Wegen der Teil-Fertigstellungen der Schnellbahnstrecke Ulm-Stuttgart im nächsten Jahr und Stuttgart 21 Ende 2025 ist auf den Gleisen im Stadtgebiet Augsburg nicht mehr genug Platz für die Züge der Paartalbahn. Der 15-Minuten-Takt kippt, das hatte das Bundesverkehrsministerium im Herbst bestätigt. Gegen diese Hiobsbotschaft kämpfen seit Monaten Politiker und Fahrgastvertreter. Die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG), ein wichtiger Akteur bei dem Thema, geht davon aus, dass der Takt noch zehn Jahre gesichert ist. Kann das sein? Denn das Bundesverkehrsministerium hält langfristig an einem Aus fest.
Erst einmal die schlechte Nachricht: Die Landtags-Grünen, darunter die Augsburger Abgeordnete Stephanie Schuhknecht, hatten auf eine Anfrage beim bayerischen Verkehrsministerium eine entmutigende Antwort erhalten. Der Gutachter des Bundes habe auf Nachfrage erklärt, dass das neue Fernverkehrskonzept des Deutschlandtakts nach 2030 nur noch halbstündliche Trassen der Paartalbahn im Abschnitt Augsburg Hauptbahnhof – Hochzoll zulässt. Ein Ausbau der Infrastruktur werde vom Gutachter aufgrund der örtlichen Verhältnisse als sehr schwierig eingeschätzt. "Bayern setzt sich unverändert für den 15-Minuten-Takt nach Friedberg ein", betont das Ministerium zwar. Doch aus dem Schreiben, das unserer Redaktion vorliegt, geht auch hervor: Die Länder konnten beim Fahrplanentwurf ihre Vorstellungen nur bedingt einbringen.
Paartalbahn: 15-Minuten-Takt bis Ende 2031 geplant
Ein wichtiger Akteur bei dem Thema ist die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG). Das Tochterunternehmen des Freistaates plant, finanziert und kontrolliert den Schienenpersonennahverkehr in Bayern. Es sieht die Lage zumindest für die nächsten zehn Jahre optimistisch. Auf Nachfrage unserer Redaktion teilt ein Sprecher mit: Man plane die sogenannten Augsburger Netze im Rahmen der Ausschreibung für die gesamte Vertragslaufzeit bis Ende 2031 mit einem 15-Minuten-Takt zwischen Augsburg und Friedberg.
Damit das funktioniert, werde investiert. Unter anderem sollen am Friedberger Bahnhof ab Ende 2025 gleichzeitige Einfahrten der Züge möglich sein. Damit werde die Betriebsführung auf der Paartalbahn flexibler. "Wir gehen davon aus, dass damit der 15-Minuten-Takt auch bei einem nach der Fertigstellung von ,Stuttgart 21' stark verbesserten Fernverkehrsangebot aufrechterhalten werden kann", so der Sprecher weiter.
Bereits Ende 2022 werden mit der Teilinbetriebnahme der Schnellfahrstrecke Wendlingen – Ulm die Fernverkehrszüge zwischen München und Stuttgart öfter verkehren. Auch dann noch sei der 15-Minuten-Takt machbar, habe eine gemeinsame Prüfung mit der DB Netz AG und der DB Fernverkehr AG ergeben.
Straßenbahnlinie 6 ist als Alternative vom Tisch
Problematisch sei die dichte Zugfolge zwischen Augsburg-Hochzoll und Augsburg Hauptbahnhof. Hier teilen sich Paartalbahn und der gesamte Fernverkehr zwei Gleise. Aufgrund der beengten Verhältnisse im städtischen Raum sei es nur "äußerst eingeschränkt" möglich, dieses Nadelöhr zu entschärfen. Über die Zeit ab 2031 mag sich die Bayerische Eisenbahngesellschaft denn auch auf Nachfrage nicht konkret äußern und verweist schon einmal darauf, dass der S-Bahn-ähnliche Ausbau der Strecke Augsburg-München im Stundentakt ja auch Friedberg zugutekomme.
Parteiübergreifend setzten sich Politiker aus der Region für den Erhalt des Taktes ein. Der Freistaat versucht weiter, ihn auf Bundesebene durchzusetzen. Ein Koordinierungsrat unter Leitung des Bundesverkehrsministeriums soll sich mit der Entwicklung und Umsetzung des Deutschlandtakts beschäftigen. "Dort werden wir die problematischen Überlegungen zu einer Angebotsreduzierung zwischen Augsburg und Friedberg platzieren", kündigt die BEG an.
Vom Tisch ist sowohl aus Sicht des Freistaates als auch des Bundes eine andere Alternative: Eine Verlängerung der Straßenbahnlinie 6 werde, wenn sie denn kommt, nicht als Ersatz für eine Bahnverbindung gesehen, heißt es unisono.
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