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Friedberg: Friedberger Stadtarchiv: Ist die Standort-Frage jetzt geklärt?

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Friedberger Stadtarchiv: Ist die Standort-Frage jetzt geklärt?

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    600 laufende Meter Materialien verwahrt Stadtarchivar Matthias Lutz in dem Raum im Museumsdepot. Dorthin war das Friedberger Archiv 2018 gezogen.
    600 laufende Meter Materialien verwahrt Stadtarchivar Matthias Lutz in dem Raum im Museumsdepot. Dorthin war das Friedberger Archiv 2018 gezogen. Foto: Jörg Adam

    Schimmelpilze haben das Friedberger Stadtarchiv vor zwei Jahren aus seinem Sitz an der Pfarrstraße vertrieben. Untergekommen ist es im Museumsdepot im Businesspark, erst einmal provisorisch, wie es damals hieß.

    Nun sieht es so aus, als ob es dort eine ganze Weile bleiben wird. Der Archivar Matthias Lutz sagte im Kulturausschuss des Stadtrates, er sei mit der Unterbringung in dem modernen Depot „relativ glücklich“. 600 laufende Meter Archivgut sind in einem Raum untergebracht, in welchem noch Platz für weitere 150 Meter ist. Das dürfte nach Ansicht des Experten für zehn bis 20 Jahre reichen.

    Auch im Vergleich mit anderen Archiven sieht er Friedberg gut aufgestellt, zumal die Bedingungen in dem Depot auf die Lagerung wertvoller alter Gegenstände zugeschnitten sind.

    Die Stadträte hatten sich vorher selber ein Bild von der Örtlichkeit gemacht. Als Pluspunkt wird gesehen, dass das Depot barrierefrei ist, als Minuspunkt gilt die dezentrale Lage im Gewerbegebiet (wobei es eine Busverbindung gibt). Bürgermeister Roland Eichmann sagte: „Wenn wir das Archiv aus diesem Standort wieder rausnehmen, dann nur in einen Neubau – die Frage ist wo.“ Als eine Möglichkeit gilt, das jetzige Depot baulich zu spiegeln – Platz genug wäre da. Andererseits besteht der Wunsch, das „Gedächtnis von Friedberg“ zurück in die Altstadt zu holen.

    Das Friedberger  Museumsdepot ist erst wenige Jahre alt.
    Das Friedberger Museumsdepot ist erst wenige Jahre alt. Foto: Andreas Schmidt

    Wo könnte das Friedberger Stadtarchiv einmal hinziehen?

    Die Kulturpfleger Franz Reißner (SPD) und Peter Gürtler (CSU) brachten die alte Mädchenschule am Eisenberg, in der zurzeit Mittelschüler unterrichtet werden, und das NKD-Gebäude an der Ludwigstraße, für das eine Machbarkeitsstudie erstellt wird, ins Gespräch. Johannes Hatzold (FW) konnte sich gar Stadtverwaltung, Archiv und Stadtwerke unter einem Dach vorstellen. Cornelia Böhm (FDP) mahnte an, dass sich der nächste oder übernächste Rat mit einem städtischen Immobilienkonzept auseinandersetzen müsse.

    Für den Moment zeigten sich jedoch alle Beteiligten zufrieden – vorläufiges Happy End eines Dramas? Dieses hatte seinen Lauf genommen, als Matthias Lutz, erster professioneller Archivar der Stadt, nach seiner Einstellung 2016 die alten Materialien sichtete und dabei entdeckte, dass viele von ihnen verschimmelt waren. Das lag allerdings nicht an ihrem damaligen Aufbewahrungsort in der früheren Knabenschule, sondern daran, dass sie einst unsachgemäß auf dem Dachboden des Rathauses gelagert worden waren, wo es wohl hineinregnete.

    Im Friedberger Archiv hatte es geschimmelt

    Zu den beschädigten Kernbeständen zählen unter anderem Stadtkammerrechnungen und Ratsprotokolle aus der Mitte des 17. Jahrhunderts. Einen Band professionell wiederherzustellen, kostet 3.000 Euro. Die Stadt ging das Thema an und die Koordinationsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts aus Berlin wird die Sanierung von Archivgut in Friedberg in den kommenden drei Jahren mit bis zu 22.500 Euro fördern.

    Vorsatz und Titel einer Stadtkammerrechnung von 1669 aus dem Stadtarchiv Friedberg vor der Restaurierung.
    Vorsatz und Titel einer Stadtkammerrechnung von 1669 aus dem Stadtarchiv Friedberg vor der Restaurierung. Foto: Stadtarchiv Friedberg

    Den früheren Archivstandort plagte ebenfalls ein Schimmelproblem, auf das Kulturpfleger Reißner seit 2014 hingewiesen hatte. Das denkmalgeschützte Gebäude stammt von 1855 und hatte sich seit Jahren in schlechtem Zustand befunden. Eigentlich sollte 2011 eine umfassende Sanierung beginnen, doch nach dem Austausch der Fenster und dem Anstrich der Fassade stoppte die Stadt das Vorhaben. Nachdem auch Archivar Lutz Alarm geschlagen hatte, zog das Archiv 2018 aus und der Stadtrat stellte Geld für die Schimmelsanierung zur Verfügung.

    Friedberger Stadtrat über Probleme im früheren Stadtarchiv informiert

    Diese ist vollzogen, allerdings stellt sich dem Gebäude nun das nächste Problem: Der obere Stock kann nicht mehr für Ausstellungen und andere Veranstaltungen genutzt werden – ein Problem, gerade während der Landesausstellung. Dazu gab es Anfang der Woche eine verwaltungsinterne Besprechung. Bürgermeister Roland Eichmann berichtete darüber am Donnerstagabend im Stadtrat.

    „Außen hui, innen pfui“ gilt für die Archivgalerie an der Friedberger Pfarrstraße.
    „Außen hui, innen pfui“ gilt für die Archivgalerie an der Friedberger Pfarrstraße. Foto: Elisa Glöckner (Archiv)

    Wie er im Vorfeld der Sitzung gegenüber unserer Redaktion sagte, hofft die Stadt, bis zum Ausstellungsstart Ende April eine Kompromisslösung zu finden, um die alte Knabenschule bis Ende des Jahres nutzbar zu erhalten. Es gebe dort sowohl beim Brandschutz als auch bei der Statik große Probleme und bisherige Lösungsansätze seien nur halbherzig verfolgt worden. Nach der Landesausstellung werde sicherlich ein längerer Planungs- und Umbauprozess folgen. In dieser Zeit wolle man das Schloss und das Trinkl-Anwesen stärker nutzen.

    Lesen Sie auch den Kommentar: Friedberger Stadtarchiv: Mehr als eine provisorische Lösung

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