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Hintergrund: Der Landrat und die K-Frage

Hintergrund

Der Landrat und die K-Frage

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    Christian Knauer
    Christian Knauer

    Aichach-Friedberg Eigentlich müsste ein Politiker wie Christian Knauer hellhörig werden, wenn die Kritik der Opposition am Landrat nahezu verstummt. Ja gut, obligatorische Querschüsse von SPD-Kreisrat Hansjörg Krazeisen, dazu noch ab und an die Unabhängigen (Stichwort: Energiewende) und vereinzelt die Grünen, die Versäumnisse und falsche Entwicklungen in der Kreispolitik monieren. Aber da war der CSU-Politiker in seiner Karriere über drei Jahrzehnte hinweg und auch aus seiner ersten Amtsperiode von 2002 bis 2008 schon schwereres Geschütz gewöhnt.

    „Viel Feind’, viel Ehr’“ war zwar nicht gerade sein Credo, aber einer Auseinandersetzung ist er nie aus dem Weg gegangen. Die sind in der ersten Hälfte seiner zweiten Amtszeit als Landrat im Wittelsbacher Land aber immer weniger geworden. Warum? Weil Knauer in den vergangenen Jahren sicher nicht alle, aber die meisten Themen im Wittelsbacher Land zur Chefsache erklärt und abgeräumt hat: Bildungs-Landkreis als Schwerpunkt, Schulden deutlich gesenkt, Krankenhaus-Defizit minimiert und Kliniken vorangebracht. Die Bilanz nach neun Jahren ist vorzeigbar, er bietet wenig Angriffsfläche und so bleiben Pfeile im Köcher. Zur Halbzeit der Wahlperiode stellt sich im Kreis deshalb vor allem die K-Frage: Kandidiert Knauer 2014 für eine dritte Amtsperiode?

    Der Landrat selbst hält sich dazu bedeckt: „Wenn die Wahl in einem halben Jahr anstünde, würde ich sofort Ja sagen.“ Steht sie aber nicht. Übersetzung auf Beckenbauer-Bayerisch: Schaun mer Mal. Wer Knauers Weg verfolgt hat weiß, dass er für sich eine Entscheidung schon getroffen hat. Personalplanung legt er in der Regel langfristig an. Das geht zwar bisweilen schief, wie das Beispiel Reinhard Pachner zeigt. Der setzte sich 2008 parteiintern als Landtagskandidat durch und blockierte den von Knauer geförderten Peter Tomaschko. Personelle Weichen stellt Knauer aber weiter und er kann auch loslassen. Vor zwei Jahren reichte er den Stab als CSU-Kreisvorsitzender an Tomaschko weiter. Heuer verzichtete er bei der CSU-Kreisvertreterversammlung der CSU darauf, sich als Delegierter für den Landesparteitag nominieren zu lassen: „Ich brauche das nicht mehr. Ich überlasse lieber einem Jungen den Platz“, sagt er dazu.

    In einem Jahr wird Knauer 60. Würde er eine dritte Periode anstreben, gewählt werden und durchziehen, bliebe er bis 68 im Amt. Der Landrat ist Politprofi. Er weiß, dass er sich heute dazu noch nicht festlegen darf. Verkündet er jetzt, dass er in drei Jahren nicht mehr antritt, verliert er an Durchsetzungskraft. CSU-intern ginge das Gerangel los und Knauer bleibt auch ohne Posten Parteisoldat: Die Konkurrenz würde Morgenluft wittern und sich in Stellung bringen. Auf der anderen Seite hat Knauer selbst erfahren, wie schnell sich persönliche Pläne in Luft auflösen können. Als sein Vorgänger Dr. Theo Körner 2001 auch für die Mehrzahl der Parteifreunde überraschend ankündigte, nicht mehr zu kandidieren, stand der Landtagsabgeordnete in der Pflicht. Der Verlust des Landratspostens drohte, Knauer musste ran.

    Einen vergleichbaren Joker hat die Partei heute nicht mehr im Ärmel. Deshalb brodelt auch schon seit geraumer Zeit die Gerüchteküche – in und außerhalb der CSU. Wer hätte bei den Schwarzen das Zeug für den Posten? Gehandelt werden zwei, drei Namen, vor allem aber der Affinger Bürgermeister Rudi Fuchs. Vermutlich deshalb, weil Fuchs als Listenkandidat bei der Bezirkstagswahl 2008 überraschend gut abgeschnitten hat, obwohl er erst Anfang 2007 bei den Christsozialen eingetreten ist. Aber auch Fuchs ist schon so lange im Geschäft, dass er weiß, dass an dieser Stelle und diesem Zeitpunkt jedes Wort verkehrt ist. Zeigt er Interesse, ist er verbrannt. Winkt er ab, ist er raus. Er macht’s deshalb wie Knauer und hält sich bedeckt. Der beobachtet derweil die Spekulationen über einen möglichen Nachfolger geradezu entspannt. Warum? Die K-Frage entscheidet – zumindest nach aktuellem Stand der Dinge – niemand anderer als Christian Knauer.

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