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Friedberg: "Offenes Mikrofon" in Friedberg: Die Pandemie als Weltverschwörung?

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"Offenes Mikrofon" in Friedberg: Die Pandemie als Weltverschwörung?

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    Rund 20 Teilnehmer sind am Samstag erstmals unter dem Motto "offenes Mikrofon" auf dem Friedberger Marienplatz angetreten, um ihrem Unmut gegenüber den geltenden Infektionsschutzmaßnahmen Luft zu machen.
    Rund 20 Teilnehmer sind am Samstag erstmals unter dem Motto "offenes Mikrofon" auf dem Friedberger Marienplatz angetreten, um ihrem Unmut gegenüber den geltenden Infektionsschutzmaßnahmen Luft zu machen. Foto: Nikolai Röhrich

    Ein Physiklehrer aus München, der in seiner Rede auf dem Friedberger Marienplatz mitunter davon spricht, wie er seine Schüler auf eigene Faust von der Maskenpflicht entband, ist angetan von der Friedberger Altstadt. Die Bürger hingegen hält er für Gefangene des Corona-Systems. "Schöne Käfige hier", ruft er, während eisschleckende Passanten auf der anderen Seite des Marienplatzes stehen geblieben sind, um seiner Rede zu lauschen. Am Samstag fand in Friedberg zum ersten Mal eine Versammlung unter dem Motto "offenes Mikrofon" statt, bei der laut Veranstalter alle Bürger eingeladen waren, ihre Gedanken zur derzeitigen Pandemiebekämpfung zu teilen.

    Etwa 20 Teilnehmer beim "offenen Mikrofon" in Friedberg

    Rund 20 Teilnehmer, die unter anderem aus Aichach und München anreisten, waren es schließlich, die unter Aufsicht zweier Polizisten hinter dem Friedberger Rathaus zusammenkamen, um die geltenden Maßnahmen zu kritisieren und Theorien über als Impfungen getarnte Genexperimente und heraufziehende Bürgerkriege an die Öffentlichkeit zu bringen.

    Interessierten wurden Flyer mit alternativen Informationsquellen wie dem Youtube-Kanal von "Querdenken" und Aufrufen zu einer "grundlegenden Veränderung in Staat und Gesellschaft" angeboten - auch Aufkleber mit dem Hashtag #IchLasseMichNichtImpfen gab es zum mitnehmen.

    Während der Veranstaltung wurden weder die Abstände noch die Maskenpflicht durchgehend eingehalten. Die Polizei brachte mehrere Verstöße zur Anzeige.
    Während der Veranstaltung wurden weder die Abstände noch die Maskenpflicht durchgehend eingehalten. Die Polizei brachte mehrere Verstöße zur Anzeige. Foto: Nikolai Röhrich

    "Die Strippenzieher, die uns trennen, sind ein paar Hundert - das sind die Politiker, die Superreichen und die Massenmedien", so der 65-jährige Friedberger Organisator der Veranstaltung , der sein Weltbild im Gespräch mit unserer Redaktion ausbreitet. Das offene Mikrofon sieht er als Mittel, um der Spaltung der Gesellschaft und der Isolation der Bürger entgegenzuwirken. Nachdem er geltende Schutzmaßnahmen kritisiert, schlägt er eine simplere Lösung zur Bekämpfung der Pandemie vor: Um ihr Immunsystem zu stärken, sollten die Menschen einfach an die frische Luft gehen und ihre Freunde treffen.

    Eine Teilnehmerin in Friedberg hat keine Angst vor einer Infektion - aber vor der Impfung

    Eine Rednerin, die von der "Abschaffung der Grundrechte" spricht und die derzeitige Situation mit der NS-Zeit vergleicht, erklärt sich den Umstand, dass die Mehrheit der Deutschen in Corona keine Weltverschwörung erkennen kann, mit einer Seelentheorie: "Ich habe einmal gehört, dass in Deutschland viele junge Seelen inkarniert sind", erklärt sie. "Dann ist das wie im Kindergarten, den Leuten kann man alles erzählen."

    Vor einer Covid-Infektion habe sie keine Angst, wohl aber vor der Impfung, bekundet hingegen eine 55-jährige Teilnehmerin der Veranstaltung, die immer wieder ihre Maske abnimmt und einen Button mit der Aufschrift "Free Hugs" (kostenlose Umarmungen) trägt. Ein anderer Teilnehmer gibt an, wegen überzogener Maßnahmen an der Demonstration teilzunehmen und kritisiert unter anderem die Maskenpflicht im Freien - die er für sich selbst immer wieder aufhebt, um an seiner E-Zigarette zu ziehen.

    Wegen Corona-Verstößen werden Teilnehmer angezeigt

    Im Anschluss kam die Polizei zu der Einschätzung, die Veranstaltung sei "ruhig verlaufen", und die Redebeiträge der Teilnehmer hätten sich im Rahmen des Erlaubten bewegt. Gegen Teilnehmer, die sich trotz mehrmaliger Bitten des Organisators, den Mindestabstand von einem Meter fünfzig einzuhalten und eine Mund-Nasen-Bedeckung zu tragen, nicht an die Vorschriften hielten, wurde polizeilich vorgegangen. "Die Maskenverstöße wurden zur Anzeige gebracht", so der diensthabende Einsatzleiter der Friedberger Polizei.

    Der Organisator, der mit vielen Anwesenden per Du ist, will von den Verstößen der rund 20 Teilnehmer "nicht alles mitbekommen" haben. "Das nächste Mal werde ich aber noch mehr darauf hinweisen", beteuert er. Insgesamt ist er aber zufrieden mit seinem Tagewerk und wünscht sich, dass über die von den Teilnehmern vorgebrachten Inhalte auch in den Medien berichtet werde. Denn von diesen sei er momentan ziemlich enttäuscht - die Berichterstattung über Corona hält er für "Propaganda" elitärer Strippenzieher.

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