Ihr Alter sieht man Viktoria und Andreas Fuß nicht an. Sie strahlen über das ganze Gesicht, als sie beim Gespräch mit unserer Redaktion im gemütlichen Biergarten sitzen. Man spürt förmlich die Leidenschaft für den Goldenen Stern in Rohrbach – ihr Lokal, das sie im Jahr 1982 von Andreas Fuß’ Vater übernommen haben. Seitdem hat sich viel getan.
1994 wurde die Wirtschaft grundlegend renoviert. Damals war ihr Sohn Stefan gerade mal zehn Jahre alt. Mittlerweile hat er selber Kinder und führt das Lokal – doch mit tatkräftiger Unterstützung seiner Eltern.
Der Goldene Stern in Rohrbach ist über 80 Jahre alt
Das Haus selbst hat stolze 81 Jahre auf dem Buckel. Den Goldenen Stern kann man bis ins Jahr 1903 zurückverfolgen. 1938 hat es der Vater von Andreas Fuß übernommen. Damals stand noch die Landwirtschaft im Vordergrund. Deshalb bot es sich für den jungen Andreas Fuß an, Metzger zu lernen und in der Landwirtschaft mit dazugehöriger Gaststube mit einzusteigen. Seine Frau Viktoria kam der Liebe wegen nach Rohrbach. Für ihren Andreas war ihr nichts zu viel. Von Beginn an war der heute 65-Jährigen klar, dass das viel Arbeit bedeuten würde. Bereut hat sie es bisher aber keinen einzigen Tag.
Im Gegenteil: Sie ist froh, dass sie auch heute noch täglich in der Küche gebraucht wird. Hier fühlt sie sich wohl, und das hält sie fit. „Ich habe viele Kurse gemacht, um die neuen Geräte in der Großküche richtig zu beherrschen. Im Vergleich zu früher hat sich da einiges verändert“, erzählt Viktoria Fuß. Inzwischen ist es für sie zur Routine geworden und „es geht durch von Mittwoch bis Sonntag“.
Da geht es schon in der Früh los, wenn die Braten, Suppen und die Soßen vorbereitet werden müssen. Denn es braucht schon einige Stunden, bis die Gerichte frisch auf den Teller des Gastes kommen. Beim diesjährigen Altstadtfest war Viktoria Fuß ebenfalls durchgängig auf den Beinen undkümmerte sich um die Tischreservierungen. Sie kenne schließlich die Leute und es mache ihr Spaß, sagt sie.
Ihr Mann Andreas dagegen ist an der Theke zu finden. Das ist sein Reich. „Wenn ich einmal nicht hinter dem Ausschank stehe, fragen die Gäste schon, wo ich denn bin und was los ist“, sagt der 75-Jährige, der ebenfalls von Mittwoch bis Sonntag im Goldenen Stern ist. Er liebt es, auch einmal einen kleinen Plausch zu halten. Das mögen die Leute. Viele sind ja Stammgäste und man kennt sich schon ewig.
Sein Fachwissen als Metzger ist aber ebenfalls gefragt. „Denn wenn mal ein Wild auszulösen ist, dann muss der Papa ran“, ergänzt sein Sohn Stefan, der 2012 das Ruder des Gastonomiebetriebs übernommen hat. Seitdem ist viel passiert. Die Küche hat sich durch den Neubau vergrößert und das Catering ist hinzugekommen. Da wird jede Hand gebraucht. Stefan Fuß ist froh, dass seine Eltern immer noch mitarbeiten, sonst könnte er das Alltagsgeschäft gar nicht stemmen. „Das Gemeinsame zählt bei uns und vor allem, dass wir unsere Passion miteinander ausleben können“, freut sich ihr Sohn, der nun gemeinsam mit seiner Frau den Familienbetrieb in dritter Generation weiterführt.
„Wir sind froh, dass wir die Verantwortung haben abgeben können“, so seine Mutter Viktoria Fuß. „Man kann jetzt einfach auch mal früher weg. Trotzdem möchten wir keinen Tag missen. Wir wollen dabei sein und schätzen sehr, was unser Sohn Stefan macht.“ Ein Leben ohne ihre Wirtschaft könnten sich seine Eltern nicht vorstellen.
Der Generationswechsel verlief reibungslos. „Wir haben das Glück, dass Stefan ein hervorragender Koch geworden ist. Vor allem hat er das Altbewährte gelassen, aber auch viel Neues dazu genommen. Vor 30 Jahren war unsere Zeit, heute ist es seine Zeit“, ergänzt sein Vater Andreas und ist wahrlich stolz auf seinen Sohn.
Die Knödel des Goldenen Sterns in Rohrbach sind legendär
So gibt es nach wie vor die legendären großen Knödel, für die der Goldene Stern immer schon bekannt war. Die hat die Familie Fuß übrigens deshalb gemacht, damit man sie in dem kleinen Ort ein paar Kilometer von Eurasburg entfernt auch findet. Allein schon deshalb habe er die Knödel quasi als „Denkmalschutz“ mit aufgenommen und im Angebot gelassen, sagt Juniorchef Stefan Fuß.
Seine Eltern denken nicht ans Aufhören. „Solange wir fit sind und das machen können, helfen wir mit. Was sollen wir denn sonst tun“, meint Andreas Fuß lachend. An den beiden Ruhetagen kümmern sich die Beiden gerne um die Enkelkinder, fahren auch mal einen Tag weg. Schmunzelnd fügt der Seniorchef hinzu: „Eine Leidenschaft habe ich aber noch. Das sind alte Traktoren. Die warten in der Garage auf mich.“ Langweilig wird es dem Ehepaar Fuß also nie.
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