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Friedberg: Innenstadtkoordinator Weindl: „Friedberg fehlen Geschäfte für junge Leute“

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Innenstadtkoordinator Weindl: „Friedberg fehlen Geschäfte für junge Leute“

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    Friedberg hat kurz vor der Bayerischen Landesausstellung keinen Citymanager. Innenstadtkoordinator Manuel Weindl sieht genug Aufgaben für den Nachfolger von Thomas David.
    Friedberg hat kurz vor der Bayerischen Landesausstellung keinen Citymanager. Innenstadtkoordinator Manuel Weindl sieht genug Aufgaben für den Nachfolger von Thomas David. Foto: Tom Trilges (Archivfoto)

    Herr Weindl, der neue Citymanager kommt so spät, dass er kaum Impulse für die Geschäftswelt zur Landesausstellung liefern können. Wie problematisch ist das?

    Manuel Weindl: Das Kind ist jetzt in den Brunnen gefallen, aber ein Citymanager wäre sehr wichtig gewesen. Wir haben vergangenes Jahr auf Initiative des damaligen Citymanagements in Workshops angefangen, Ideen für gezielte Aktionen zur Landesausstellung zu generieren. Das ist jetzt so nicht mehr durchführbar.

    Weindl zur Landesausstellung in Friedberg: "Noch einiges möglich"

    Wieso geht das nicht mehr?

    Weindl: Das sind lauter inhabergeführte kleine Läden, die sich an der Kapazitätsgrenze bewegen. So eine Planung macht man nicht mal eben nebenher. Wir versuchen als Aktiv-Ring, anderweitig Unterstützung zu bekommen, aber das wird schwierig. Eines macht Hoffnung: Der größte Andrang zur Landesausstellung wird wohl im Herbst kommen. Bis dahin ist noch einiges möglich.

    Wie bedeutend ist die Landesausstellung überhaupt für den Einzelhandel?

    Weindl: Es kommen mehr Leute in die Stadt. Das bietet eine hohe Werbewirksamkeit – ähnlich wie bei den Marktsonntagen. Zu diesen Anlässen sollen die Leute sehen, dass Friedberg ein attraktiver Einzelhandelsstandort ist. So kann man nachhaltig Kunden generieren.

    Welche Aktionen sind geplant?

    Weindl: Es wird einen Skulpturenpfad vom Schloss in die Friedberger Innenstadt geben. Zudem könnten sich die Geschäfte in ihrer Zunft zur Veranstaltung passend präsentieren, zum Beispiel im Eröffnungspavillon. Aus den Workshops hat sich als Vorhaben die Gestaltung eines Gutscheinhefts durchgesetzt – das bereitet der Aktiv-Ring mit Unterstützung der Stadt derzeit vor.

    "Friedberg ist Vorreiter mit seinen Marktsonntagen"

    Die Entwicklung des Zentrums ist über die Landesausstellung hinaus generell immer wieder Thema. Der Handelsverband Bayern, den sie seit diesem Jahr in Friedberg vertreten, hat ein Zehn-Punkte-Programm für den Einzelhandel ausgearbeitet. Wie steht Friedberg Stand jetzt da?

    Weindl: Bei den Sonntagen sind wir Vorreiter mit den jahreszeitlichen Märkten. Im Vergleich zu anderen Kommunen haben wir viel erledigt. Wir haben eine schöne und attraktive Innenstadt.

    Manuel Weindl ist Innenstadtkoordinator in Friedberg und möchte die Innenstadt vor allem für junge Menschen attraktiver gestalten.
    Manuel Weindl ist Innenstadtkoordinator in Friedberg und möchte die Innenstadt vor allem für junge Menschen attraktiver gestalten. Foto: Ute Krogull

    Welche Verbesserungen sind aus Ihrer Sicht wichtig?

