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Friedberg: So dramatisch erlebte ein Friedberger Zeitzeuge das Kriegsende

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So dramatisch erlebte ein Friedberger Zeitzeuge das Kriegsende

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    Die Panzersperre am Friedberger Berg wurde am Freitag, 27. April 1945, entfernt.
    Die Panzersperre am Friedberger Berg wurde am Freitag, 27. April 1945, entfernt. Foto: Stadtarchiv Friedberg

    Ein paar wenige Monate fehlten Josef Hamberger Anfang 1945 zur Vollendung des 14. Lebensjahres. Zum Glück. Denn ansonsten wäre der inzwischen 88-Jährige damals wie viele andere zum Volkssturm eingezogen worden. So erlebte Hamberger das Drama, dass sich zum Ende des Zweiten Weltkrieges in Friedberg abspielte, aus der Menge.

    Schon in den letzten Wochen des Krieges war Hambergers Worten zufolge der Kanonendonner oft zu hören und es gab immer wieder Tote durch Tiefflieger. Die Besitzerin einer Metzgerei sei, als sie die Tür geöffnet habe, erschossen worden. Als Hamberger selbst aus dem Fenster schaute, wurde er von einem Tiefflieger ins Visier genommen. Glücklicherweise habe dieser etwas zu hoch gefeuert und sein Ziel verfehlt. Als dann die Amerikaner Friedberg näher kamen, wurden Gerüchte laut, dass die Stadt von Panzern angegriffen werden sollte. Der Rest der zurückgebliebenen SS-Abteilung fing daraufhin an, in der Herrgottsruhstraße Bäume zu fällen und am Friedberger Berg Panzersperren anzulegen.

    Frauen boten SS-Offizieren in Friedberg die Stirn

    Josef Hamberger erinnert sich an das Kriegsende in Friedberg.
    Josef Hamberger erinnert sich an das Kriegsende in Friedberg. Foto: Josef Hamberger

    Als die Einwohner das hörten, versammelte sich eine Menschenmenge, zu der auch Josef Hamberger gehörte. Von einer erhöhten Position aus sah er, wie Frauen den SS-Offizieren die Stirn boten und mit Ochsenkarren anfingen, die Panzersperren wegzuräumen. Natürlich versuchten die Soldaten, das zu verhindern, und schrien die Frauen mit Gewehren im Anschlag an: „Weg hier oder wir schießen jetzt sofort.“ Aber da die mutigen Frauen wussten, dass sonst die Amerikaner auf sie schießen würden, hörten sie nicht auf und erwiderten nur: „Dann erschießt uns halt.“

    Als den SS-Männern klar wurde, dass Drohungen nicht halfen, ergriffen sie die Flucht. Fast zeitgleich entdeckte man auf einer nahen Anhöhe den ersten Panzer. „Das war ein unbeschreibliches Gefühl. Einerseits war man froh, andererseits hatte man immer noch Angst“, beschreibt Hamberger. Er erinnert sich daran, dass zwei Männer den Amerikanern entgegengingen und ihnen die Kapitulation Friedbergs überbrachten. Durch das mutige Handeln der Frauen und die schnelle Reaktion der beiden Männer wurde die Stadt kampflos übergeben und vor der Zerstörung bewahrt.

    Amerikaner marschierten in Friedberg ein

    Als die amerikanischen Besatzer in Friedberg einmarschierten, hielten sich die Bewohner vorerst noch zurück. Erst nachdem der Messdiener eine weiße Fahne am Kirchturm aufgehängt hatte, fingen sie an, den Befreiern mit Taschentüchern zuzuwinken. Eine der ersten Taten der Amerikaner war, das riesige Hitlerbild aus dem Rathaus zu entfernen. Josef Hamberger verbindet mit ihnen nur gute Erinnerungen. Vor allem die viele Schokolade, die er geschenkt bekam. Am Friedberger Berg erinnert eine Gedenktafel an den mutigen Einsatz der Frauen.

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