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Friedberg: Hiobsbotschaft für Geburtenstation: Nun droht doch die Schließung

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Hiobsbotschaft für Geburtenstation: Nun droht doch die Schließung

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    Schon wieder gibt es neue Hiobsbotschaften für die Geburtenstation am Krankenhaus Friedberg. Schwangere sind deswegen verunsichert.
    Schon wieder gibt es neue Hiobsbotschaften für die Geburtenstation am Krankenhaus Friedberg. Schwangere sind deswegen verunsichert. Foto: Patrick Pleul, dpa

    Kommende Woche beginnen die Gespräche zwischen Vertretern der Kliniken an der Paar und der Uniklinik Augsburg. Dabei soll es darum gehen, ob und wie das Großkrankenhaus die Kliniken im Wittelsbacher Land unterstützen können, die Geburtshilfe zu retten. Ziel ist, eine Hauptabteilung mit fest angestellten Ärzten und Hebammen in Friedberg einzurichten und von diesem Ausgangspunkt die geschlossene Station in Aichach (wieder) zu sichern.

    Kurz vor dem Termin kam eine neue Hiobsbotschaft: Der Betrieb der Geburtshilfe kann womöglich ab April nicht mehr aufrechterhalten werden. Grund ist nach Angaben von Dr. Krzysztof Kazmierczak, Geschäftsführer der Kliniken an der Paar, dass einige Ärzte ihre Teilnahme an der Rufbereitschaft stark einschränken.

    Zwei Ärzte aus Friedberg springen ab

    Der Friedberger Mediziner Dr. Radu Rizea habe ihn überraschend informiert, dass er selber nur noch an einem Wochenende die Rufbereitschaft übernehmen will, sein Mitarbeiter Dr. Klaus Wiegand werde ab sofort nur an Werktagen – und zwar nur im Tagdienst – als Belegarzt tätig sein und keine Rufbereitschaften nachts und am Wochenende übernehmen. Rizea war für eine Stellungnahme über die Gründe für unsere Redaktion nicht zu erreichen. Aus informierten Kreisen verlautet, es gebe teils familiäre, teils arbeitsrechtliche Ursachen.

    Arzt aus Aichach macht einen Rückzieher

    Der Aichacher Arzt Dr. Sorin Turcu hat laut Kazmierczak zuerst signalisiert, dass er an einem Wochenende pro Monat Rufbereitschaften übernehmen könnte. Nun habe er aber mitgeteilt, dass er sich nicht beteiligt. Übrig bliebe praktisch nur Dr. Boris Kargol aus dem Augsburger Univiertel. Er allein könne und dürfe den Dienst aber nicht stemmen, so Kazmierczak. Das bedeutet de facto das Aus – außer es findet sich ein anderer Arzt, der einspringt. Dem Vernehmen nach gibt es einen Kandidaten.

    Wichtig zu wissen: Ein Belegarzt ist kein Mitarbeiter des Krankenhauses. Rechtlich ist er nur verpflichtet, für Patientinnen, die er selbst stationär eingewiesen hat, Rufbereitschaft vorzuhalten. Die Kliniken haben kein Weisungsrecht.

    Der Klinik-Chef zeigte sich im Gespräch mit unserer Redaktion schockiert. Denn zuletzt hatte die Situation sich positiver dargestellt: Der Landkreis hatte vom Justizministerium die Erlaubnis erhalten, den Ärzten einen Teil der hohen Haftpflichtzahlungen zu erstatten. Außerdem hatten die Krankenkassen sich bereit erklärt, Ärzten mehr Geld pro Geburt zu erstatten. Dass sich Ärzte aus der Geburtshilfe zurückziehen wollten, hatte nämlich vor allem finanzielle Gründe.

    "Es mangelt seitens der Ärzte an der Bereitschaft zur Zusammenarbeit"

    Auch Wolfgang Müller, Sprecher des Landratsamtes, meint angesichts der Vorgeschichte: „Diese neueste Entwicklung, für die es absolut keine Anzeichen gab, ist für den Landkreis wieder einmal extrem ernüchternd. Zum jetzigen Zeitpunkt ist sie auch sehr schwer zu verstehen, nachdem wir mit den Beleggynäkologen über Monate im Austausch waren.“ Es mangele seitens der Ärzte offenbar an der Bereitschaft zur Zusammenarbeit. Wie soll es weitergehen?

    Nun findet das erste Gespräch mit der Uniklinik statt. Ziel ist es, mit ihrer Hilfe eine Hauptabteilung mit angestellten Ärzten sowie mit ebenfalls fest angestellten Hebammen zu eröffnen. Selbst wenn alles klappt, dauert das laut Kazmierczak mindestens bis Januar 2020. Die Kliniken müssen über ein Dutzend Verträge miteinander abschließen; außerdem müssen sowohl Gesundheits- als auch Wissenschaftsministerium zustimmen. Auf Ministeriumsebene gab es offenbar schon positive Signale, es sind auch hohe Zuschüsse in Aussicht gestellt. Bleibt das Problem des Personals. Gynäkologen für den Klinikbetrieb sind nicht leicht zu finden.

    Zusammenarbeit mit der Uniklinik Augsburg?

    Um die Hebammen zu halten, will man ihnen ab April eine Anstellung anbieten. Müller meint mit Blick auf die Zukunft: „Es sollen möglichst bald der künftige Chefarzt und dessen Vertreter eingestellt werden, dazu mindestens drei weitere Fachärzte. Parallel werden mit der Uniklinik Details der Zusammenarbeit ausgehandelt.“ Nächste Woche wird es laut Kazmierczak darum gehen, die Situation zu sondieren, sich fachlich auszutauschen und zu überlegen, ob man das Projekt stemmen kann. Dann gelte es die Vorgehensweise zu strukturieren.

    Die Uniklinik hatte signalisiert, sie sei sich ihrer Verantwortung für die Versorgung in der Region bewusst. Klar dürfte den Führungskräften dort sein: Wenn Frauen ihre Kinder nicht in Friedberg und Aichach zur Welt bringen können, werden viele nach Augsburg wechseln.

    Lesen Sie die Vorgeschichte: Gerüchte über Schließung der Geburtshilfe beunruhigen Schwangere

    und den Kommentar

    Unerträgliches Hin und Her bei der Geburtshilfe

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