Es ist eine bittere Nachricht für Friedberg und seine Bewohner: Müller, der einzige Drogeriemarkt in der Innenstadt, schließt Anfang kommenden Jahres sein Geschäft. Der Vermieter Roland Brunner sieht beim Preis für das Ladengeschäft keinen Verhandlungsspielraum, Müller will keinesfalls die geforderte Miete bezahlen. Die Stadt hat noch nicht aufgegeben.
Schließung von Müller: Immer weniger Kunden in Friedberger Innenstadt
Der Drogeriemarkt sei Opfer der seit Jahren abnehmenden Besucherfrequenz in der Ludwigstraße geworden, so die zuständige Bezirksleiterin von Müller, Sibylle Zepper: „Es ist eine strategische Entscheidung. Die Miete ist einfach zu hoch und lässt sich nicht mehr refinanzieren.“ Laut Filialleiterin Jeta Gocaj wurde in den vergangenen Tagen bereits allen Mitarbeitern die Kündigung zugeschickt. Die derzeit zwölf Angestellten blieben aber im Unternehmen und würden auf mehrere Filialen in der näheren Umgebung verteilt.
„Seit wir einigen Kunden bestätigt haben, dass wir schließen, kommen sogar wieder deutlich mehr Leute ins Geschäft. Aber grundsätzlich reicht es einfach nicht mehr, um schwarze Zahlen zu schreiben“, so Gocaj. Zahlreiche Kunden hätten ihre Enttäuschung über die Entscheidung ausgedrückt, manche sogar bereits beim Bürgerbüro beschwert.
„Zur Wahrheit gehört aber natürlich auch: Wenn es scheinbar alle traurig finden, dass wir schließen, hätten sie bisher auch regelmäßiger hier einkaufen kommen können“, meint Gocaj.
Senioren können Friedberger Drogeriemärkte kaum erreichen
Die Filialleiterin selbst findet das Aus in der Friedberger Innenstadt bedauerlich: „Hier ist jetzt halt überhaupt nichts Vergleichbares mehr. Außerdem ist Friedberg mit der Ludwigstraße einfach ein schöner Standort.“ Vor allem für ältere Menschen werde es jetzt schwerer, ihre Produkte zu kaufen. Es gibt eine weitere Müller-Filiale beim Gewerbegebiet Friedberg-West sowie ein Geschäft von Rossmann auf der Marquardtstraße. „Beide Läden sind aber für viele Bürger, die nicht mehr so mobil sind, kaum erreichbar“, sagt Gocaj.
Vermieter Brunner bekräftigt, er habe die Miete für das Geschäft seit der Eröffnung von Müller im Jahr 1996 nie erhöht und habe dies auch für den neuen Vertrag ab Anfang des kommenden Jahres nicht vorgehabt. „Die Summe liegt wirklich im unteren Bereich, ich bin weiß Gott kein Miethai. Eine Frau wohnt bereits seit rund 60 Jahren in diesem Haus. Ich lege grundsätzlich großen Wert auf lange Mietverhältnisse, auch im aktuellen Fall.“
Müller: Miete muss senken, sonst schließt die Filiale in Friedberg
Vonseiten der Drogeriemarktkette besteht lediglich noch Gesprächsbereitschaft, wenn der Vermieter die Kosten senkt, so Bezirksleiterin Zepper. „Ich finde es auch schade, aber alles andere können wir nicht verantworten. Wenn die Miete runtergeht, können wir sicher noch einmal sprechen.“ Brunner signalisierte bisher aber nicht, dem Großmieter bei der Summe entgegenzukommen. „Man darf trotzdem niemals nie sagen. Ich bin selbstverständlich jederzeit offen für weitere Gespräche mit dem derzeitigen Mieter.“
Brunner ließ zudem durchblicken, dass aus dem Geschäft seiner Meinung nach deutlich mehr Umsatz herauszuholen wäre und die moderate Miete dann problemlos gestemmt werden könne. Er sagt: „So wie ich es gehört habe, gingen die Umsätze von Müller zwar auch insgesamt ein wenig zurück. Hier in Friedberg sind sie aber regelrecht eingebrochen.“ Überlegungen zu einem möglichen Nachmieter habe er noch nicht angestellt, so Brunner. Dafür sei es noch zu früh.
Stadt will vermitteln und Müller in Friedberg halten
Unterdessen sieht Citymanager Thomas David von der Stadt das Grundproblem verwaisender Innenstädte: „Das betrifft nicht nur Friedberg. Und realistisch gesehen können wir diesen Trend wohl bestenfalls verlangsamen. Wenn Müller geht, wäre das ein ganz schlechtes Signal.“
Das Citymanagement habe den Verantwortlichen des Drogeriemarktes und dem Vermieter angeboten, in der Angelegenheit zu vermitteln. Für den Fall, dass dies keinen Erfolg bringt, gebe es einen potenziellen Interessenten für das Ladenlokal. Ein Unternehmen aus der Lebensmittelbranche könne sich vorstellen, in die Ludwigstraße zu ziehen. Konkrete Gespräche gebe es bislang nicht. Der Interessent wolle die Lage beobachten und dann entscheiden.
Lesen Sie dazu den Kommentar von Tom Trilges: Schließt Müller in Friedberg, geht es schneller bergab