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Friedberg: Wie ein Friedberger am Baggersee für Ordnung sorgt

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Wie ein Friedberger am Baggersee für Ordnung sorgt

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    Gut besucht ist der Friedberger Baggersee in diesem Sommer. Trotz des rigorosen Vorgehens der Security kommen auch die Schüler zu dem beliebten Badesee, die ihre letzten Prüfungen absolviert haben und ordentlich feiern wollen.
    Gut besucht ist der Friedberger Baggersee in diesem Sommer. Trotz des rigorosen Vorgehens der Security kommen auch die Schüler zu dem beliebten Badesee, die ihre letzten Prüfungen absolviert haben und ordentlich feiern wollen. Foto: Michael Postl

    Wenn Jürgen Koppold erzählt, wie er Jugendliche vom Friedberger See vertreibt, nimmt man ihm jedes Wort ab. Der Kioskbetreiber ist ein Bär von einem Mann, sein Tonfall lässt keinen Widerspruch zu. Und so klingt es durchaus glaubhaft, wenn er eine Situation von vor Kurzem schildert. Es sei dunkel gewesen, vielleicht 22, 23 Uhr. „Da fing es an, es gab Gebrüll und Geklirre von Flaschen am Parkplatz“, sagt Koppold. Ein Appell an die feiernden Jugendlichen habe gereicht, „dann sind sie abgehauen“, berichtet er mit ruhiger Stimme. Koppold muss nicht zwingend laut werden, um sich Gehör zu verschaffen.

    Schon vor 40 Jahren war der Baggersee der Ort für wilde Partys und hat nicht an Attraktivität eingebüßt. Damals war Koppold noch der Betreiber der Tropicana-Disco. Vor 15 Jahren hat er dann den Kiosk übernommen – und damit auch die Verantwortung für das Areal am Baggersee. „Wenn hier jemand Müll oder Lärm macht, kümmere ich mich mit meinem Team darum“, stellt er klar. Sein Team umfasst etwa 15 Mitarbeiter, alle sind auf Minijob-Basis angestellt. Darunter ist Sicherheitspersonal ebenso wie Servicekräfte für den Kiosk.

    Jürgen Koppold betreibt den Kiosk am Friedberger See.
    Jürgen Koppold betreibt den Kiosk am Friedberger See. Foto: Kirsten Mortensen

    Wenn dann mal etwas los ist, geht Koppold mit der nachdrücklichen Art eines ehemaligen Nachtclub-Besitzers vor. Oft kommt diese Seite Koppolds zum Vorschein, in den vergangenen Jahren ein bisschen mehr. „Man kann schon sagen, dass es schlimmer geworden ist mit den jungen Leuten“, sagt Koppold.

    Friedberger See: Mit dem Mofa über die Liegewiese gefahren

    Situationen, in denen er sich durchsetzen muss, erlebt er viele. Erst vorletzte Woche fuhren zwei Jungs mit ihrem Mofa über die Liegewiese. Sie erwartet nun eine Anzeige, denn unglücklicherweise für das Duo erkannte es ein Badegast. Wenn die Mofas aber kein Kennzeichen haben, werde es schwierig mit der Verfolgung, sagt Koppold. Ähnlich ist es bei Diebstählen. Mit der Zeit erkenne man die Täter schon von Weitem. „Manchmal beobachten sie die Wiese aus sicherer Entfernung und fahren dann mit dem Fahrrad durch“, erklärt er. „Dann heben sie einen unbewachten Rucksack auf und verschwinden wieder.“ Auf frischer Tat hat er noch keinen Dieb erwischt, Koppold erkennt Verdächtige oft frühzeitig und macht klar, dass sie auf seinem Radar sind.

    Doch nicht nur Dieben ist der ehemalige Club-Chef auf der Spur. Einmal habe er um die 1000 Flaschen von Jugendlichen eingesammelt, ein nicht unerheblicher Teil davon ursprünglich mit Spirituosen gefüllt. „Und alle haben wir weggeworfen, da war ein kompletter Container voll“, erinnert sich Koppold.

    Alkohol ist ein schwieriges Thema am Friedberger See

    Alkohol ist so ein Thema am Baggersee. „Wenn ich sehe, dass es nur ums Saufen geht, kassiere ich die Flaschen ein“, stellt Koppold klar. Und das ist oft der Fall. Erst vor Kurzem lag ein 30-Jähriger halb bewusstlos am Boden – Alkoholvergiftung. Ein anderes Mal hatte ein 13-jähriges Mädchen im Alleingang eine halbe Flasche Wodka geleert, ihr wurde der Magen ausgepumpt.

    Gerade läuft eine Gruppe junger Frauen vorbei, alle mit dem gleichen Shirt, ein Junggesellinnenabschied. Schon dreimal haben Koppolds Security-Männer die Gruppe ermahnt, ihre Musik leiser zu drehen. Darauf gehört haben die jungen Frauen nicht, nun müssen sie woanders weiterfeiern. Während sie den Rückweg antreten, drehen sie ihre tragbare Musikbox noch einmal demonstrativ auf. „Die sind eben so“, sagt einer der Sicherheitsmänner. „Hauptsache, sie sind weg.“

    Gleicher Tag, um 16 Uhr ist die Liegewiese am Friedberger Baggersee noch vergleichsweise leer. Nur hier und da tummeln sich Badegäste, vereinzelt sind Kinder mit ihren Eltern zu sehen. Ins Auge springen aber drei, vier Gruppen Jugendlicher. Sie feiern ihren Abschluss, viele Schüler hatten heute ihre letzte Prüfung. „Heuer ist es aber etwas anders“, sagen sie. Einer hat schon vergangenes Jahr mitgefeiert, er hat den Abschluss wiederholt. „Damals hatten wir auch Bierkästen dabei, heute greifen die Securitys mehr durch“, sagt er. Denn Bierkästen und Hochprozentiges wurden den Jugendlichen bereits in der vergangenen Woche abgenommen, Vorschrift ist Vorschrift. Wo sie weiterfeiern? „Daheim, hier ist kaum mehr etwas los“, sagt ein Junge. Nicht am See? „Nein, manchmal sind wir auch am Parkplatz, die Polizei scheint hier aber sogar manchmal in Zivil nach dem Rechten zu sehen“, sagt er.

    Das tut sie aber nicht immer. Oft sind es die Sicherheitswächter, also ehrenamtliche Helfer der Polizei, die zum See geschickt werden. „Der Baggersee ist ein Hotspot“, sagt Martin Binder. Der Friedberger Polizeihauptkommissar leitet die Sicherheitswächter an und weiß genau, wo er sie wann hinschicken muss.

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar unseres Autors: Friedberger See: Bier ja, Wodka nein

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