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Friedberg: Lea Kolb ist das Latein-Ass des Friedberger Gymnasiums

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Lea Kolb ist das Latein-Ass des Friedberger Gymnasiums

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    Die Siegerin des Landeswettbewerbs „Alte Sprachen“ Lea Kolb mit ihrer Urkunde vor dem staatlichen Gymnasium Friedberg.Ihr Studienwunsch hat aber nichts mit Sprachen zu tun.
    Die Siegerin des Landeswettbewerbs „Alte Sprachen“ Lea Kolb mit ihrer Urkunde vor dem staatlichen Gymnasium Friedberg.Ihr Studienwunsch hat aber nichts mit Sprachen zu tun. Foto: Nikolai Röhrich

    „Extra bavariam non est vita, et si est vita non est ita.“ Zu deutsch: „Außerhalb von Bayern gibt es kein Leben, und wenn, dann kein solches.“ Dieses Zitat des ehemaligen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß galt es im Landeswettbewerb „Alte Sprachen“ des bayerischen Kultusministeriums zu übersetzen. Lea Kolb, frischgebackene Abiturientin am staatlichen Gymnasium Friedberg, war eine der drei Gewinnerinnen des Wettbewerbs.

    Friedberger Schülerin: Latein-Ass hat Erfolg erst gar nicht realisiert

    „Ich habe erst gar nicht kapiert, dass ich gewonnen habe“, erzählt sie. Sie habe den Brief des Kultusministeriums überflogen und dabei den Nebensatz überlesen, in dem sie als eine der drei Siegerinnen bekannt gegeben wurde. Erst als sie zusammen mit ihrer Mutter den Brief ein zweites Mal gelesen habe, sei ihr aufgefallen, dass sie es geschafft hat. „Dann habe ich mich natürlich sehr gefreut.“

    Während der drei Wettbewerbsrunden hatte sie hingegen größte Genauigkeit an den Tag gelegt. In der ersten Runde des Wettbewerbs musste ein Brief des stoischen Philosophen Seneca übersetzt werden. Von den rund 1000 Teilnehmern kamen die 50 Besten in die engere Auswahl. In der zweiten Runde wurde eine Interpretationsklausur über eine antike „Hatespeech“ gegen den römischen Politiker und Philosophen Marcus Tullius Cicero geschrieben.

    Lea Kolb absolviert das Staatliche Gymnasium Friedberg.
    Lea Kolb absolviert das Staatliche Gymnasium Friedberg. Foto: Ute Krogull

    Unter dem Motto „Zukunft braucht Herkunft“ wurde in den Aufgaben versucht, Bezüge zwischen antiken und modernen gesellschaftlichen Problemen herzustellen: Der Begriff „Hatespeech“ bedeutet Hassrede und ist vor allem in Debatten um beleidigende Posts und Kommentare in den sozialen Netzwerken virulent. In der letzten Runde mussten sich die verbliebenen zehn Teilnehmer in einem wissenschaftlichen Gespräch den Fragen eines Prüfergremiums zu stellen. „Es war wie bei einem Ping-Pong-Spiel, bei dem man versucht, möglichst kompetent die Angriffe des Gegners zu parieren“, erzählt Lea.

    Gegenwart und Vergangenheit: Kolb vom Friedberger Gymnasium punktet

    Auch in der Finalrunde sollten Verbindungen zwischen Vergangenheit und Gegenwart hergestellt werden. Ihr sei ein modernes Bild eines überfüllten Flüchtlingsbootes gezeigt worden und anschließend habe sie Fragen zur mythologischen Figur Aeneas, einem Flüchtling aus dem untergehenden Troja, beantworten müssen, erklärt die Schülerin. Coronabedingt fand die letzte Wettbewerbsrunde in Form einer Videokonferenz statt.

    Was hat ein Flüchtlingsboot im Mittelmeer mit Aeneas zu tun?
    Was hat ein Flüchtlingsboot im Mittelmeer mit Aeneas zu tun? Foto: Socrates Baltagiannis (dpa)

    „Ich hatte nicht gedacht, dass ich gewinnen würde“, bekennt Lea. Für den Wettbewerb habe sie sich auf den Vorschlag ihrer Lateinlehrerin Kathrin Graf hin angemeldet. Der Sieg sei ihr aber auch nicht in den Schoß gefallen. Während ihre Mit-Abiturienten ihre Abschlussfahrt auf Korfu verbrachten, habe sie Latein gebüffelt.

    Als Gewinn erhielt die Schülerin 500 Euro, Bücherpreise und eine Urkunde des Kultusministeriums. Außerdem wurde sie der Studienstiftung des Deutschen Volkes als Stipendiatin vorgeschlagen. Nach der eigentlichen Prüfung sei sie noch zu ihrer Person interviewt worden, berichtet Lea. Sie sei gefragt worden, weshalb man sie in die Studienstiftung aufnehmen sollte. „Da musste ich mich selbst anpreisen“, sagt die 18-Jährige. „Das war ein bisschen komisch.“

    Gefragt, wie sie ihre Zeit gestalte, wenn sie gerade keine Texte in alten Sprachen studiere, erzählt die Abiturientin von ihrer Liebe zur Musik. Sie spielt Gitarre, singt im Chor und tanzt gerne. Sie könne sich auch für Romane begeistern, beispielsweise für die Cicero-Trilogie von Robert Harris, in der es um Intrigen, politische Verwicklungen und Verschwörungen geht. „Wenn ich das so erzähle, hört es sich an wie ein Klischee“, meint sie. „Dabei bin ich gar nicht so spießig.“

    Vulgärlatein hat es Lea Kolb vom Friedberger Gymnasium angetan

    Auch in der Schule habe sie sich für Cicero, dessen philosophischen Texte im Lateinunterricht gelesen wurden, begeistern können. Ciceros philosophische Theorien hätten sie politisiert, sagt sie. „Ich habe mich früher nie besonders für Politik interessiert, aber die antike politische Theorie hat die Sache für mich interessant gemacht.“

    Im alten Rom wurde nicht nur hochgestochenes Latein gesprochen.
    Im alten Rom wurde nicht nur hochgestochenes Latein gesprochen.

    Doch nicht nur am hochgestochenen Latein der Politker und Philosophen habe sie Gefallen gefunden, auch das „Vulgärlatein“, das im alten Rom vor allem eine gesprochene und weniger eine geschriebene Sprache war, habe es ihr angetan. „Vinum mihi in cerebrum abiit“, zitiert Lea den römischen Schriftsteller Titus Petronius. Übersetzt: „Der Wein ist mir zu Kopf gestiegen.“

    Lea Kolb startet Physikstudium an der Uni Augsburg

    Wie geht es nun weiter für das Friedberger Latein-Ass? „Ich habe länger darüber nachgedacht, Latein zu studieren“, erzählt sie. In der Schule habe sie sich für Naturwissenschaften, besonders für Physik, ebenso begeistern können wie für alte Sprachen. Am Ende habe sie sich dann für ein Physik-Studium an der Universität Augsburg entschieden. „Ich spiele auch mit dem Gedanken, einmal in die Forschung zu gehen. Da war Latein weniger attraktiv, denn es passiert nichts Großes mehr in diesem Fach“, sagt die Abiturientin.

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