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Geschichte: Sie ist das Gedächtnis der Gemeinde

Geschichte

Sie ist das Gedächtnis der Gemeinde

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    In mehr als 300 säurefreien Kartons und einem großen Planschrank werden die Dokumente des Dasinger Gemeindearchivs aufbewahrt. Willi Guggenmos war 24 Jahre lang Bürgermeister von Dasing. Der 86-Jährige kann die Handschrift in den alten Unterlagen entziffern. Auch alte Verwaltungshandbücher und Gesetzestexte finden sich im Dasinger Gemeindearchiv. In einem PC-Suchprogramm listet Gerda Patsch-Fesenmayr nach dem bayerischen Einheitsaktenplan alles auf, was für die Verwaltung und die Nachwelt von Interesse ist.
    In mehr als 300 säurefreien Kartons und einem großen Planschrank werden die Dokumente des Dasinger Gemeindearchivs aufbewahrt. Willi Guggenmos war 24 Jahre lang Bürgermeister von Dasing. Der 86-Jährige kann die Handschrift in den alten Unterlagen entziffern. Auch alte Verwaltungshandbücher und Gesetzestexte finden sich im Dasinger Gemeindearchiv. In einem PC-Suchprogramm listet Gerda Patsch-Fesenmayr nach dem bayerischen Einheitsaktenplan alles auf, was für die Verwaltung und die Nachwelt von Interesse ist.

    Dasing Unterm Rathausdach bewahrt Gerda Patsch-Fesenmayr das kollektive Gedächtnis der Gemeinde

    Nach rund 2500 ehrenamtlichen Arbeitsstunden ist sie nun an einem vorläufigen Schlusspunkt angelangt: „Bis zum Jahr 2000 haben wir jetzt endlich alles fertig!“ Die Protokolle und sonstigen Unterlagen bis 2012 warten im Keller noch auf ihre Einsortierung in den Einheitsaktenplan für die bayerischen Gemeinden (EAPl). Dieser gibt von A wie Abfallbeseitigung bis Z wie Zweiter Weltkrieg zehn Hauptgruppen vor, die nach einem Zahlensystem in zahlreiche Unterthemen gegliedert sind: von der allgemeinen Verwaltung und dem Personenstandswesen über kirchliche und soziale Angelegenheiten bis zu Fischerei, Forst und Finanzwesen.

    Für alle, die forschen und nachlesen, recherchieren und publizieren wollen, ist das Gemeindearchiv eine wahre Schatzkammer, weiß Patsch-Fesenmayr: „Wir hatten sogar schon Anfragen bis aus den USA!“ Dass die Vorsitzende des heimatkundlichen Vereins „die beste Fachkraft ist, die man in ganz Dasing für diese Aufgabe finden kann“, versichert Willi Guggenmos. Der 86-Jährige, der von 1966 bis 1990 Bürgermeister war, ist im Archiv auch deshalb eine unersetzliche Hilfe, weil er die Schnörkelschrift auf den weit über hundert Jahre alten Dokumenten entziffern kann. Bis zum Jahr 2008 hatte sich auch noch Hans-Georg Hansen am Aufbau des Gemeindearchivs beteiligt.

    „Das Interesse an Geschichte und Tradition liegt unserer Familie sozusagen im Blut“, sagt Gerda Patsch-Fesenmayr, die man in Dasing nicht nur als begeisterte Hobby-Historikerin, sondern auch als Buchautorin kennt. Für ihre jahrelange Arbeit im Archiv bekommt sie ebenso wie Guggenmos nur eine kleine Aufwandsentschädigung, den enormen Zeitaufwand verbucht die Gemeinde gern unter „Ehrenamt“.

    In über 300 säurefreien Kartons aufbewahrt werden unter anderem auch die ehemaligen Gemeindeunterlagen der Ortschaften Laimering, Rieden, Taiting und Wessiszell. „Darunter darf man sich aber nichts Großartiges vorstellen“, schmunzelt Guggenmos, „denn die Dorfbürgermeister früherer Jahrzehnte hatten ihre Unterlagen oft daheim im Schrank oder in der Schuhschachtel aufbewahrt.“ Jetzt endlich sind die Dokumente auch im Computer aufgelistet und dadurch in den grauen Kartons rasch auffindbar. „Hier hat alles seine Ordnung“, betont Gerda Patsch-Fesenmayr und holt aus den Regalen riesige, kiloschwere Bücher.

    Als Leihgaben der Pfarrei werden im Dachgeschoss des Rathauses die sogenannten Verkündbücher aus den Jahren von 1827 bis 1928 aufbewahrt, von Friedberg kamen die Geburten-, Heirats- und Sterbebücher zurück nach Dasing. Zu den ältesten Schätzen gehören unter anderem ein Steuerbuch von 1820 sowie das Polizeistrafgesetzbuch für das Königreich Bayern aus dem Jahr 1885. An den Wänden des Archivraums hängen außerdem historische Fotos der Dasinger Bürgermeister und ein Meisterbrief des früheren Gemeindeoberhaupts Josef Reitmair von 1911.

    „Bei mir daheim liegt noch jede Menge Material, für das im Archiv kein Platz mehr ist“, berichtet die Vereinsvorsitzende, denn immer wieder bekommt sie von den Angehörigen verstorbener Dasinger Fotoalben, Wachsstöcke und Nachlässe, die eigentlich in ein Heimatmuseum gehören. Nicht nur um den Erhalt dieser Dinge bangen Guggenmos und Patsch-Fesenmayr: „Dazu muss es in dem holzverkleideten Dachraum gar nicht erst brennen“, sagen sie. Denn der Zahn der Zeit nagt unerbittlich an den Unterlagen, von denen viele in hundert Jahren wohl nicht mehr existieren werden; PC-Ausdrucke und das säurehaltige Kopierpapier dürfte es dann ebenso wenig geben wie CD und die Lesegeräte dafür. Doch die Gemeinde kann es sich nicht leisten, das umfangreiche Material zu verfilmen, und so ist der Erhalt auf Dauer fraglich.

    Kontakt Alle Bürger, die im Dasinger Archiv nachforschen wollen, können das jeden ersten und dritten Montag im Monat jeweils von 10 bis 12 Uhr tun; Anmeldungen und Anfragen laufen über die Gemeindeverwaltung.

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