Wie eng kann man bauen, um möglichst Flächen zu sparen und auf der anderen Seite die Lebensqualität der Hausbewohner zu sichern? Die Bayerische Bauordnung macht hier ab 1. Februar neue Vorgaben. Der Friedberger Bauausschuss setzt dem eine eigene Satzung entgegen. Es soll mit mehr Abstand gebaut werden.
Nachverdichtung ist auch in Mering oder Kissing gerade Thema
Mit der Novellierung der Bauordnung plagen sich gerade viele Gemeinden herum, darunter auch Mering und sein Nachbarort Kissing. Galt bislang der Abstand 1 H (H ist die Wandhöhe vom Boden bis zum Schnittpunkt mit der Dachhaut), sollen es nun bayernweit nur 0,4 werden (mindestens allerdings drei Meter). Der Friedberger Stadtrat legte aber einstimmig den Faktor 0,7 fest - eine Kompromisslösung also. In Gewerbegebieten sollen es 0,2 H sein.
Baureferentin Lillian Sedlmair zeigte anhand von Schaubildern, wie viel stärker die Verschattung bei geringeren Abständen ist. Im Dezember würden dann die Bewohner von Gebäuden, die neben dreistöckigen Häusern mit Satteldach stehen, bis zum zweiten Stock hinauf keine Sonne bekommen. Allen Fraktionen lag dieser Punkt am Herzen, so sagte zum Beispiel Thomas Kleist für die CSU: "Wir brauchen Verdichtung, denn wir brauchen Wohnraum. Aber auch die Wohnqualität ist wichtig."
In Friedberg zählt aber noch ein weiterer Punkt: Man will die stadttypischen Satteldächer erhalten. Hintergrund: Künftig stellen sich Abstandsflächen auf Giebelseiten anders da, mit einem "Spitz" entsprechend der Dachform, nicht rechteckig. Das kann Nachteile für Bauherren ergeben, die deshalb womöglich auf Flachdächer setzen würden. Das würde zu einer weiteren Vereinheitlichung der Architektur führen, warnte Wolfgang Rockelmann (Parteifreie Bürger).
Viele Städte und Gemeinden sehen die Neuerung der Bauordnung zwiegespalten, schrecken aber vor einem eigenen Weg zurück, weil die Zeit drängt und sie fürchten, bis 1. Februar keine rechtssichere Satzung erstellen zu können. Das heißt, sie könnten gegen Klagen von Bauherren verlieren. Ulrike Sasse-Feile (SPD) zeigte sich jedoch siegesgewiss. Nicht jede Kommune habe eine Juristin an der Spitze des Baurefererats, sagte sie mit Blick auf Lillian Sedlmair. Selbst die Grünen waren für einen Friedberger Weg. Die Novelle sei nur bedingt geeignet, wirklich Fläche zu sparen, führte Claudia Eser-Schuberth aus. Weitaus größere Flächenvernichter seien Gewerbegebiete oder Straßen wie die Osttangente. Johannes Hatzold von den Freien Wählern würde sich aus diesem Grund zum Beispiel mehr Tiefgaragen wünschen.
Bauen: Friedberger Stadtrat entscheidet einstimmig
Die Entscheidung fiel also einstimmig. Zusätzlich sind die Friedberger Kernstadt, wo die Abstände von jeher bedeutend geringer sind, sowie zahlreiche andere Wohnquartiere bzw. deren Bebauungspläne in Friedberg und seinen Ortsteilen von der Satzung ausgenommen. Hier ist es den Stadträten wichtig, den Charakter der aufgelockerten Wohngebiete bzw. dörflichen Strukturen zu erhalten.
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