In zwölf Minuten von Friedberg nach Augsburg – und das fast jede Viertelstunde. Schneller und komfortabler als mit der Paartalbahn kommt man kaum zwischen den beiden Städten hin und her. Doch dieser dichte Takt könnte schon bald Geschichte sein. Entsprechende Überlegungen der Bahn, die vor Kurzem bekannt wurden, rufen jetzt Kommunalpolitiker und Abgeordnete in Bund und Land auf den Plan.
Auf Drängen der Grünen hat sich der Stadtrat von Friedberg bereits einhellig gegen eine Verschlechterung der Verbindung ausgesprochen. Schließlich haben die Fahrgastzahlen auf der Paartalbahn in den vergangenen Jahren um durchschnittlich 18 Prozent zugenommen. Von Montag bis Freitag steigen täglich an die 3500 Menschen am Friedberger Bahnhof zu und aus - mehr als die Hälfte des gesamten Fahrgastaufkommens zwischen Augsburg und Ingolstadt.
Nur noch alle 30 Minuten von Friedberg nach Augsburg
Mit dem Deutschlandtakt will die Bahn bis zum Jahr 2030 ihre bundesweiten Fahrgastzahlen verdoppeln. Auch die Region soll durch eine Stärkung des Knotenpunktes Augsburg profitieren, etwa in Form eines verdichteten und beschleunigten Fernverkehrsangebots in Richtung Stuttgart und München sowie einer aufgewerteten Nordanbindung in Richtung Nürnberg. Doch im Nahverkehr könnte dies negative Folgen haben. Im Raum steht, dass der Takt zwischen Friedberg und Augsburg von derzeit 15 auf 30 Minuten steigt. Und zwar womöglich schon in zwei Jahren, wenn die Schnellbahnstrecke Ulm-Stuttgart in Betrieb geht.
"Der 15-Minuten-Takt ist zwar bis 2031 von der Bayerischen Eisenbahngesellschaft bestellt. Aber bereits ab Dezember 2022 gibt es deutlich mehr Fernzüge, mit denen sich die Paartalbahn zwischen Hochzoll und dem Augsburger Hauptbahnhof das Gleis teilt. Das heißt, ab 2022 wird es eng auf dem Gleiskorridor", erläutert der Beauftragte des Friedberger Stadtrats für den öffentlichen Personennahverkehr, Prof. Manfred Schnell.
Stuttgart 21 wirkt sich auf die Paartalbahn aus
Spätestens 2025, wenn Stuttgart 21 in Betrieb geht, funktioniere der Viertelstundentakt nicht mehr, so Friedbergs Bürgermeister Roland Eichmann (SPD). Denn die Züge der Paartalbahn ließen sich dann nicht mehr so einfach wie bisher auf die stark befahrene Hauptstrecke Augsburg-München einfädeln. Sie müssen nämlich am Bahnhof Hochzoll die beiden Fernverkehrsgleise kreuzen, um die Nahverkehrsgleise auf der Südseite der Bahntrasse zu erreichen.
Die Bahn hat bereits signalisiert, dass die Priorität auf dem Fernverkehr liegen soll. Das geht auch aus einem Schreiben der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) an die Stadt Friedberg hervor. Der Korridor für den öffentlichen Personennahverkehr müsse sich unterordnen, heißt es darin sinngemäß.
Paartalbahn: Kein Ausbau des Bahnhofs Augsburg-Hochzoll
Ein Ausbau des Nadelöhrs am Bahnhof Hochzoll, der den Viertelstundentakt nach Friedberg sicherstellen könnte, ist laut Gutachter nicht möglich. Ein "Überwerfungsbauwerk", das die Nahverkehrsgleise über die Fernverkehrtrasse hinweg führt, war bereits in den 1990er-Jahren beim Ausbau der Bahnstrecke München-Augsburg im Gespräch. Es scheiterte aber an Kosten im mittleren zweistelligen Millionenbereich sowie städtebaulichen und lärmschutztechnischen Schwierigkeiten. SPD und Grüne im Friedberger Stadtrat kritisierten dieses Versäumnis.
Was also tun? Der aktuelle Fahrplanentwurf des Deutschlandtaktes empfiehlt einen 15-Minuten-Takt "durch ein mögliches Stadtbahnkonzept mit direkter Führung in die Innenstadt". Ein solches Zug-Tram-System nach dem sogenannten Karlsruher Modell kombiniert die Idee einer leistungsfähigen innerstädtischen Straßenbahn mit einer S-Bahn-artigen Erschließung der Region und überwindet die Systemgrenze zwischen Straßenbahn einerseits und Eisenbahn andererseits.
CSU-Abgeordnete aus der Region Augsburg sind sich uneins
Politisch ist das freilich umstritten – selbst innerhalb der CSU. Während der Verkehrsexperte der Unionsfraktion im Bundestag, der Nördlinger Abgeordnete Ulrich Lange, diese Möglichkeit nicht von vorneherein ausschließen mag, kommt scharfer Widerspruch von seinen Parteifreunden Volker Ullrich und Hansjörg Durz. Die beiden Abgeordneten aus Augsburg-Stadt und AugsburgLand beharren darauf, dass es beim 15-Minuten-Takt bleibt und dass die gesamte Paartallinie sogar zweigleisig ausgebaut und elektrifiziert wird.
Auch die Augsburger SPD-Abgeordnete Ulrike Bahr verlangt, dass die Machbarkeit und die Voraussetzungen eines 15-Minuten-Takts ohne Kreuzungsbauwerk zeitnah durch ein Fachbüro simuliert werden. "Der Deutschlandtakt muss mit einem guten regionalen Angebot Hand in Hand gehen. Keinesfalls darf der Deutschlandtakt zu einer Verschlechterung vor Ort führen", so die Abgeordnete.
Ohne bauliche und organisatorische Maßnahmen wird dies aber nicht gelingen. Dazu gehören ein neues elektronisches Stellwerk in Friedberg sowie Umbauten an den Weichen und an den Bahnsteigen, die eine schnelle gleichzeitige Einfahrt von Zügen gewährleisten und eine höhere Flexibilität beim Einfädeln in Hochzoll ermöglichen. Aufseiten der Bahn laufen dafür bereits die Planungen, und auch die Mittel sind gesichert.
Ein Fußgängersteg über die Paartalbahn am Friedberger Bahnhof
Doch in Friedberg wird seit Jahren darüber diskutiert, ob und wie ein Fußgängersteg den Bahnhof besser an die Innenstadt und an den Stadtteil Friedberg-Süd anbinden könnte. Schon 2013 präsentierten fünf Architekturbüros ihre Konzepte, deren Kosten zwischen 1,2 und 2,2 Millionen Euro variierten. Passiert ist seither außer einer Machbarkeitsstudie nichts mehr. Und jetzt drängt die Zeit. Denn die Bahn verlangt bis Ende 2021 eine Entscheidung darüber, ob der Steg gebaut wird, oder - wie von ihr bevorzugt - eine Unterführung unter den Gleisen.
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