Die Friedberger Wallfahrtskirche St. Afra steht, wie der Name schon sagt, frei im Felde. Der Wind weht mit hoher Geschwindigkeit über das Gotteshaus und reißt seit immer wieder Platten vom Dach. Seit vergangenem Herbst ist die Kirche eingerüstet, doch die dringend notwendige Sanierung lässt auf sich warten. Mesner Karl Ritter ist darum sauer und wirft nach mehr als 30 Jahren hin: "Es ist sehr traurig, was in der Diözese abläuft", kritisiert er. Denn St. Afra im Felde wird zwar von der Stadtpfarrei St. Jakob verwaltet. Baulastträger und damit verantwortlich für die Sanierung ist jedoch der Bischöfliche Stuhl in Augsburg.
Die Schäden am Dach der Wallfahrtskirche sind seit Langem bekannt. Nach und nach rosten die Nägel durch, mit denen die Dachplatten befestigt sind. Fährt der Wind ins Gebälk, fliegen die Platten durch die Umgebung. Das ist nicht nur eine Gefahr für die Nachbarschaft und vorbeifahrende Autos, sondern auch für Mesner Ritter. Mit seinen fast 80 Jahren ist er immer aufs Dach geklettert und hat die Löcher provisorisch abgedeckt. Im luftiger Höhe balanzierte er auf den regennassen Balken - bis es ihm zu viel wurde und er sagte: "Ich kann da nicht mehr hinauf."
Statiker stellt Schäden am Dach von St. Afra fest
Bereits vor zwei Jahren habe der von der Diözese beauftragte Statiker Schäden am Dach festgestellt und eine Reparatur empfohlen, berichtet Ritter im Gespräch mit unserer Redaktion. Geschehen sei jedoch nichts. Erst als der Mesner nicht locker ließ, wurde im November 2020 auf die Schnelle ein Schutzgerüst aufgestellt, doch wiederum ging nichts voran.
Bei der Diözese heißt es dazu: "Im Oktober 2019 wurde durch ein externes Ingenieursbüro eine Standsicherheitsprüfung für die Wallfahrtskirche St. Afra im Felde durchgeführt. Im Mai 2020 wurde dazu der Prüfbericht präsentiert. Aufgrund unvorhergesehener terminlicher Schwierigkeiten bei besagtem Ingenieurbüro konnte die Vorplanung zu den nötigen statischen Eingriffen allerdings erst Ende Mai dieses Jahres abgeschlossen werden."
Im Moment stünden zwei verschiedene Varianten der Reparatur bzw. Stabilisierung zur Auswahl, die sich hinsichtlich des voraussichtlichen Kostenaufwands und der Sichtbarkeit deutlich unterscheiden, so ein Diözesansprecher. Nach Informationen unserer Zeitung sollen die Wände durch Metallstangen stabilisiert werden. Die verlaufen entweder sichtbar quer durch des Kirchenschiff oder - die teurere Version - verdeckt durch den Dachstuhl.
Diözese kann keine Angaben zum Zeitplan machen
"Dazu läuft in der Bischöflichen Finanzkammer derzeit der Entscheidungsprozess. Sobald eine diesbezügliche Entscheidung getroffen wurde, kann ein Bauantrag bei den zuständigen staatlichen Stellen in die Wege geleitet und eine erste Kostenschätzung vorgenommen werden", heißt es auf Anfrage unserer Redaktion. "Zum jetzigen Zeitpunkt können zu Zeitplan und Kosten noch keine Aussagen getroffen werden."
Gottesdienste finden in der Wallfahrtskirche statt. Und jedesmal muss sich Stadtpfarrer Steffen Brühl von den Besuchern die Frage anhören, wann denn nun endlich die Arbeiten begännen. Antwort darauf kann er keine geben. "Ich bin in die Planungen der Bischöflichen Finanzkammer nicht einbezogen", sagt Brühl im Gespräch mit unserer Redaktion. Ein Vorgang, der seinen Angaben zufolge unüblich ist.
Mit Unverständnis beobachtet auch Andreas Ufertinger vom benachbarten Brauereigasthof St. Afra im Felde den Stillstand. "Extrem ärgerlich, was da abgeht", sagt der Gastwirt. Gewöhnlich stellt er für Hochzeitspaare, die bei ihm feiern wollen, den Kontakt zur Wallfahrtskirche her. Jetzt muss die Trauung in anderen Kirchen stattfinden. "Für die Leute ist das sehr umständlich, sonst haben sie hier halt alles beieinander", berichtet er.
Groß ist auch der Ärger über die Verschleuderung von Kirchensteuern. "Wenn wir so gearbeitet hätten, als ich noch berufstätig war, hätte man mich schnell weitergeschickt", sagt Karl Ritter angesichts der Kosten, die Monat für Monat für das ungenutzte Gerüst anfallen. Allein zwischen Mitte November und Ende März betrug die Leihgebühr über 10.000 Euro - und ein Ende ist nicht absehbar. "Ich überlege schon, ob ich meine Kirchensteuer direkt an den Gerüstbauer überweise", scherzt Gastwirt Andreas Ufertinger.
Der Mesner von St. Afra im Felde wirft hin
Für Karl Ritter ist dieser Vorgang des i-Tüpfelchen, um als Mesner von St. Afra aufzuhören: "Ich habe schon viel erlebt, aber was jetzt abläuft, spottet jeder Beschreibung!", sagt er. Nach diesen Erfahrungen hat er wenig Hoffnung, dass rechtzeitig ein Nachfolger für ihn gefunden wird. Denn den muss ebenfalls die Diözese suchen. "Wenn sie da auch so schnell sind ..."