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Friedberg: So will Friedberg den schnellen Takt auf der Paartalbahn retten

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So will Friedberg den schnellen Takt auf der Paartalbahn retten

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    Friedberg möchte den 15-Minuten-Takt auf der Paartalbahn retten. Wie kann das gehen?
    Friedberg möchte den 15-Minuten-Takt auf der Paartalbahn retten. Wie kann das gehen? Foto: Anna Faber

    Stuttgart 21 und der geplante Deutschlandtakt sorgen für mehr Fernverkehr auf der Strecke München-Augsburg. Das geht auf Kosten des Nahverkehrs – wenn keine baulichen Maßnahmen getroffen werden. Wie wichtig die Paartalbahn für die Friedberger ist, zeigen die Zahlen, die Bürgermeister Roland Eichmann (SPD) bei der jüngsten Stadtratssitzung nannte.

    „Wir haben von Montag bis Freitag am Tag fast 3500 Ein- und Aussteiger, sagte Eichmann. Die Friedberger machen damit mehr als die Hälfte der täglich 6000 Fahrgäste aus. Bei dieser Frequenz könne man den Friedberger Bahnhof nicht mehr als Kleinbahnhof bezeichnen, dazu sei er zu bedeutend. Doch wie kann sichergestellt werden, dass er diese Rolle auch künftig erfüllt?

    Paartalbahn: Was hat Stuttgart 21 mit Friedberg zu tun?

    Der Viertelstundentakt in Friedberg sei vor allem durch die geplante Fertigstellungen der Schnellbahnstrecke Ulm-Stuttgart 2022 und Stuttgart 21 Ende des Jahres 2025 gefährdet, sagte Eichmann. Denn dadurch nehme der Fernverkehr erheblich zu. Der städtische Beauftragte für den öffentlichen Personennahverkehr, Manfred Schnell, präzisiert später: „Der 15-Minuten-Takt ist zwar bis 2031 von der Bayerischen Eisenbahngesellschaft bestellt. Aber bereits ab Dezember 2022 gibt es deutlich mehr Fernzüge, mit denen sich die Paartalbahn zwischen Hochzoll und dem Augsburger Hauptbahnhof das Gleis teilt. Das heißt, ab 2022 wird es eng auf dem Gleiskorridor.“

    Noch problematischer wird es aber dann, wenn Stuttgart 21 in fünf Jahren ans Netz geht. „Dann ist der Zeitpunkt erreicht, an dem die Einfädelung unserer Nahverkehrszüge nicht mehr funktionieren wird“, sagte Eichmann. Bis zu diesem Zeitpunkt muss in Friedberg ein elektronisches Stellwerk neu gebaut werden und die Weiche 9 am westlichen Ausgang erneuert werden. Außerdem ist der Bau zweier Außenbahnsteige erforderlich, während der Mittelbahnsteig wegfällt. Dadurch könnten die schnelle gleichzeitige Einfahrt von Zügen gewährleistet und eine höhere Flexibilität beim Einfädeln in Hochzoll ermöglicht werden. Daneben sei die Baumaßnahme geeignet, einen barrierefreien Zugang zu den Zügen zu schaffen. Die gute Nachricht ist, dass die Bayerische Eisenbahngesellschaft diese Baumaßnahmen in Abstimmung mit dem bayerischen Verkehrsministerium, der DB Netz AG und der DB Station & Service AG plane und die Finanzierung schon gesichert sei.

    Brücke statt Unterführung am Bahnhof Friedberg

    Doch es gibt auch ein dickes „Aber“: In allen offiziellen Dokumenten der Vorhabenträger sei vermerkt, dass die Stadt Friedberg eine Brücke von Friedberg-Süd bis zur Haagstraße mit einem Parkdeck und Aufzügen an die neue Außenbahnsteige plane und realisiere. Die Bahn gehe jedoch von einer Unterführung aus, berichtet der Rathauschef. Damit derBahnhof Friedberg jedoch umgebaut werden kann, muss vorher klar sein, ob die Stadt einen Steg oder eine Fußgängerunterführung, mit oder ohne Parkdeck haben möchte - und ob am Bahnhof auch noch Platz für eine eventuelle Straßenbahnhaltestelle bleiben muss. Deshalb sei von den Stadträten eine Entscheidung bis spätestens Ende 2021 erforderlich.

