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Friedberg-Derching: Mobiheat: Friedberger Firma schafft es aus Garage zum Marktführer

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Mobiheat: Friedberger Firma schafft es aus Garage zum Marktführer

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    Sorgen für Wärme, wenn die Heizung ausfällt: die Geschäftsführer der Firma Mobiheat in Friedberg-Derching: Andreas Lutzenberger und Helmut Schäffer (h.v.l.) und Christoph Pfitzner.
    Sorgen für Wärme, wenn die Heizung ausfällt: die Geschäftsführer der Firma Mobiheat in Friedberg-Derching: Andreas Lutzenberger und Helmut Schäffer (h.v.l.) und Christoph Pfitzner. Foto: Michael Hochgemuth

    Stellen Sie sich vor, es ist Winter. Nicht so ein Winter wie dieser, sondern einer mit richtig Schnee und Frost. Wochenlang Temperaturen unter null Grad. Eiszapfen an den Dachrinnen. Und plötzlich fällt am Wochenende die Heizung aus. Bis Ersatzteile kommen, dauert es noch ein paar Tage. Hoffentlich hat dann Ihr Installateur eine mobile Heizzentrale zur Hand, die für wohlige Wärme sorgt.

    Als Helmut Schäffer und Andreas Lutzenberger sich mit der Idee für Herstellung und Vertrieb solcher Anlagen 2004 selbstständig machten, gab es bereits einige kleine Anbieter. Dennoch hat sich die im Friedberger Stadtteil Derching (Kreis Aichach-Friedberg) ansässige Firma Mobiheat in eineinhalb Jahrzehnten zum Marktführer entwickelt. Am Stammsitz sowie in fünf deutschen Niederlassungen und Tochterfirmen in Österreich und der Schweiz werden rund 100 Mitarbeiter beschäftigt, der Umsatz liegt bei 25 Millionen Euro im Jahr.

    Friedberger Unternehmen ist Marktführer bei mobilen Heizzentralen

    Schäffer, 52, und der sieben Jahre jüngere Lutzenberger stammen beide aus der Gemeinde Kissing und hatten bereits vor ihrer gemeinsamen Firmengründung beruflichen Kontakt: Schäffer betrieb einen Heizungsbaubetrieb, Lutzenberger war Innendienstleiter bei einem bekannten Heizkesselhersteller. Beide waren aber mit ihrer Arbeit nicht recht zufrieden.

    „Ich bin kein Konzernmensch“, gesteht Lutzenberger, der sich in den Strukturen eines Großunternehmens unwohl fühlte: „Man muss sich dort nur gut präsentieren, dann bekommt man seinen Job.“ Und Schäffer hatte das Gefühl, zu viel Lebenszeit in seine Firma einzubringen, in der er für 40 Mitarbeiter Verantwortung trug und jeden Tag im Hamsterrad steckte.

    Großkunden mieten die mobilen Wärmeversorgung von Mobiheat

    Für beide stand fest: Sie wollten gemeinsam Neuland betreten. Erst dachten sie über einen Internethandel für Heizelemente nach, dann kam die Idee mit der mobilen Wärmeversorgung, die sie professionalisieren wollten. Denn die anderen Anbieter montieren meist nur handelsübliche Heizkessel auf Anhänger, Mobiheat dagegen entwickelt eigene Anlagen für verschiedene Anforderungen. Nicht nur der Defekt an der Heizung im Einfamilienhaus soll überbrückt werden.

    Die Produkte von Mobiheat werden zunehmend auch von Großkunden nachgefragt: Stadtwerke, die ihre Fernwärmenetze instandhalten oder erneuern müssen, Industriebetriebe, die nur mittelfristig planen und die Heizanlage lieber mieten als kaufen, Energieversorger, die Contractingverträge geschlossen haben, aber noch nicht liefern können, Bauherren, die ihre Räume möglichst schnell trocken und bezugsfertig haben wollen.

    So reicht das Produktportfolio inzwischen vom 40-Kilowatt-Kessel bis zur 2,5-Megawatt-Anlage. Den klimatischen Veränderungen geschuldet ist der Einstieg in den Bau von mobilen Kühlanlagen, die inzwischen rund ein Fünftel des Geschäfts ausmachen. Allen gemeinsam ist die einfache Bedienbarkeit. „Es muss so konzipiert sein, dass das jeder kann“, sagt Helmut Schäffer, der viel technischen Sachverstand ins Unternehmen einbringt. Gerade wird eine App entwickelt, mit der sich die mobilen Heizzentralen aus der Ferne steuern lassen. Auch die Fahrgestelle der Anhänger werden eigens angepasst, sodass die Anlagen auf Paletten problemlos per Lkw über weitere Strecken transportierbar sind.

    Friedberger Unternehmen: Mobiheat-Produkte kosten immer das Gleiche

    Die zweite Besonderheit der Mobiheat-Produkte: Sie sind für Heizungsbaubetriebe flächendeckend, schnell und einfach über den Fachhandel erhältlich. Ob Kauf oder Leihe, ob Sommer oder Winter – der Preis ist das ganze Jahr über gleich. Die beiden Chefs legen bei den Kosten Wert auf Transparenz, von der Handwerker und Endkunden profitieren sollen. „Wir sind nicht günstiger als die Mitbewerber, aber wir haben die besten Produkte“, heißt es selbstbewusst. Die Zahlen sprechen für sich: Die Nummer zwei am Markt erreicht nach Unternehmensangaben gerade die Hälfte des Umsatzes von Mobiheat.

    In ihrem gemeinsamen Chefbüro tüfteln der Techniker Schäffer und der Kaufmann Lutzenberger ständig an neuen Produkten, etwa mobilen Bädern. Die Entwicklungsarbeit findet am Firmensitz in Derching statt, wo Mobiheat in den vergangenen zehn Jahren rund 20 Millionen Euro investiert hat und gerade eine neue Lagerhalle entsteht. Gefertigt wird nach den Vorgaben des Unternehmens überwiegend in Kroatien. „Hier kommt eigentlich nur noch das Typenschild drauf“, sagt Schäffer beim Rundgang über das Firmengelände nahe der Autobahn A8.

    Energieversorger halt 74,9 Prozent des Friedberger Unternehmens

    Um Innovation und Wachstum zu finanzieren, haben sich Lutzenberger und Schäffer inzwischen einen Partner ins Haus geholt. 2015 übernahm der Energieversorger Offenbach 74,9 Prozent, die übrigen 25,1 Prozent halten die beiden Firmengründer zu gleichen Teilen. So sind sie immer noch ein Stück weit Herr im eigenen Haus und brennen für ihr Unternehmen.

    „Dass es einmal so groß wird, hätten wir nie gedacht“, bekennt Andreas Lutzenberger mit Blick auf die Firmengeschichte, die tatsächlich in einer Garage in Kissing begonnen hat. Seine Erfahrungen gibt er gerne in Vorträgen und mit dem Buch „Einfach machen“ weiter. „Wenn man das Gefühl hat, etwas anderes tun zu müssen, dann sollte man diesen Schritt auch gehen“, lautet sein Rat an alle, die in einer ähnlichen Situation sind wie er von 15 Jahren.

    Auch wenn er anfangs, mit einer hochschwangeren Frau und Schulden für das neue Haus, seine Entscheidung mitunter infrage gestellt hat, so steht für ihn inzwischen fest: „Du stehst jeden Tag auf und hast Bock drauf.“ Neue Niederlassung in Hamburg und eine weitere Tochterfirma in den Niederlanden zeugen von der ungebremsten Lust am Unternehmertum.

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