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Friedberg: Gerüchte über Schließung der Geburtshilfe beunruhigen Schwangere

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Gerüchte über Schließung der Geburtshilfe beunruhigen Schwangere

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    Wie geht es mit der Geburtenstation am Krankenhaus in Friedberg weiter?
    Wie geht es mit der Geburtenstation am Krankenhaus in Friedberg weiter? Foto: Uli Deck, dpa (Symbolfoto)

    Im Juni wird eine Frau aus dem Landkreis zum zweiten Mal Mutter. Das Baby sollte in Friedberg zur Welt kommen, wie sein älteres Geschwisterchen. Ob daraus etwas wird, weiß die Mutter nicht. Ihr Frauenarzt habe ihr gesagt, dass die Station am Friedberger Krankenhaus zum 1. April schließt, erzählt sie. Und ihr Gynäkologe ist selber einer der Belegärzte.

    Das Gerücht, dass nach der Geburtshilfe in Aichach auch die in Friedberg schließen muss, macht nicht das erste Mal die Runde. Es taucht im Viertel-Jahres-Rhythmus auf, weil das Fristen bei den Versicherungszahlungen der Gynäkologen entspricht. Und diese sind so hoch, dass die Ärzte sie nicht mehr zahlen können. Der Landkreis würde sie mit bis zu 60 Prozent bzw. 30000 Euro unterstützen.

    Aichach-Friedberg wartet auf Nachricht des Justizministeriums

    Das verstößt jedoch gegen das Wettbewerbsgesetz, wie ein Gutachten ergab. Nun warten alle Beteiligten auf ein Schreiben des bayerischen Justizministeriums, das die Lage klärt. Sollte es nicht bald eine Änderung im Sinn der Ärzte geben, überlegt sich der Augsburger Medinziner Dr. Boris Kargol, seinen Vertrag als Belegarzt in Friedberg zu kündigen. Die beiden verbleibenden Ärzte Dr. Radu Rizea und Klaus Wiegand können dann die 24-Stunden-Rufbereitschaft wohl nicht mehr abdecken.

    Kargol sagt, er habe sich schon zum Januar überlegt aufzuhören. Damals musste er sein Konto überziehen, um die Versicherung zu zahlen. Jetzt bekam er eine neue Mahnung. 46 000 Euro beträgt seine Berufshaftpflichtprämie im Jahr. 120 Geburten muss er leisten, um diesen Betrag zusammenzubekommen. Der Gynäkologe stellt klar: „Die Frage ist, wird ein Zuschuss bezahlt oder nicht.“ Zwar habe er den Kliniken an der Paar noch nicht rechtskräftig den Vertrag gekündigt. Doch zahlt er die Versicherung nicht, erlösche der Schutz und er könne nicht mehr in der Geburtshilfe arbeiten, rechnet er sich aus. „Ich sage meinen Patientinnen also, ich mache es bis 1. April. Danach weiß ich nicht, wie es weitergeht. Ich möchte nicht lügen“, so Kargol.

    Wie geht es am Krankenhaus Friedberg weiter?

    Die Klinik erhält mit Dr. Sorin Turcu-Reiz aus Aichach und voraussichtlich Dr. Natalia Schumann, die die Praxis von Margit Kasper-Hölzl in Friedberg übernommen hat, zwei neue Belegärzte. Doch das reicht nicht. Auch in der Friedberger Praxis Rizea bekommen Patientinnen die Nachricht, ab April gebe es wohl keine Geburtshilfe Friedberg mehr, berichten Frauen. Wie wird es also weitergehen?

    Das scheint im Moment niemand so richtig zu wissen, nicht einmal Dr. Krzysztof Kazmierczak, Geschäftsführer der Kliniken an der Paar. Er betont, bislang habe niemand gekündigt – und dafür gebe es Fristen. Eine Schließung zum April könne er daher nicht bestätigen. Doch räumt er auch ein, alles hänge von der Erstattung der Prämien ab. Die neuen Belegärzte können laut Kazmierczak keine bzw. nur wenige Tage Rufbereitschaft leisten, so dass damit die Lücke nicht zu stopfen wäre, sollte ein anderer aufhören. Man sei dabei, eine Lösung zu erarbeiten. Der Klinikchef setzt immer noch auf eine Hauptabteilung für die Geburtshilfe.

    Das bedeutet, dass die Ärzte fest angestellt sind. Dafür bräuchten die Paartal-Kliniken die Unterstützung der Augsburger Uniklinik. Im März sei hierzu einen Gesprächstermin angesetzt, sagt Kazmierczak. Die Augsburger Klinik hatte zu letzt geäußert, man sehe sich in der Verantwortung, doch seien die Voraussetzungen nicht einfach. Ohnehin glauben Insider, dass es selbst dann schwierig werden könnte, Personal zu finden. An Kliniken fehlen Frauenärzte, weil sie im Vergleich weniger verdienen.

    2018 gab es in Friedberg 730 Geburten

    730 Kinder kamen 2018 in Friedberg auf die Welt. Nach der Schließung der Station in Aichach rechnete man damit, dass die Zahl 2019 steigen würde. Die Schwangeren wissen nicht, wie sie dran sind. „Alle sind verunsichert“, klagt die werdende Mutter.

    Lesen Sie dazu den Kommentar: Schwierige Lage für werdende Eltern

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