Rund um Friedberg blühen in diesem Sommer Blumenfelder auf. Zu sehen sind unter anderem Sonnenblumen und Bienenfreund, Kornblumen und Dill, Buchweizen und Malven ... Ausgesät haben sie Mitarbeiter des Bauhofs. Rund zwei Hektar beträgt die Fläche insgesamt – und es könnten nächstes Jahr mehr werden. Die städtische Landschaftsplanerin Andrea Fendt erklärt, warum Friedberg aufblüht.
Ziel sei es unter anderem, Lebensräume zu vernetzen, Deckung und Nahrung für Insekten, Vögel und Kleinsäuger zu schaffen, den Strukturreichtum durch die Blüten zu erhöhen und Boden und Grundwasser zu schützen. Außerdem, und das erleben Spaziergänger, Radler und Autofahrer gerade selber, erfreut es die Menschen. Die bunten Blumen bringen Abwechslung ins Landschaftsbild.
Das Bienen-Volksbegehren war ein Anstoß für Friedberg
Zwei Auslöser führten laut Fendt zu der städtischen Initiative. Erstens hätten Naturschützer, sei es von Bund Naturschutz oder Landesbund für Vogelschutz, seit Jahren die Mulchpraxis kritisiert. Höhepunkt war, als Umweltschützer im Sommer 2017 den Schriftzug „Mulchen zerstört“ aus Mulchgut auf dem kleinen Müllberg bei Friedberg zusammenrechten.
Aktuell lenkte außerdem das Volksbegehren für mehr Artenvielfalt („Rettet die Bienen“) das Augenmerk vermehrt auf das Thema. Die Stadt schaute daher nach, wo ihr unverpachtete Grünflächen in Randlagen gehören, die sie sonst nur gemulcht hätte. Dann wählte sie eine Samenmischung namens „Bienenschmaus“ aus, die Bauhof-Mitarbeiter mit Unterstützung von Erich Kerner (Maschinenring) dann nach und nach aussäten.
Dabei spielte weniger der nette Name eine Rolle, als die Tatsache, dass es sich um einheimisches Saatgut handelt. Fendt erklärt: „Holländische Produkte blühen zwar wunderschön, sind aber nicht so ökologisch.“ Auch wenn Privatleute Blühmischungen verwenden, rät sie dazu, dass das Saatgut zumindest aus Deutschland, wenn nicht gar aus Bayern stammt. Im Internet gebe es oft Mischungen mit hübschen, aber nicht einheimischen Pflanzen wie indischem Mohn oder mexikanischer Malve.
Auf den Blühstreifen wachsen unter anderem Ringelblumen und Borretsch
Nahrung von Ringelblumen, Borretsch oder Koriander sollen jedoch nicht nur Honigbienen finden, sondern auch andere Insekten wie Wildbienen, Schmetterlinge oder Schwebfliegen. Außerdem können auch andere Tiere in den weitgehend unangetasteten Blühinseln Schutz suchen. In diesem Jahr befinden sich die Flächen vor allem rund um die Kernstadt Friedberg, zum Beispiel nördlich der Münchner Straße, entlang der Afrastraße und zwischen Friedberg-Süd und Umgehungsstraße, mit einer Ausnahme am neuen Hochwasserbecken Bachern. Wenn die Aktion bei den Bürgern gut ankommt, erwäge man, sie kommendes Jahr auf die Ortsteile auszuweiten, verspricht Fendt.
Doch nicht nur mit den neuen Blühstreifen tut die Stadt etwas für die Natur. Bereits vor Längerem wurde auf sechs Hektar der Mährhythmus auf zweimal im Jahr umgestellt. Das Mähgut ist allerdings so mit Abgasen verpestet, dass es für teuer Geld entsorgt werden muss. Selbst in der Innenstadt achte man auf heimische insektenfreundliche Pflanzen. Ein Beispiel sei die Bepflanzung an der Ludwigstraße.
Ernst Haile, Kreisvorsitzender des Bund Naturschutz, lobt die Friedberger Bemühungen. Die Kommune sei einer der Vorreiter im Landkreis. Es gibt h weitere Positivbeispiele. Aichach hat sich zum Beispiel das Konzept „Aichach blüht“ verordnet und will Bürger mit Pflegepatenschaften einbinden. Steindorf hat im Rahmen des Hochwasserschutzprojekts Blühflächen angelegt, Pöttmes nach Beratung durch den Landschaftspflegeverband Mulchintervalle reduziert. Die größte Prominenz erreichte Mering: Die Blumenwiese bei St. Afra, welche die Gemeinde von einem Landwirt aussäen ließ, wurde vielfach als Bildmotiv für Instagram und Facebook genutzt. Und landkreisweit legen Landwirte Blührahmen um ihre Felder an.
Vor einigen Jahren starteten Naturschutzverbände, Landkreis und Straßenbauamt ein Programm mit Vorbildcharakter, Grünstreifen an Kreisstraßen ökologisch aufzuwerten. Problematisch sei tatsächlich die Entsorgung des Mähgutes, aber auch, dass viele Kommunen nicht die entsprechenden Mähmaschinen haben. Außerdem sei die Umstellung erst ab einer bestimmten Breite sinnvoll. Es habe sich aber gezeigt, dass die Verkehrssicherheit durch „wildere“ Begrünung nicht gefährdet sei, so Haile.
Doch auch Privatleute können mit nur wenigen hübschen Blumensorten etwas für die Artenvielfalt tun. Andrea Fendt empfiehlt hierfür Phacelia (Bienenfreund), Malven, Ringelblumen, Lupinen und Sonnenblumen. „Oder man lässt mal einen Quadratmeter im Rasen stehen.“ Und schaut, was einem so blüht.
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