Startseite
Icon Pfeil nach unten
Friedberg
Icon Pfeil nach unten

Friedberg: So leben die Hühner bei Familie Wolf in Wulfertshausen

Friedberg

So leben die Hühner bei Familie Wolf in Wulfertshausen

    • |
    Die Hühner genießen ihre Freiheit, und auch Elisabeth und Peter Wolf haben sind froh über die Entscheidung, einen mobilen Stall für das Geflügel anzuschaffen.
    Die Hühner genießen ihre Freiheit, und auch Elisabeth und Peter Wolf haben sind froh über die Entscheidung, einen mobilen Stall für das Geflügel anzuschaffen. Foto: Sabine Roth

    Wer von Wulfertshausen nach Friedberg unterwegs ist, sieht ihn schon von Weitem: den großen mobilen grünen Hühnerstall mit zwei Fenstern auf einer Seite. Ringsherum laufen 340 Hennen und fünf Göckel auf der Wiese. Bewacht werden sie von den zwei Zwergziegen Chantal und Jacqueline, die sogar einen eigenen Unterschlupf bekommen haben. Sie sollen die Wanderhühner vor Feinden beschützen und vor allem die Greifvögel abhalten. Dass keine Füchse ins Gehege kommen, dafür sorgt ein Netzzaun, der je nach Platz immer wieder versetzt wird. Jungbauer Peter Wolf betreibt hier einen von elf mobilen Hühnerställen, die es derzeit im Landkreis Aichach-Friedberg gibt.

    Die Tiere fühlen sich sichtlich wohl und freuen sich alle ein- bis zwei Wochen über eine frische Wiese. Dafür hat Peter Wolf eine Teilfläche seines Ackers von 1100 Quadratmeter mit sieben verschiedenen Kräutern und Gräsern eingesät. Weil sich die Hühner vermehrt um den Stall herum aufhalten und in den Boden picken, sieht es dort schnell aus wie auf einer Mondlandschaft. Durch den regelmäßigen Umzug an einen frischen Standort kann das nicht mehr passieren.

    Hühner haben weniger Parasiten

    Bei diesem System wird auch die Grasnarbe geschont und man muss nicht mehr ständig neu ansäen. Außerdem werden die Tiere seltener von Parasiten befallen, weil sich auf der Fläche um den Auslauf in Summe weniger Kot sammelt. Alles Gründe, die für die Anschaffung eines mobilen Stalls gesprochen haben. Deren Zahl nimmt beständig zu. 2004 wurde laut Landwirtschaftsamt der erste im Landkreis registriert, inzwischen hat ein gutes Viertel der 43 Legehennenbetriebe auf diese Form der Haltung umgestellt.

    Die Suche nach dem geeigneten Modell war für die Familie Wolf, die auf dem Friedberger Wochenmarkt einen Stand hat und im eigenen Hof in der Radegundisstraße 3 in Wulfertshausen einen Hofladen betreibt, ganz schön aufwendig. „Es sollte einer der besten Hightech-Ställe sein, die es auf dem Markt gibt“, sagt Peter Wolf. „Bereits vor über 14 Jahren hatten wir mal einen mobilen Stall, aber damals war die Technik einfach noch nicht so weit wie heute, sodass wir ihn wieder aufgegeben haben.“

    Familie Wolf hat lange gesucht

    Lange haben die Wolfs sich nun nach dem passenden Modell umgesehen und es endlich gefunden. Sie haben sich für einen zwölf Meter langen und zweieinhalb Meter breiten mobilen Stall von einem sehr guten Hersteller aus Norddeutschland entschieden. Seit 18. Mai steht er an Ort und Stelle: auf dem Feld beim Hartenhof.