    Am Bahnhof Hochzoll wird es eng für die Züge der Paartallinie.
    Am Bahnhof Hochzoll wird es eng für die Züge der Paartallinie. Foto: Peter Fastl

    Zeitlich werde das eng, sagte Eichmann und ärgert sich: „Ich frage mich, ob man uns das nicht auch ein bisschen früher hätte sagen können, dass sie das planen.“ Er fügte aber hinzu, dass aktuell eine Machbarkeitsstudie gezeigt habe, dass eine Anbindung des Grundstücks an den Stephananger im Friedberg-Süd wohl möglich sei. Doch das Projekt sei mit hoher finanzieller und personeller Belastung der Stadt verbunden. „Das ist schon ein Brocken. Doch wenn wir das nicht realisieren, werden wir eine Zeit lang vom Viertelstundentakt abgehängt sein.“

    Nur noch ein Halbstundentakt zwischen Augsburg und Friedberg

    Bereits in den 1990er-Jahren war diskutiert worden, die Paartalbahn sinnvoll an Fernstrecken von Augsburg nach München anzubinden. Damals war ein sogenanntes Überwerfungsbauwerk im Gespräch, mit dem sich die Züge der Paartalbahn mühelos in die Gleise der Hauptstrecke Augsburg-München hätten einfädeln lassen. „Aus Kostengründen wurde dies nicht umgesetzt. Das fällt uns heute auf die Füße“, sagt Roland Eichmann. Denn ohne dieses Überwerfungsbauwerk in Hochzoll müsse der Viertelstundentakt in Friedberg auf einen Halbstundentakt reduziert werden, so die Aussage des zuständigen Referatsleiters im Bundesverkehrsministerium.

    Mehr Lobbyarbeit für die Paartalbahn ist nach Ansicht von Bürgermeister Roland Eichmann nötig.
    Mehr Lobbyarbeit für die Paartalbahn ist nach Ansicht von Bürgermeister Roland Eichmann nötig. Foto: Brb/photoresque.de

    Alternativ könnten eventuell auch andere bauliche und organisatorische Maßnahmen helfen. Roland Eichmann plädiert daher für mehr Lobbyarbeit der Friedberger in der Politik: „Es wird für uns notwendig sein, mit den Verantwortlichen bei uns in der Region, in München und Berlin zu sprechen, dass wir die Paartalbahn baulich ertüchtigen.“

    Friedberger Stadträte üben Kritik an der Staatsregierung

    Das sahen auch die Friedberger Stadträte so. Claudia Eser-Schuberth (Grüne) erinnerte sich noch an die Diskussionen um das Überwerfungsbauwerk und kritisierte die fehlende Weitsicht der Bayerischen Staatsregierung. Es sei schließlich schon in den 1990er- Jahren abzusehen gewesen, dass der Bahnverkehr zunehmen werde. Entscheidungen rund um den Bahnhof werden schon zu lange verschoben. Johannes Hatzold (FW) regte an, die Paartalbahn zweigleisig auszubauen: „Ich habe mich informiert, der Bahndamm, jede Brücke nimmt zwei Gleise auf. Das ist nicht unmöglich.“ Als Plan B zum Parkdeck schlug er vor, an die jetzige bestehende Bahnbrücke Aufzüge oder Rampen anzubauen, um näher an den Bahnsteig zu kommen.

    Lesen Sie dazu auch unseren Kommentar: Paartalbahn: Sacharbeit statt Lobbyarbeit

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