    Weindl: Vor allem müssen wir die Aufenthaltsqualität optimieren – und das zielgruppenorientiert. Dazu ist es hilfreich, auch für einen neuen Citymanager, den Branchenmix zu prüfen und daraus abzuleiten, was fehlt, auch an Ladenflächen.

    "Große Ladenflächen fehlen in Friedberg"

    Was fehlt denn definitiv in Friedberg?

    Weindl: Das sind in erster Linie Geschäfte für Menschen zwischen 16 und 22 Jahren. Man muss das umfassend analysieren und festlegen, ob man sich stark auf die Altersgruppe über 60 konzentrieren will oder auch stärker der Jugend zuwenden. Das Thema müsste im Citymanagement und in der Politik angesiedelt sein. Eine Frage dazu ist nämlich: Was braucht es an Infrastruktur? Hier fehlen Ladenflächen in der Größenordnung 600 bis 800 Quadratmetern.

    Dem Vernehmen nach bleibt Müller jetzt doch langfristig in Friedberg. Wie tragisch wäre es, wenn der einzige zentral gelegene Drogeriemarkt geht?

    Weindl: Tragisch. Das ist ein absoluter Nahversorger und ich habe mich gefreut, dass sich die beiden Parteien nach der angekündigten Schließung doch noch einigen konnten. Aber das Thema beschäftigt nicht nur Müller. Jeder muss schauen, dass er von seinem Laden hier leben kann und fragt sich jedes Jahr, ob es noch Sinn ergibt, weiterzumachen.

    Braucht Friedberg kostenloses WLAN in der Innenstadt?

    Machen Sie sich Sorgen, dass gerade die inhabergeführten Geschäfte keine Nachfolger mehr finden?

    Weindl: Es gibt immer einen Weg. Das beste Beispiel ist die Übernahme des Schuhhauses Kratzer durch Hessing. Es braucht etwas Ausdauer, aber wenn man es frühzeitig eintütet, findet sich etwas. Ich bin sicher, auch in die Viktoria-Parfümerie kommt ein neues Fachgeschäft.

    Sie haben also keine Angst vor einem Dominoeffekt?

    Weindl: Nein. Das Geschäfte schließen, ist etwas Normales. Wie schnell sie in Friedberg aber wieder besetzt sind, zeigt, dass das ein sehr guter Standort ist.

    Welche Punkte drängen sonst am meisten in der Innenstadtentwicklung?

    Weindl: Wir müssen uns gemeinsam als Standort vermarkten – Richtung Augsburg, Lechhausen, Mering, Aichach und so weiter. Dafür braucht es ein Marketingkonzept. Es gibt Potenzial von mehr als 100.000 Kunden. Was außerdem fehlt, sind Plätze, an denen man gerne verweilt. So bleiben gerade junge Leute lieber in der Stadt. Drittens braucht Friedberg kostenloses flächendeckendes WLAN. Das sehe ich bei meinen Kindern. Die schauen, wo es das gibt und da bleiben sie. Zu diesen Schritten gehören ein Budget und Rückhalt vom Stadtrat.

    Friedberger Innenstadt "ist kein Selbstläufer"

    Wenn Sie auf das Geschäftsjahr 2020 blicken, tun Sie das mit mehr Sorge oder mehr Vorfreude?

    Weindl: Ich bin immer Optimist. Das vergangene Jahr lief trotz des für die Händler schwierigen Altstadtfestes insgesamt zufriedenstellend. Aber das ist kein Selbstläufer. Ich hoffe, der neue Citymanager kommt bald.

    Zur PersonManuel Weindl engagiert sich im Aktiv-Ring als Innenstadtkoordinator. Seit 2020 ist der 51-Jährige zudem ehrenamtlicher Ortssprecher für den Handelsverband. Der Familienvater arbeitet als selbstständiger Handelsvertreter und unterstützt seine Frau Karin in deren Geschäft „Patchwork“.

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar von Tom Trilges: Friedberg darf den Vorsprung nicht verspielen

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