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Friedberg: Die Tage der Friedberger Container-Kita sind gezählt

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Die Tage der Friedberger Container-Kita sind gezählt

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    Da nutzt auch der Schutz der Herrgottsruhkirche nichts mehr: Die Friedberger Container-Kindertagesstätte St. Johanna ist so marode, dass ein Ersatz errichtet werden muss. Und der soll in weit besserer Qualität entstehen.
    Da nutzt auch der Schutz der Herrgottsruhkirche nichts mehr: Die Friedberger Container-Kindertagesstätte St. Johanna ist so marode, dass ein Ersatz errichtet werden muss. Und der soll in weit besserer Qualität entstehen. Foto: Ute Krogull

    Eine Kindertagesstätte, in der nach dem Regen das Wasser steht, in der es im Sommer glühend heiß ist, im Winter kalt: So sieht die Interimskita St. Johanna aus. Weil sich der Umzug an den endgültigen Standort beim Edeka an der Bozener Straße verzögert, wird eine neue, bessere Zwischenlösung errichtet. Darüber gerieten sich Stadträte und Bürgermeister allerdings gehörig in die Haare.

    Die Container-Kita nahe Herrgottsruh war 2018 als Übergangsquartier während der Renovierung des Kindergartens St. Christophorus gebaut worden, musste wegen der boomenden Nachfrage aber anschließend weitergenutzt werden. 2019 zogen die dreigruppige Kita St. Johanna und eine Tagespflege ein.

    Friedberger Kindertagesstätte St. Johanna soll an Bozener Straße ziehen

    Zu diesem Zeitpunkt war die Lebensdauer des Gebäudes schon überschritten. Die Container waren nicht von hoher Qualität und gebraucht gekauft worden, ausgerichtet auf ein Jahr Nutzung und Sparsamkeit, wie Architekt Sevket Dalyanoglu dem Stadtrat erläuterte.

    Kita Kindertagesstätte St. Johanna Sankt Johanna Friedberg Kindergarten Kinderheimverein Container Modulbauweise Interimslösung
    Kita Kindertagesstätte St. Johanna Sankt Johanna Friedberg Kindergarten Kinderheimverein Container Modulbauweise Interimslösung Foto: Ute Krogull

    Eigentlich sollte sich dieses Problem im Mai 2022 in Wohlgefallen auflösen. Dann, so hatte Liegenschaftsreferent Wolfgang Schuß es anvisiert, sollte St. Johanna an die Bozener Straße ziehen. Das wird aber nicht klappen. Die Stadtpfarrei als Inhaberin des Grundstücks, der Kinderheimverein als Bauherr und Träger, ein externer Rechtsexperte und die Stadtverwaltung, deren Pflichtaufgabe die Schaffung von Betreuungsplätzen ist und die den Bau finanziert, ringen noch um eine Lösung. Es gibt baurechtliche Hürden. Wegen der Ausweisung der Fläche als Mischgebiet darf dort nicht nur ein Kindergarten errichtet werden, es müssten Wohnungen dazu. Das ist aber sowohl baulich als auch sozialverträglich schwierig.

    Der Kinderheimverein bat wegen der Verzögerung im Sinn von Kindern, Personal und Eltern darum, eine neue, aber bessere Interimslösung zu schaffen. Diese soll nebenan entstehen. Dort steht die Kindertagesstätte St. Benno kurz vor der Fertigstellung. Sie ist in Modulbauweise errichtet, also aus Stahlrahmen, die mit gedämmten Fassadenprofilen verkleidet werden.

    Kindertagesstätte St. Johanna Friedberg zieht 2022 um

    Richard Schulan, geschäftsführender Vorsitzender des Kinderheimvereins, plädierte im Stadtrat für diese Variante anstelle einer Sanierung der Container, die ebenfalls teuer und außerdem unbefriedigend sein würde. So soll es nun auch kommen: St. Johanna wird, wenn alles gut geht, im nächsten Frühling in die Modular-Kita umziehen. Der Stadtrat votierte einstimmig dafür, unter der Bedingung, dass das Ziel verfolgt wird, die endgültige Kita an der Bozener Straße bis 2023 fertigzustellen.

    Zuvor kam es allerdings zu einem Schlagabtausch zwischen Grünen und Bürgermeister Roland Eichmann (SPD). Die Grünen hatten sich von der Verwaltung überfahren gefühlt und forderten, bis Ende 2021 eine Kita an der Bozener Straße zu errichten.

    Architekt Sevket Dalyanoglu und Richard Schulan, Geschäftsführender Vorsitzender des Kinderheimvereins (rechts) vor der Kita St. Benno, die in Modulbauweise errichtet wurde.
    Architekt Sevket Dalyanoglu und Richard Schulan, Geschäftsführender Vorsitzender des Kinderheimvereins (rechts) vor der Kita St. Benno, die in Modulbauweise errichtet wurde. Foto: Ute Krogull

    Sowohl Grünen-Fraktionsvorsitzende Claudia Eser-Schuberth als auch Manfred Losinger (CSU) fragten, warum die Verwaltung seit 2019, als das Thema erstmals aufgekommen war, mit der Realisierung nicht weitergekommen und plötzlich alles dringend sei. Das habe System, so Eser-Schuberth: "Es gibt in Friedberg keine langfristige Planung und plötzlich ist alles alternativlos." Außerdem gehe es nicht an, so viel Geld für eine "mit Holzbrettern aufgerüschte Blechkiste" auszugeben.

    Eichmann sah die Verwaltung zu Unrecht angegriffen. Grundstückseigentümerin und Bauherr hätten komplexe Probleme zu lösen und noch nicht einmal einen Bauantrag stellen können - also sei die Bauverwaltung gar nicht involviert. Ein Neubau bis Ende 2021 an der Bozener Straße ist unmöglich, wie Baureferentin Lillian Sedlmayr bestätigte. Auch den Vorwurf einer Überfalltaktik wollte er sich nicht gefallen lassen. Ihm selber sei der Vorschlag des Kinderheimsvereins erst zehn Tage vor der Sitzung mitgeteilt worden.

    Wie lange wird die neue Friedberger Interimskita stehen?

    Stutzig hatte nicht nur die Grünen gemacht, dass es hieß, der Modulbau habe eine Lebensdauer von mindestens 20 bis 30 Jahren. Man wolle keine "Dauer-Interimslöung", forderte Eser-Schuberth. Das wolle auch die Stadt nicht, konterte Eichmann. Baurechtlich sei die Einrichtung nur für fünf Jahre genehmigt.

    Richard Schulan vom Kinderheimverein und Sevket Dalyanoglu vom Projektbüro für Bauwesen 678 brachen außerdem eine Lanze für die Modulbauweise. Diese sei, wie an der Kita St. Benno zu sehen, von viel höherer Qualität als ein Container-Bau. Sie erfülle alle Vorschriften und Energiestandards, während St. Johanna pro Jahr Strom für 50.000 Euro verbraucht. Licht, Schallschutz, Schadstoffe, Lüftung: All das entspreche einer Einrichtung in regulärer Bauweise. "Diese Kita ist nicht zweitklassig!" Andere Kommunen interessieren sich für die Lösung; auch Kissing baut so.

    Ruhe in die Debatte brachte eine Unterbrechung der Sitzung. Hinter verschlossenen Türen wurden den Stadträten die Hintergründe der Grundstücks- und Bauproblematik erklärt. Danach stimmten alle dem Vorschlag zu.

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