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Friedberg: Ist Friedberg auf dem Weg zur plastikarmen Stadt?

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Ist Friedberg auf dem Weg zur plastikarmen Stadt?

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    Alisa und ihre Mutter Sonja Gerster setzen ein Zeichen: In ihrer Friedberger Gaststätte Zieglerbräu kann man sein Essen nur noch in einer wiederverwendbaren Plastikbox mitnehmen.
    Alisa und ihre Mutter Sonja Gerster setzen ein Zeichen: In ihrer Friedberger Gaststätte Zieglerbräu kann man sein Essen nur noch in einer wiederverwendbaren Plastikbox mitnehmen. Foto: Annemarie Rencken

    Was haben Trinkhalme, Einmalgeschirr und Wattestäbchen gemeinsam? Sie bestehen zum Großteil aus Plastik, können aber durch nachhaltigere Alternativen ersetzt werden. 220,5 Kilo

    So geht die Gastwirtin Sonja Gerster vom Friedberger Restaurant Zieglerbräu mit gutem Beispiel voran: Gäste können sich bei ihr Plastikboxen für zwei Euro Pfand ausleihen, wenn sie ihre Portion nicht schaffen. „Ich wollte das Essen nicht mehr in folierte Boxen packen. Erstens ist es sehr teuer und zweitens ist es unglaublich umweltschädlich“, erklärt Gerster. Die Idee kommt an: „Die meisten wollen die Box beim nächsten Besuch gleich wieder mitnehmen.“

    Auch in Supermärkten versucht man, Plastik zu reduzieren. „Wir bemühen uns, werden aber in den nächsten Jahre nicht überall davon wegkommen, mit Umhüllungen oder Verpackungen zu arbeiten, die Plastik enthalten“, glaubt Michael Wollny, Besitzer des gleichnamigen Edeka-Marktes in Friedberg. Ein Beispiel, für das es bald eine bessere Lösung geben wird, sind Bio-Gurken: Händler seien verpflichtet, Bio- von Nicht-Bio-Produkten zu trennen.

    „Wir können das im Moment nur mit einer Plastikumhüllung lösen, weil man hier ein Klebeetikett anbringen kann. Wenn man ein Etikett direkt auf das Produkt klebt, fällt es leicht runter.“ Das soll besser werden: Durch eine Lasermarkierung mit dem Wort „Bio“, wie es bereits bei Auberginen, Süßkartoffeln und Kürbis der Fall ist. „Das Produkt behält dabei seine Qualität“, betont Wollny.

    Viele Cafés in Friedberg bieten Pfandbecher

    Im Lauf des Frühjahrs sollen in Edeka-Märkten außerdem Mehrwegnetze für Obst und Gemüse eingeführt werden, die man kaufen und immer wieder mitbringen kann, wie es bereits in allen Rewe-Filialen der Fall ist. Auch der Friedberger Naturkostladen von Gisela Pongratz bietet solche Netze an. Pongratz kann von Kunden berichten, die versuchen, Verpackungsmüll zu vermeiden: „Viele bringen Tüten und Körbe mit, in die sie die Einkäufe lose legen oder haben Behälter für Sauerkraut oder Käse dabei.“

    Auch für diejenigen, die nicht auf ihren „Coffee to Go“ verzichten möchten, aber immer ihren eigenen Becher vergessen, gibt es ein nachhaltiges Angebot: 26 Cafés und Einzelhändler im Landkreis nehmen an dem Mehrwegbechersystem „reCup“ teil. Hier kann man sich seinen Cappuccino in einen wiederverwendbaren Pfandbecher füllen lassen und bekommt den Kaffee dafür häufig günstiger. „Wir hoffen auf so viele teilnehmende Cafés wie möglich, das Projekt lebt von einem dichten Netzwerk. In Friedberg schaut es gut aus, in Aichach wäre es schön, wenn noch mehr dazukommen würden“, sagt Michaela Stadelmeyer vom Landratsamt.

    Möglichst lokal, frisch und ohne Verpackung einkaufen und immer Taschen und Tupperdosen dabei haben: Das sind auch Tipps von Linda Kaindl, die den monatlichen Plastikfrei-Stammtisch organisiert. Jeden vierten Mittwoch im Monat trifft man sich im Wasserturm in Friedberg zum Austausch, wie man im Alltag plastikfrei leben kann. „Vor Kurzem haben wir Wachstücher hergestellt, die man als Ersatz für Alu- und Frischhaltefolie verwenden kann“, erzählt

    Vielleicht kommen auch bald Mitarbeiter der Stadtverwaltung? Dort ist nämlich ebenfalls Plastikverzicht angesagt. Auf Antrag von Martha Reißner (SPD) verbietet die Stadt Einweggeschirr bei Veranstaltungen. Bei stadteigenen Festen und Empfängen ist es ohnehin schon lange tabu. Nun soll dies auch bei anderen Veranstaltungen vertraglich eingefordert werde. Ausgenommen sind Faschingsumzug und Halbmarathon – aus Sicherheitsgründen.

    Die Stadtverwaltung von Friedberg soll auf Plastik verzichten

    Auch die Verwaltung soll bei Neuanschaffungen auf Plastik möglichst verzichten. Das geht auf einen Antrag der Grünen zurück. Im Stadtrat gab es zwar Hickhack zwischen Fraktionschefin Claudia Eser-Schuberth und Kommunalreferent Wolfgang Basch bezüglich des Punktes, dass auch die Kosten abgewogen werden müssen. Allerdings herrschte dann doch Konsens, dass es um einen langfristigen Blick geht, nach dem Motto „gute Produkte halten länger“.

    In einem Jahr soll Bilanz gezogen werden. Schon einige Zeit früher wird sich der Stadtrat umstellen. Dort gibt es bald Trinkwasser aus Glaskaraffen statt aus Plastikflaschen.

    Nachfragen an l.kaindl@yahoo.de.

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