    Im Stall funktioniert vieles automatisch. Das Fütterungsband geht mehrmals täglich in Betrieb, es wird wöchentlich entmistet, ein Band befördert den Kot nach draußen und wird von dort mit dem Traktor abtransportiert. Der Stall hat LED-Lichter, eine Klimatisierung und eine Lüftung sowie eine Fotovoltaik-Anlage auf dem Dach, die den Strom selbst erzeugt und alles zum Laufen bringt. Zudem sorgt eine Alarmanlage dafür, dass alle Bereiche gesichert sind. „Das ist der teuerste Hühnerplatz, den es gibt. Doch dieses Haltungssystem wird dem natürlichen Verhalten der Tiere am ehesten gerecht“, sagt Wolf und lacht. Und wenn mal das Futter aus ist oder irgendetwas nicht stimmt, wird es ihm direkt online am Handy angezeigt.

    Trotzdem bedeutet es viel mehr Arbeit als ein ortsfester Stall. Wolf schaut mindestens dreimal am Tag nach dem Rechten. Anfangs sind er und seine Frau Elisabeth jede Nacht zu ihren den Tieren gegangen und haben sie auf die Schlafplätze gesetzt. „Die Hühner müssen sich an den Tagesablauf gewöhnen und sie müssen lernen, wann die Klappe nach draußen geöffnet wird und wann sie schließt. Geöffnet wird die Auslaufklappe gegen 10 Uhr, nachdem der Großteil der Hühner ihre Eier gelegt hat. Geschlossen wird sie bei Einbruch der Dunkelheit. Dann muss Wolf kontrollieren, ob auch alle im Stall sind.

    Ein Vorteil für Direktvermarkter

    „Für uns Direktvermarkter ist der mobile Hühnerstall eine große Verbesserung in der Haltung der Hühner und vor allem in der Qualität der Eier“, sagt Bäuerin Elisabeth Wolf. Der landwirtschaftliche Betrieb legt viel Wert auf traditionelle Methoden bei der Herstellung seiner landwirtschaftlichen Erzeugnisse. Die frischen Wieseneier ihrer Hühner haben einen noch besseren Geschmack und werden jeden Tag frisch sortiert und abgepackt. Wer die Wanderhühner anschauen will, kann jederzeit vorbeikommen.

    Auch Landwirt Stefan Kahn aus Ebersried hat seit einem halben Jahr einen mobilen Hühnerstall im Einsatz. Für die Kinder im Dorf ist sein „Hühnerhotel“ eine Attraktion. Und auch er macht die Erfahrung, dass die Leute das immer mehr annehmen. Hier wissen sie, woher die Eier kommen und dass sie durch die frischen Wiesenkräuter gesund gehalten werden. Das Futter für seine 300 Hühner kommt auch aus eigenem Anbau. Er ist zufrieden: „Bis jetzt läuft alles rund!“

    Bio-Eier für die Frühstücksgäste in Steinach

    Die Pension Dominikushof in Steinach hat schon seit mehr als zwei Jahren einen komfortablen mobilen etwas kleineren Hühnerstall. Die Bio-Eier werden im eigenen Hofladen verkauft und in den Pension zum Frühstück serviert. Landwirt Martin Gastl hat davon bei einer Bioland-Veranstaltung erfahren und wollte so etwas haben. „Das ist gerade ein neuer Trend“, weiß er.

    Biolandwirt Franz-Paul Grabmaier aus Scheuring hat seinen mobilen Stall vor über drei Jahren selbst gebaut. Er hat zwei Etagen und ist neun Meter lang und drei Meter breit. Hier finden 250 Wanderhühner Platz. Es läuft gut, deshalb hat er inzwischen einen zweiten baugleichen Stall gebaut, der weitere 170 Biohühner beherbergt. Und er ist überzeugt: Seine Wanderhühner sind sehr gesund und sie legen besonders schmackhafte Eier. Denn eine ausgewogene, natürliche Ernährung und eine entspannte Atmosphäre spiegeln sich im Endprodukt wider. Eine Investition, die sich also lohnt. „So macht Hühnerhaltung Spaß. Das ist eine Art Freilandcamping auf hohem Niveau!“

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden