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Friedberg: Kultur, Sport, Gastro: Ab Montag steht Aichach-Friedberg still

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Kultur, Sport, Gastro: Ab Montag steht Aichach-Friedberg still

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    Erst Maskenpflicht in der Friedberger Innenstadt, dann Lockdown: Corona hat das Leben wieder voll im Griff.
    Erst Maskenpflicht in der Friedberger Innenstadt, dann Lockdown: Corona hat das Leben wieder voll im Griff. Foto: Thomas Goßner

    Eine Woche früher als geplant endet die Bayerische Landesausstellung 2020 in Friedberg und Aichach: Am Sonntag schließt die Schau im Wittelsbacher Schloss und im Aichacher Feuerhaus ihre Türen - ebenso wie Gaststätten, Sportanlagen und Galerien. Wie fallen die Reaktionen der unmittelbar Betroffenen auf den neuerlichen Lockdown aus?

    „Ich finde das nicht in Ordnung“, erklärt Marianne Golling vom Landgasthof Lindermayr in Haberskirch: „Wir haben uns an alle Regeln gehalten und unsere Gäste können ja schließlich selbst entscheiden, ob sie uns besuchen wollen oder nicht.“ Während des Lockdowns will sie zum Mitnehmen anbieten. Bereits im Frühjahr kam das To-Go-Konzept des Familienbetriebes gut bei den Gästen an. Marianne Golling setzt auf Nachhaltigkeit und verwendet kompostierbare Verpackungen für ihre Gerichte.

    Die Gaststätten müssen schließen. Viele Wirte bieten darum wieder Essen zum Mitnehmen an.
    Die Gaststätten müssen schließen. Viele Wirte bieten darum wieder Essen zum Mitnehmen an. Foto: Daniel Karmann/dpa/Symbolbild

    Nachhaltigkeit ist auch für die Ottmaringer Gastronomen Nadine und Jan Hunner ein wichtiger Aspekt der To-Go-Bewirtung. Mit dem pfandfreien Mehrwegsystem „Vytal“ wollen die Inhaber der Ottmaringer Sportgaststätte den To-Go-November umweltfreundlich gestalten. Wer eine Speise mit nach Hause nimmt, bekommt diese in einer wiederverwertbaren Schüssel - und das ganz ohne Pfand oder Gebühren. Nach dem Essen hat jeder Kunde 14 Tage Zeit, das Geschirr wieder zurückzugeben und wird sogar per App mehrmals daran erinnert.

    Nadine Hunner hofft, mehrere Gastronomiebetriebe aus dem Wittelsbacher Land für das Konzept begeistern zu können, denn neben dem Aspekt der Nachhaltigkeit hätte die Teilnahme mehrerer Gaststätten noch einen weiteren Vorteil: Die Vytal-Schüsseln kann man nicht nur beim ursprünglich besuchten Restaurant, sondern bei jedem weiteren Partner des Projektes zurück geben. „Ich kann die Maßnahmen für die Gastronomie nachvollziehen“, erklärt Hunner. „Es wird eine schwere Zeit, aber der Schutz aller Menschen steht im Vordergrund.“

    Meringer Steakhaus vor schwierigen Zeiten

    Sladana Malobabic vom Meringer Steakhouse „Chorizo“ ist sich über das Angebot seines Betriebes im November noch unsicher. „Wir wissen noch nicht, ob wir unser Restaurant im kommenden Monat komplett schließen werden, oder ob wir unsere Gerichte zum Mitnehmen anbieten“, erklärt der Mitinhaber. Eins ist jedoch sicher: Eine unangenehme Zeit steht den Meringern bevor.

    „Wir sind finanziell total hinten dran und müssten eigentlich aufholen, anstatt wieder zu schließen. Ich habe das Gefühl, die Gastronomie steht immer an letzter Stelle.“ Anna Bagnato, Inhaberin des Friedberger Cafés „Da Anna“ ist unglücklich über die ab November geltenden Maßnahmen. Mit Liefer- und Mitnahmeangeboten möchte sie ihr Café während des Lockdowns über Wasser halten.

    Wenig überraschend kam der erneute Lockdown auch für die heimischen Sportvereine. Beim TSV Friedberg hat man laut dem Vorsitzenden Karsten Weigl damit gerechnet: „Bei so einschneidenden Maßnahmen war klar, dass der Sport wieder eingeschränkt wird. Das wir jetzt gar nichts mehr machen können, ist bitter, aber nachvollziehbar.“ Bis Ende November gibt es beim TSV, dem größten Sportverein des Landkreises Aichach-Friedberg, kein Training und keine Wettkämpfe.

