Auch wenn niemand weiß, wie die pandemische Situation in einem Jahr sein wird, beginnt die Stadt mit den Vorbereitungen für die "Friedberger Zeit" 2022. Dem stimmte der Stadtrat am Donnerstagabend nach der Diskussion des Für und Wider zu. Allerdings lässt er sich ein Hintertürchen offen.
Das zwölfte Friedberger Altstadtfest ist auf die Woche vom 8. bis 17. Juli terminiert. Wegen der zahlreichen Akteure ist eine lange Vorlaufzeit notwendig; die hat schon begonnen. Parallel zu den ersten Planungsschritten sprach die Stadtverwaltung mit Wirten, Handwerkern, Vereinen und Standbetreibern, aber auch Geschäftsleuten und Anwohnern sowie den Initiatoren darüber, ob sie das Fest für durchführbar halten. Für beide Entscheidungen gibt es eine ganze Reihe von Gründen - rein zahlenmäßig überwiegen sogar die in der Sitzungsvorlage aufgelisteten Gegenargumente. Trotzdem entschied der Stadtrat, die Planungen weiter zu verfolgen.
Die Friedberger lieben ihr Altstadtfest
Der Hauptgrund dafür ist ein emotionaler: Die Menschen sehnen sich nach der "Durststrecke" einer langen veranstaltungslosen Phase nach Abwechslung. Noch dazu ist die "Friedberger Zeit" das Fest für alle Friedberger, das den Zusammenhalt stärkt und Identität stiftet. Außerdem hofft man, dass durch Impfungen und Testmöglichkeiten bis zum Sommer 2022 Rahmenbedingungen herrschen, unter denen das Fest gut und sicher über die Bühne gehen kann.
Dagegen sprechen aus Sicht der Verwaltung vor allem die große Planungsunsicherheit und das Risiko, dass die Stadt auf Ausgaben sitzenbleibt, wenn aus der Veranstaltung nichts wird. Und auch wenn sich der Drei-Jahres-Rhythmus des Bürgerfestes bewährt hat, wird im kommendem Jahr durch die Verschiebung anderer Festivitäten - etwa des Mindelheimer Frundsbergfestes - eine starke Konkurrenzsituation entstehen. Abgesehen davon könnte es sein, dass wegen der Pandemie aktive Teilnehmer absagen, die nicht ersetzt werden können. Auch die Belastung des Einzelhandels, der durch Lockdowns und die Bauarbeiten in der Bahnhofstraße ohnehin arg gebeutelt ist, fiel ins Gewicht.
Der Stadtrat gab trotz allem fürs Erste ein Budget von 40.000 Euro frei, das zum größten Teil in die Stoffstube fließen wird. Damit sei noch nicht allzu viel verloren, lautete die vorherrschende Meinung. Denn auch bei einer Absage behalten die Stoffe ihren Wert. Bürgermeister Roland Eichmann (SPD) gab eine Linie vor, der letztlich fast alle folgten: "Ich glaube, wir sollten diesen Weg gehen. Wichtig ist aber, dass die Qualität des Festes nicht reduziert wird. Entweder es gibt eine ,Friedberger Zeit' oder es gibt gar nichts." Doch sei sich die Stadt als Veranstalter der großen Verantwortung bewusst. "Ein Super-Spread-Event in Friedberg wollen wir nicht."
Thomas Kleist (CSU) sah es ähnlich: "Gerade wir, die wir in der Öffentlichkeit stehen, sollten ein positives Zeichen setzen." Der Fraktionschef befürchtete allerdings, dass die Entscheidung auch im September keine leichte sein wird. Einer "Light-Version" erteilte er ebenfalls eine Absage.
Viele Stadträte waren schon von Bürgern auf das Thema angesprochen worden, wie unter anderem Sabine Mergle von der SPD erzählte. "Versucht alles, damit das Fest stattfinden kann", habe man ihr mit auf den Weg gegeben. Ähnliches wusste Petra Gerber (CSU) zu berichten: "Die Leute sind gestresst, das Fest zu verschieben, wäre ein falsches Signal." Auch Marion Brülls sagte für die Grünen: "Wir vergeben uns nichts. Wir glauben, dass das Fest stattfinden kann."
"Friedberger Zeit" 2022: Es gibt auch Bedenken
Bedenken äußerten dagegen Hubert Nießner (ÖDP) und Elisabeth Micheler-Jones (Parteifreie Bürger). Die beiden zeigten ebenfalls Verständnis für die Sehnsucht der Menschen nach einer schönen Veranstaltung. Allerdings sahen sie auch viele Unwägbarkeiten, etwa was die Zahl der zugelassenen Besucher anbelangt. Beim letzten Mal drängten sich an den zehn Tagen fast 170.000 Menschen in der Altstadt. "Und was ist mit Kindern, die nicht geimpft sind?", fragte Micheler-Jones.
Auch der Stadt ist klar, dass wahrscheinlich bis kurz vor dem Start nicht feststeht, unter welchen Auflagen die Großveranstaltung stattfinden kann. Trotzdem arbeitet man nun darauf hin. Als einer der nächsten Schritte wird Stoff für Gewänder eingekauft. Bezüglich der Stoffstube segnete der Stadtrat eine Änderung ab: Weil es in den bisherigen Räumen an der Schmiedgasse sehr eng zugeht, was in Zeiten einer Pandemie doppelt schlecht ist, zieht die Stoffstube von Herbst 2021 bis Sommer 2022 in das frühere Trinkl-Anwesen neben dem Schloss, das zeitweise als Empfangsgebäude der Landesausstellung fungiert hatte. danach soll dieses jedoch anders genutzt werden. Hier gibt es Ideen für kulturelle bzw. sozialgesellschaftliche Nutzung ebenso wie für die Stadtverwaltung. Darüber muss der Stadtrat aber noch eigens diskutieren.
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