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Friedberg: Der Bahnhof ist saniert – und was passiert jetzt?

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Der Bahnhof ist saniert – und was passiert jetzt?

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    Der Bahnhof ist saniert. Viele Friedberger erinnern sich an die alte neue Farbe noch von früher.
    Der Bahnhof ist saniert. Viele Friedberger erinnern sich an die alte neue Farbe noch von früher. Foto: Ute Krogull

    Sieben Jahre nach dem Kauf hat Christian Gumpp den Bahnhof saniert. Noch ist die Abrechnung nicht fertig, doch Gumpp und sein Architekt Christian Fußner schätzen die Investitionen auf rund 750 000 Euro – ein Vielfaches des Kaufpreises.

    Außen sind die Arbeiten erkennbar an der roten Farbe, die der Bau bis etwa 1990 schon hatte. Das meiste ist jedoch auf den ersten Blick nicht sichtbar: neue Fenster, Türen und Böden etwa. Rings um den Bau wurde aufgegraben, um den Keller trocken zu bekommen. Das Erdgeschoss wurde teilweise 30 Zentimeter höher gelegt, damit bei Regen kein Wasser mehr hineinfließt. Hier ist jetzt das Bürgernetz eingezogen; im ersten Stock sind weitere Räume der Caritas. Außerdem nutzt die Bahn einen Teil des Hauses. Die Sanierung war nicht einfach: Zum Beispiel konnte die Heizung nicht im Keller untergebracht werden, weil dort immer noch Wasser eindringt.

    Stadt und Inhaber streiten wegen des Friedberger Bahnhofs

    Gumpp macht dafür die Stadt verantwortlich. Beim Bau des Kreisverkehrs sei der Kanal zu klein angelegt worden; daher könne er bei starkem Regen das Wasser nicht fassen. Ein Gutachten bestätige das. Deswegen prozessiert der Unternehmer gegen die Stadt. Kürzlich trafen die Parteien sich vor Gericht zu einer Güteverhandlung, die aber offenbar nicht viel brachte. Denn während Gumpp sagt, der Richter habe der Stadt bescheinigt, diese habe „ihre Hausaufgaben nicht gemacht“ (der Unternehmer sieht einen größeren Kanal oder ein Rückhaltebecken als einzige Lösung), vertritt die Stadtverwaltung eine konträre Ansicht.

    Man werde Zeugen vernehmen, um zu beweisen, dass es bereits vor dem Bau des Kreisels Wasserprobleme gegeben hat, kündigte Bürgermeister Roland Eichmann an. Die Stadt akzeptiere allerdings eines: „Wir müssen vermeiden, dass bei starkem Regen Wasser in den Bahnhof abfließt.“ Dazu habe man Gumpp Vorschläge gemacht, die dieser aber ablehne.

    Gumpp ist aufgebracht, weil seit des Umbaus der Bahnhofstraße noch mehr Wasser Richtung Bahnhof fließe. Das könne nicht sein, meint Eichmann. Der Bauhof habe eigens einen kaputten Kanalanschluss im Hang repariert, damit das Wasser dort wieder abfließen kann; deswegen sei auch der starke Eingriff in den Hang nötig gewesen.

    Trotz allem betont Gumpp, der Umbau habe ihm Spaß gemacht. „Was mir am meisten am Herzen liegt, ist, dass im Bahnhof wieder Leben eingekehrt ist.“ Will er ihn trotzdem gegen eine städtische Immobilie tauschen? „Das lasse ich auf mich zukommen“, sagt der Unternehmer, der auch die Meringer Schlossmühle saniert.

    So sah der Friedberger Bahnhof vor der Sanierung aus.
    So sah der Friedberger Bahnhof vor der Sanierung aus. Foto: Gönül Frey

    Im Stadtrat hatte es viele Stimmen für den Tausch gegeben. Eichmann sagt jedoch: „Aktuell steht ein Tausch nicht zur Debatte.“ Anlass für die Idee zur „Übernahme“ des Bahnhofs war nicht nur . die Wasserproblematik, sondern auch, dass Gumpp ein mehrere Meter breiter Streifen rund um den Bau gehört und die Stadt Pläne an der Stelle hat. Wie sieht es mit diesen aus?

    Bis Frühling sollen Radständer am Bahnhof Friedberg aufgestellt werden

    Relativ bald soll es Verbesserungen für Radfahrer geben. Die SPD hatte 2018 einen Versuch mit Duplex-Radständern gestartet. Mittlerweile hat die Stadtverwaltung einen Förderantrag eingereicht. Laut Eichmann ist man von der Bahn abhängig – auch weil die Radständer auf Bahngrund aufgestellt werden sollen. Ziel sei aber, sie noch vor der Landesausstellung zu installieren.

    Ebenfalls bis zum Frühling will die Stadt WC-Container aufstellen, und zwar auf dem kleinen Parkplatz im Osten, der städtischer Grund ist. Weiteres Thema bei Pendlern sind Unterstellmöglichkeiten. Auch hier will die Stadt auf ihrem eigenen Grund aktiv werden. Die Bahn errichtet nur Minimallösungen; momentan suchen daher viele Menschen unter dem Vordach des Bahnhofs Schutz. Diese Fläche gehört jedoch Christian Gumpp – und er hat schon öfters gedroht, sie zu sperren. Manche Politiker hoffen allerdings noch auf eine gütliche Lösung für den Bahnsteig. So Simone Losinger (CSU), die mit dem Inhaber im Gespräch ist. „Die Situation ist schwierig, aber der Bahnhof gehört zu Friedberg. Deshalb wollen wir uns demnächst mit Herrn Gumpp zusammensetzen“, sagt sie.

    Langfristig hat die Stadt weitere Pläne. In Kooperation mit der Bahn sollen ein Parkdeck über dem großen Parkplatz sowie der seit Langem diskutierte Steg nach Friedberg-Süd entstehen. Von diesem aus sollen Aufzüge zu den Bahnsteigen führen, um diese barrierefrei zu machen (ein erklärtes Ziel der Bahn). Die Planungen hierfür seien komplex, betont Eichmann. Trotzdem sagt er: „Ziel soll sein, in der nächsten Amtsperiode mit dem Bau zu starten.“

    Die Geschichte des Friedberger Bahnhofs

    • 1840 Eröffnung der Bahnlinie Augsburg-München. Friedberg hatte Anschluss über eine Haltestelle am Stierhof in der Friedbergerau (nördlich vom Schwabhof).
    • 1875 Am 15. Mai wird die Bahnlinie Augsburg-Ingolstadt eröffnet. Anfangs fahren täglich vier Züge in jede Richtung.
    • 1956 Der Bahnhof wird renoviert. Dabei werden das zweite Obergeschoss sowie Kamine beseitigt.
    • 1990 Das Gebäude, zuvor rot, wird hellgelb gestrichen.
    • 2004 Die Stadt baut für die Bahn den Park & Ride-Platz.
    • 2008 Die Bayerische Regiobahn übernimmt den Betrieb der Strecke.
    • 2012 Die Deutsch Bahn verkauft das Bahnhofsgebäude und einen Streifen Grund drumherum an den Unternehmer Christian Gumpp.
    • 2019 Die Sanierung des Bahnhofs ist beendet.

    Lesen Sie auch den Kommentar von Ute Krogull: Vom Zughalt zur Mobilitäts- Drehscheibe

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