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Friedberg: In Friedberg fehlen 70 Kindergartenplätze

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In Friedberg fehlen 70 Kindergartenplätze

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    In Friedberg fehlen 70 Kindergartenplätze.
    In Friedberg fehlen 70 Kindergartenplätze. Foto: Alexander Kaya

    1200 Betreuungsplätze für Kinder von der Krippe bis zum Hort gibt es in Friedberg. Sie werden ab September bei weitem nicht ausreichen. Diese Hiobsbotschaft verkündete Bürgermeister Roland Eichmann (SPD) in der Stadtratssitzung. Allein im Kindergartenbereich fehlen momentan 70 Plätze.

    Auch im Krippenbereich gibt es weit mehr Anmeldungen als Plätze frei werden. Hier geht die Stadtverwaltung jedoch davon aus, dass viele Eltern wieder abspringen. Ein Notprogramm ist in Vorbereitung, um möglichst viele Kinder unterzubringen.

    Warum gibt es in Friedberg mehr Anmeldungen für den Kindergarten?

    Die steigende Nachfrage hat mehrere Gründe. Erstens hat die Stadt ein neues, zentrales Einschreibeverfahren eingeführt. Eltern müssen ihren Nachwuchs nicht mehr bei einer – oder mehreren – Einrichtungen anmelden, sondern können ein Formular im Internet herunterladen, es ausfüllen und an die Stadt schicken. Diese kümmert sich mit den Kindertagesstätten um die Vergabe der Plätze. Erfahrungsgemäß führe allein die vereinfachte Anmeldung schon zu höherer Nachfrage, erläuterte Eichmann. Weitere Punkte sind der Zuschuss von 100 Euro pro Monat, den der Freistaat ab April zur Betreuung zahlt.

    Außerdem hat Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) durchgesetzt, dass Eltern bei der Einschulung mehr Wahlfreiheit haben. So können ab dem Schuljahr 2019/2020 Eltern von Kindern, die zwischen 1. Juli und 30. September sechs Jahre alt werden, selbst entscheiden, ob ihr Kind ein Jahr später eingeschult wird. Gerade das bringt die Kommunen in Not.

    51 Kinder fallen in Friedberg unter eine neue Regelung zur Einschulung

    Aktuell werden in Friedberg 226 Vorschulkinder betreut. Davon fallen 51 unter die neue Regelung. Mindestens 23 von ihnen werden voraussichtlich zurückgestellt. Genaue Zahlen werden aber erst nach der Schuleinschreibung im Mai vorliegen. Friedberg steht mit dem Problem nicht alleine da. Das Kreisjugendamt bestätigt ihn für den gesamten Landkreis. Gleichzeitig haben Eltern einen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz. Was also tun? Der zuständige Referent Wolfgang Schuß, der von einer „sehr problematischen Situation“ sprach, hat mit den Trägern der Kitas und dem Kreisjugendamt ein Notfallprogramm erarbeitet. Dieses umfasst drei Punkte:

    • Kindertagesstätten müssen in Notplätzen und -gruppen zusätzliche Kinder aufnehmen.
    • Momentan gibt es in Friedberg zwölf Tagesmütter, zwei weitere sind in Ausbildung. Das Angebot soll ausgebaut werden. Die Stadt überlegt, wie sie das fördern kann, zum Beispiel mit Miet-Zuschüssen. Problem: Eine Tagesmutter kann, zusätzlich zu ihrem eigenen Kind, maximal vier weitere aufnehmen.
    • Es soll eine Interimslösung geschaffen werden. Infrage kommen die Container an der Pater-Franz-Reinisch-Straße/Wiffertshauser Straße. Dort ist bis Ende der Osterferien die Christophorus-Kita untergebracht, weil die Einrichtung am Lehleweg neu gebaut wird.

    In der Debatte stellten die Grünen den Antrag, zusätzlich nach einem weiteren Kindergartenstandort zu suchen. „Es ist der nachhaltige Trend erkennbar, Kinder später einzuschulen und uns stehen Baugebiete bevor, unter anderem Friedberg-Süd“, argumentierte Claudia Eser-Schuberth. Der Antrag wurde mit 18 zu elf Stimmen angenommen. Dagegen war unter anderem Bürgermeister Eichmann. Ihm gehe das zu schnell. Eventuell sei erst einmal eine Erweiterung möglich; auf lange Sicht sei aber eine neue Kita eine Option, da die Nachfrage wächst.

    Referent Schuß hat sich zu dem Thema schon Gedanken gemacht. Er zieht eine Erweiterung des Kindergartens Maria Alber in Friedberg-West in Erwägung. Als weiteren Schritt sieht er unter Umständen eine Erweiterung von St. Angela am Heimatshauser Weg. Diesen Bau könne man verhältnismäßig einfach spiegeln; Platz sei vorhanden.

    In Stätzling ist noch Platz im Kindergarten

    „Die Suche nach einem Standort ist nicht leicht. Er muss verkehrsgünstig gelegen sein“, erläuterte er. Deswegen sei es nicht erfolgversprechend, in Stätzling eine weitere Gruppe anzusiedeln. Dort wäre noch Platz. Auch ob die Eltern den Interims-Kindergarten in Containern annehmen, sei die Frage.

    Das Thema wurde von den Stadträten recht unterschiedlich bewertet. Bürgermeister Eichmann übte – wie bereits beim letzten Mal, als es darum ging – scharfe Kritik an der Staatsregierung. Diese habe Knall auf Fall ein Wahlgeschenk gemacht und die Kommunen müssten es büßen. „Wir tun, was wir können, doch ich lehne die Verantwortung ab“, sagte er im Hinblick auf Kinder ohne Kita-Platz. Vertreter von CSU und Freien Wählern sahen die Situation weniger dramatisch. Sven Güntner (CSU) etwa meinte, die Korridor-Regelung sei nicht allein ausschlaggebend für die Platznot. Und eventuell würden noch Eltern abspringen, wenn ihre Sprösslinge nicht in der gewünschten Einrichtung unterkommen.

    Lesen Sie auch den Kommentar: Kleine Kinder machen Friedberg große Sorgen

    Einen Bericht über die Situation in der Region finden Sie hier: Personalmangel in Kitas: Immer wieder müssen Kinder abgewiesen werden

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