweise fest, wie stark der Wind ist, wie viel Regen fällt und welche Inhaltsstoffe dieser bereits mitbringt. Viele dieser Messdaten werden automatisch ermittelt und an die Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft in Freising übermittelt. Für alle Interessierten sind diese Daten auch im Internet abrufbar. Einmal in der Woche nimmt Eva Rusch eine Probe des gesammelten Niederschlags und schickt diese zur Untersuchung ins Labor.

    Noch viel detaillierter werden die Messungen im Höglwald selbst. „Wir begleiten den Weg, den das Wasser durch den Wald nimmt“, erklärt Eva Rusch. In einem ersten Schritt wird dieses in langen Rinnen oberhalb des Bodens aufgefangen und die Menge gemessen. Auf Brusthöhe befinden sich außerdem kleine Plastikbehälter, die sogenannten Regenfänger. Sie liefern Wasserproben fürs Labor. „Da sieht man schon ganz gut die Umweltgifte und Stäube“, sagt die Riederin.

    Jeder Baum hat einen Namen

    Danach trifft der Niederschlag auf den Boden auf. Mit Trichtern wird das Wasser unterhalb der Humusschicht aufgefangen. Die Analyse zeigt, welche Stoffe hier aufgefangen und herausgefiltert werden. Proben aus noch größerer Tiefe liefern die Saugkerzen: aus 30, 60, 90 und 140 Zentimetern unter der Oberfläche. Die ältesten reichen sogar bis 1,80 Meter hinunter. Ab dieser Tiefe entzieht der Wald dem Wasser keine Inhaltsstoffe mehr. „Alles, was bei 1,80 Meter noch drin ist, geht ins Grundwasser“, erklärt Gang.

    Auch die Vegetation steht unter Beobachtung. „Jeder Baum hat bei uns einen Namen“, sagt Gang. Genau genommen ist es eine Nummer. Mit einem Umfangmaßband wird das Wachstum gemessen und festgehalten – bei allen Bäumen im 0,25 Hektar großen Areal der Klimastation zumindest jährlich; bei 14 ausgewählten Bäumen sogar jede Woche. Diese hat Eva Rusch ganz besonders im Blick. Mit dem Fernrohr beobachtet sie, was sich am Gipfel tut, wann die Fichten blühen, wann ihre Nadeln im Frühjahr vollständig ausgetrieben sind. Was von den Bäumen abfällt, wird in Behältern auf dem Boden gesammelt, einmal im Monat geleert, gewogen und ebenfalls im Labor analysiert.

    Aufschlussreich waren diese Daten beispielsweise im vergangenen, sehr heißen Sommer. „Da kamen extrem viele Nadeln runter“, sagt Rusch. Und Gang ergänzt: „Man hat gesehen, dass die Fichten ab Juli aufgehört haben, weiter zu wachsen.“ Insgesamt dokumentieren die Daten, dass die Jahresmitteltemperatur seit 1991 um 1,3 Grad angestiegen ist. Die höheren Temperaturen, Stürme und der Borkenkäfer machen dem alten Fichtenbestand im Höglwald zu schaffen. „Es findet laufend ein Umbau statt. Wir brauchen unter diesen Bedingungen wieder mehr Laubbäume, damit der Wald nicht zu anfällig wird“, erklärt Gang. Auch diese Anpassung wird die Waldklimastation dokumentieren. Erfreuliches zeigen die Daten dagegen über ein Problem, das in den Anfangsjahren deutschlandweit große Sorgen bereitete und zu dem im Höglwald viel geforscht wurde – der saure Regen. Mittlerweile sind die pH-Werte sehr gut.

    Unverändert sind dagegen die hohen Stickstoffwerte, die seit 1986 gemessen werden. 60 Prozent des Nitrats stammen aus der Landwirtschaft, etwa 40 Prozent aus Verbrennung wie im Verkehr oder der Industrie. Der Wald puffere viel Stickstoff ab, erklärt Gang. Doch der Eintrag im Höglwald, der höchste bei allen Waldklimastationen, ist nicht mehr aufnehmbar, sodass messbare Mengen ins Grundwasser gelangen.

    Um all diese Themen ging es im vergangenen Jahr bei einer Fachtagung zu „35 Jahre Forschung im Höglwald“, bei der alle Kapazitäten der Forstwissenschaft teilgenommen haben. Immer wieder arbeiten Wissenschaftler im Höglwald an Forschungsprojekten. Eva Rusch führt sie dann durch die Messstation. „Ob Uniprofessor oder Studenten, das ist immer unkompliziert. Die Waldleute sind einfach ein besonderer Menschenschlag“, sagt die Riederin. Das Areal ist zum Schutz der Anlagen abgezäunt. Auf Anfrage führen Eva Rusch und die Experten des AELF Interessierte jedoch gerne durch die Waldklimastation im Höglwald.

    • Standort Der Höglwald ist mit 270 Hektar ein relativ großes Waldstück, das dem Freistaat Bayern gehört. Der ursprüngliche Bewuchs mit Eichen und Buchen wurde vor 200 Jahren nach und nach in Fichten umgewandelt. Die heutigen Fichten sind etwa 110 Jahre alt und 30 bis 40 Meter hoch. Derzeit findet eine Verjüngung statt und ein Wandel zum Mischwald anstelle der reinen Fichtenkultur.
    • Waldklimastation Die Anlage im Höglwald ist eine von bayernweit 19 Waldklimastationen und die einzige in Schwaben. Sie liefert die Daten direkt an die Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft in Freising und arbeitet eng mit der Technischen Universität (TU) München zusammen.
    • Vernetzung Die Waldklimastation ist ins deutsche Umwelt-Monitoring eingebunden und Teil des europäischen Projekts FutMon. Sie ist außerdem weltweit vernetzt mit 600 forstlichen Beobachtungsstationen.
    • Daten Die Wetterdaten aus der Waldklimastation sind für jeden im Internet zugänglich.
    • Kontakt Wer sich für die Waldklimastation interessiert, kann sich an das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Augsburg wenden. Telefon 0821/48090-0.
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