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Gesellschaft: Wenn Retter selbst in Not geraten

Gesellschaft

Wenn Retter selbst in Not geraten

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    Zwölf Delikte registrierte die Friedberger Polizei im vergangenen Jahr, bei denen aktiver Widerstand gegen Beamte geleistet wurde.
    Zwölf Delikte registrierte die Friedberger Polizei im vergangenen Jahr, bei denen aktiver Widerstand gegen Beamte geleistet wurde. Foto: Alexander Kaya

    Als sich die Haustür öffnet, bekommen die Beamten Pfefferspray ins Gesicht. Bei einer Party in Wulfertshausen werden Jugendliche ausfällig, brüllen herum und schubsen die Polizisten. Immer wieder erleben Beamte und Rettungskräfte Gewalt am Einsatzort. Tendenz steigend. Auch im Landkreis registrierte die Polizei im vergangenen Jahr mehrere Übergriffen. Doch insgesamt fällt die Bilanz recht positiv aus.

    „Uns liegen zwölf Delikte aus dem vergangenen Jahr vor, bei denen aktiver Widerstand gegen Polizisten geleistet wurde“, so Peter Zimmermann, stellvertretender Leiter der Polizeidienststelle Friedberg. Darunter fallen Schläge, Kopfnüsse bis hin zu Fußtritten. Dazu kommen fünf Fälle, in denen Beamte beleidigt wurden. „Da war meistens Alkohol im Spiel“, so Zimmermann. Er sieht in den Zahlen keine drastische Entwicklung. Denn die Übergriffe hielte sich in Grenzen. „In der Stadt ist die Respektlosigkeit gegenüber Beamten deutlich höher“, sagt Zimmermann. Bevor er im vergangenen Jahr zur

    Psychische Probleme als häufige Ursache

    Ähnlich sieht es BRK-Rettungsdienstleiter Thomas Winter. „Es kommt schon vor, dass Rettungskräfte bespuckt, gekratzt oder gebissen werden“, so Winter. Allerdings handele es sich dabei meist um Patienten mit psychischen Problemen. Solche Fälle habe es auch früher schon gegeben. Dass sich Personen einfach nur respektlos und uneinsichtig verhalten, sei selten. So wurden im vergangenen Jahr zwei Vorfälle gemeldet, in denen Sanitäter angegangen wurden. „Beide Patienten befanden sich in psychischem Ausnahmezustand“, so Zimmermann.

    Dennoch verliert das Thema auch bei Winter nicht an Aktualität. Es würden Fortbildungen dazu angeboten, immer wieder werde auch das Tragen von Schutzkleidung wie stichsichere Westen diskutiert. Dem steht Winter aber skeptisch gegenüber. „Wenn es gefährlich wird, gilt es, einen Rückzieher zu machen und die Polizei einzuschalten“, so Winter. Ansonsten sei es gerade bei psychisch kranken Menschen wichtig, auf sie einzugehen und Vertrauen zu schaffen.

    Trotzdem ist Winter froh über die Gesetzesänderung, die der Bund im Frühjahr beschlossen hat. Damit wurden die Strafen für Angriffe auf Rettungskräfte, Feuerwehrleute und Polizisten erhöht. Täter müssen nun mit bis zu fünf Jahren Haft rechnen. „Diese Verschärfung ist ein positives Signal“, so Winter. „Es spiegelt einach eine andere Wertschätzung unseres Beruf wider.“

    Immer häufiger behindern Gaffer oder Fahrer die Arbeit der Rettungskräfte

    Auch Gaffer oder Menschen, die Notfallgassen blockieren, sollen zukünftig härter bestraft werden. Das kann Winter nur begrüßen. Denn für ihn gibt es zwei verschiedene Formen von Gewalt. Die, die von Patienten ausgeht, und die externe Gewalt durch unbeteiligten Personen. „Leute regen sich auf, wenn wir im Notfall einen Parkplatz blockieren oder beschweren sich lauthals, wenn sie nicht durchkommen“, erzählt Winter. „Solche Fälle nehmen zu. Die Leute werden immer ungeduldiger.“

    So habe er schon erlebt, dass Rettungswagen bei einem schweren Verkehrsunfall nicht durchkamen, weil Autofahrer auf der B300 einfach umdrehten, in falscher Richtung weiterfuhren und so die Fahrbahn blockierten. „Da war ich wirklich fassungslos“, sagt Winter. „Für so ein Verhalten und diese egoistische Einstellung habe ich keinerlei Verständnis.“ In solchen Fällen wünsche man sich, dass die Polizei direkt vor Ort ist.

    Auch Markus Rietzler, Vorsitzender der Feuerwehr Friedberg, kennt das Problem. So mancher Bürger erkenne die Brisanz nicht an, erklärte er unlängst im Gespräch mit unserer Zeitung. Auf der Autobahn pöbeln Autofahrer, wenn ihnen die Aufräumarbeiten nicht schnell genug vorankommen. Beschimpfungen am Einsatzort kommen laut Rietzler ebenfalls ab und zu vor. Aber Gewalt gegen Einsatzkräfte der

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