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Friedberg: Friedberg: Junge syrische Flüchtlinge mit Erfolgsgeschichten

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Friedberg: Junge syrische Flüchtlinge mit Erfolgsgeschichten

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    Fleißig für eine erfolgreiche Zukunft: Nour Mohamad Ghazi, Ammar und Yasmin Jindi (vorne, von links), Ahmad Almakad und Hoda Soufi (hinten).
    Fleißig für eine erfolgreiche Zukunft: Nour Mohamad Ghazi, Ammar und Yasmin Jindi (vorne, von links), Ahmad Almakad und Hoda Soufi (hinten). Foto: Dagmar Weindl

    Es fühlt sich schon gut an, Klassenbeste zu sein. Yasmin weiß das. Stolz zeigt die 13-Jährige die Urkunde, die ihr die Schulleitung der Agnes-Bernauer-Realschule für ihre Leistung ausgestellt hat. Auch Friedbergs Bürgermeister Roland Eichmann hat ihr in einem Brief gratuliert. Dabei lebt Yasmin noch nicht lange in Deutschland.

    Junge Syrerin kam vor vier Jahren nach Friedberg und konnte kein Deutsch

    Als sie vor vier Jahren mit der Mutter und ihren zwei Brüdern nach Friedberg kam, konnte sie kein Wort Deutsch. Die damals Neunjährige besuchte dann die dritte Klasse der Grundschule in Friedberg-Süd. „Ich habe mich fremd gefühlt, kein einziges Wort verstanden und war sehr traurig“, berichtet sie.

    Trotz zunächst schlechter Noten zwang sich Yasmin, nicht aufzugeben. So schaffte sie nach der vierten Klasse den Wechsel auf die Agnes Bernauer-Realschule. Dort erhalten Geflüchtete mehr Deutsch-Unterricht. Ihre Noten änderten sich aber erst, als ihr Vater, ein Universitätsprofessor, aus Syrien nachkommen konnte. Zwei Jahre lang musste die Familie auf ihn verzichten.

    Flüchtlingsmädchen aus Syrien hilft Mitschülern und Bruder

    „Mein Vater hat mir beigebracht, wie ich richtig lerne“, erzählt Yasmin. „Ich habe gemacht, was er gesagt hat und nicht aufgegeben, auch wenn ich keine Freizeit mehr hatte.“ Als die Klassenkameraden neidisch auf den Erfolg der 13-Jährigen reagieren, hilft sie ihnen kurzerhand beim Lernen. Und natürlich übt sie auch mit ihrem kleinen Bruder Ammar. Der Achtjährige ist jetzt der Beste im Lesen in seiner Klasse.

    „Wir versuchen hier, was wir können“, erklärt Yasmin mit großem Ernst. „Wir haben unser Land nicht verlassen, damit wir hier spielen. Unsere Eltern sind wegen uns hierhergekommen, sie haben viel geopfert. Ich will etwas leisten und ihnen zurückgeben.“ Nächstes Jahr kommt Yasmin in die siebte Klasse und wechselt zudem ins Gymnasium in Friedberg. Damit kommt sie ihrem Ziel, ein Medizinstudium, einen weiteren großen Schritt näher.

    Friedberg: Syrische Flüchtlingsfamilie durchlebte harte Zeiten

    Auch Yasmins Mutter, Hoda Soufi hat sehr schwere Zeiten hinter sich. „Es war mein Traum, unseren Kindern eine gute Zukunft zu ermöglichen“, sagt sie. „Yasmins Erfolg hilft, die schlechten Zeiten zu vergessen.“

    Die Asylbeauftragten der Stadt Friedberg, Ulrike Proeller und Stephanie Posch, kennen Yasmins Geschichte. „Ihre Entwicklung ist toll. Die Erfahrung zeigt, dass die Situation für Mädchen oft noch schwieriger ist als für junge Männer“, meint

    20-jährige Syrerin macht Fachabitur an der FOS mit 1,8

    Sie spricht damit eine weitere junge Syrerin an, die sich durch ihren Werdegang hervorgetan hat. Nour Mohamad Ghazi hat vor kurzem an der Friedberger FOS das Fachabitur im Bereich Technik mit einem Notendurchschnitt von 1,8 abgelegt. Sie lebt seit vier Jahren in Deutschland, nachdem ihre Familie aus Syrien geflohen ist. Die damals 16-jährige kam 2015 in die Übergangsklasse der Mittelschule.

    „Der Anfang in dieser Klasse war super“, ist Nour überzeugt. „Ich habe Freunde gefunden und einen guten Kontakt zur Lehrerin und zur Sozialpädagogin – bis heute.“ Nour war schon in Syrien gut in der Schule. Dass sie in Deutschland automatisch in die Mittelschule kam, sieht die 20-jährige kritisch. „Es gibt auch unter Syrern kluge Köpfe und großes Potenzial. Trotzdem müssen wir automatisch auf die Mittelschule gehen, weil wir noch nicht genug Deutsch können. Das hat mich anfangs sehr traurig gemacht.“

    Friedberg: Junge Syrerinnen wollen in Deutschland bleiben

    Nour hat in der Mittelschule schnell Deutsch gelernt, sodass sie dort als Dolmetscherin eingesetzt wurde, um Elternbriefe oder Mitteilungen zu übersetzen. Den Qualifizierenden Abschluss schaffte sie mit einem Notendurchschnitt von 1,2. Sie besuchte den M-Zweig der Mittelschule, bestand an der Fachoberschule die Aufnahmeprüfung in Deutsch und legte das Fachabitur ab. „Ich war nicht ganz zufrieden, weil ich im Jahresfortgang noch einen besseren Schnitt von 1,6 hatte. Aber ich habe mich trotzdem gefreut“, sagt sie selbstkritisch.

    Yasmin und Nour sehen ihre Zukunft in Deutschland. Yasmin wird dafür noch eine Weile zur Schule gehen, Nour hat gerade ein duales Studium bei der Bahn begonnen.

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