    Kein Training, keine Wettkämpfe: Der TSV Friedberg fährt den Betrieb herunter.
    Kein Training, keine Wettkämpfe: Der TSV Friedberg fährt den Betrieb herunter. Foto: Sebastian Richly

    Danach hofft Weigl, dass es bald wieder weitergeht: „Gerade den Kindern ist das schwer zu vermitteln. Wir haben in den vergangenen Wochen und Monaten viel Aufwand betrieben, um den Mitgliedern eine Möglichkeit zu bieten, ihren Sport auszuüben“, so der TSV-Vorsitzende, der aber Verständnis zeigt: „Alles hat super geklappt, aber Sport ist ohne soziale Kontakte nur schwer möglich. Das Risiko ist da und deshalb verstehen wir die Entscheidung der Politik.“

    MSV-Präsident Resch hat Verständnis für Corona-Lockdown

    Ähnlich sieht das Georg Resch, Vorsitzender des SV Mering: „Der Sport muss in dem Fall hinten anstehen. Wir haben eine gesellschaftliche Verantwortung.“ Auch beim MSV wurde fiel am Hygienekonzept gefeilt: „Wir haben bei den Hallensportarten die Gruppen reduziert und geschaut, dass immer die Gleichen miteinander trainieren. Natürlich war das ein großer Aufwand und ist sehr schade“, so Resch, der aber nicht meckern will: „Andere Dinge sind wichtiger. Etwa, dass die Kinder weiter in die Schule gehen können.“

    Corona: Für Fitnesstudios geht es um die Existenz

    Bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr müssen auch die Fitnessstudios ihre Pforten schließen. „Wir kennen die Situation zwar vom Frühjahr, abfinden können wir uns damit aber nicht“, sagt Jutta Ihle, Eigentümerin vom Friedberger Kraftwerk 151. Eigentlich hatte sie nicht mehr mit einem Lockdown gerechnet, nun plagt auch sie jedoch die Existenzangst: „Dabei geht es weniger um mich als um meine Mitarbeiter“, sagt die Studiobetreiberin. „Immerhin haben wir unter anderem auch Azubis, eine duale Studentin.“ Was Ihle zudem kritisiert: „Die Regierung schert alle Fitnessstudios über einen Kamm, dabei haben wir ein striktes Hygienekonzept entworfen.“ Dreimal würden die Mitarbeiter alle Oberflächen desinfizieren, jeder hält die Abstände ein, alle tragen eine Maske. Einen einzigen positiv Getesteten habe es bislang gegeben, erklärt Ihle. Und das wäre auch so geblieben, ist sie überzeugt.

    Kosmetikerin Manuela Nestmeier ist Inhaberin des Kosmetiksalons Hautnah in Friedberg und findet den Lockdown an sich gar nicht so schlimm. „Ich bin durch den ersten gekommen, dann werde ich auch diesen meistern“, sagt Nestmeier. Existenzängste hat sie trotzdem, denn immerhin muss sie weiterhin die Miete und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bezahlen. „Im Sommer waren die 5000 Euro, die wir bekommen haben, nicht genug“, sagt Nestmeier. Sie hofft nun auf ihre Stammkunden, denn verkaufen darf sie ihre Produkte ja noch, wovon sie sich jedoch beim Landratsamt noch einmal vergewissern möchte. Schwierig werde es jedoch, wenn die Kunden und Kundinnen aus Angst nicht mehr zu ihr kämen. „Dann bricht einiges weg“, sagt die Kosmetikerin.

    Die Ausstellung im Rahmen der "Paarkunst 2020" in der Archivgalerie muss eine Woche früher als geplant schließen.
    Die Ausstellung im Rahmen der "Paarkunst 2020" in der Archivgalerie muss eine Woche früher als geplant schließen. Foto: Sabine Roth

    Beim Haus der Bayerischen Geschichte bedauert man das vorzeitige Aus der Landesausstellung. Die Hygieneregeln hätten sich bewährt, ein sicherer Ausstellungsbesuch sei unter Einhaltung der AHA-Regel auf Abstand und mit Maske sehr gut durchzuführen. Darum gibt es am Samstag und Sonntag, 31. Oktober und 1. November, verlängerte Öffnungszeiten. Die Landesausstellung hat an beiden Standorten täglich bis 20 Uhr geöffnet.

    Wie die Landesausstellung muss das Museum im Wittelsbacher Schloss samt Café schließen. Betroffen vom Lockdown ist ebenso die "Paarkunst" in der Archivgalerie, die ebenfalls bis zum 8. November hätte dauern sollen. Das gesamte kulturelle Leben liegt damit wieder auf Eis - bereits das für Samstag geplante Konzert der Friedberger Stadtkapelle ist abgesagt. Der für Mitte November geplante Jazzabend mit Trompeter Peter Oswald und der Auftritt von Isabelle Faust sollen nach Möglichkeit im nächsten Jahr nachgeholt werden.

    Vorfreude auf Konzerte in Friedberg war groß

    Dabei sehnen sich die Menschen nach Kultur, hat Gerd Horseling von den "Bürgern für Friedberg" festgestellt, die das Konzert mit der Stargeigerin Faust veranstalten. Dabei war die Vorfreude der Musikfreunde schon groß. "…danke, dass Sie miteinander es geschafft haben, Isabelle Faust für die beiden Konzerte zu gewinnen!", heißt es in einer E-Mail an die Organisatoren.

    Lesen Sie dazu unseren Kommentar Corona schürt Existenzängste im Wittelsbacher Land

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