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Friedberg: Corona: Wie sich Gaststätten in und um Friedberg über Wasser halten

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Corona: Wie sich Gaststätten in und um Friedberg über Wasser halten

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    Die Gaststätten im Raum Friedberg kämpfen in der Corona-Krise um ihr Überleben.
    Die Gaststätten im Raum Friedberg kämpfen in der Corona-Krise um ihr Überleben. Foto: Daniel Karmann, dpa (Symbol)

    Fixkosten müssen gedeckt und Mitarbeiter entlohnt werden. Aber niemand darf einkehren. Viele Gasthäuser fürchten deshalb, dass sie nicht mehr lange durchhalten können. Trotzdem sieht es so aus, als müssten sie sich wegen der Infektionsgefahr mit am längsten gedulden. „Eine Verlängerung bis 3. Mai wäre noch im schaffbaren Bereich. Die angedeutete Verlängerung bis Pfingsten sehen wir jedoch äußerst kritisch“, sagt Stefanie Kreisi, Mitbetreiberin von Schillers Restaurant in Friedberg.

    Das Gasthaus bietet wie so viele gerade einen Abholservice für Essen an. Außer dienstags und mittwochs kann jeden Abend zwischen 17 und 20.30 Uhr telefonisch bestellt und abgeholt werden. Sonntags sogar zusätzlich zwischen 11.30 und 14 Uhr. Kreisi betonte jedoch auch, dass sie nicht mit den Verantwortlichen, die diese Entscheidung treffen müssen, tauschen wolle.

    Ottmaringer Sportgaststätte ist auf treue Gäste angewiesen

    In einer ganz ähnlichen Lage befindet sich die Sportgaststätte Ottmaring. Nachdem Nadine Hunner und ihr Mann die ersten Wochen ohne Pausen gearbeitet hatten, um keine Verluste einzufahren, haben sie nun montags und dienstags Ruhetage eingerichtet. An allen anderen Tagen kann Essen mit nach Hause genommen werden. Obwohl das Geschäft, wie bei Schillers auch, am Wochenende recht gut laufe, sei man auf die anhaltende Treue der Kunden dringend angewiesen.

    Im Meringer Andechser bietet Wirt Christian Baumüller ab dieser Woche bayerische Spezialitäten an, die man sonst eher im Bierzelt erwartet. „Wir machen so eine Art Volksfest-to-go“, sagt Baumüller und lacht. Neben Grillhähnchen und Schweinshaxen gibt es jeden Freitag Steckerlfisch frisch vom Grill. Auch die bekannten Andechser Klassiker wird es weiterhin für die Gäste geben. Nur nicht im Lokal, sondern direkt aus dem Foodtruck. Ein Freund stellte Baumüller den Citroën-Oldtimer zur Verfügung.

    Der Andechser in Mering geht neue Wege

    Zu bestellen sind die Speisen über Facebook, Instagram, telefonisch oder per WhatsApp. „Wir versuchen, mit diesem Angebot neue Wege zu gehen“, sagt Baumüller. Denn mittlerweile biete fast jedes Lokal seine Speisen to-go an. „Mir war bewusst, einfach nur die übliche Speisekarte weiterzukochen, das funktioniert auf Dauer in diesen Zeiten nicht“, so Baumüller.

    Auch Lorenz Hintersberger aus Ried macht sich um sein Gasthaus Gedanken. „Eigentlich läuft es nicht so viel schlechter als sonst, obwohl wir bloß ein Verkaufsfenster geöffnet haben und nur noch zu zweit vor Ort sind“, sagt der Besitzer des Rieder Hofs. Weil die Zeit der Ungewissheit so lange wird, haben er und seine Familie sich überlegt, den Urlaub nach vorne zu ziehen und ihn daheim zu verbringen.

    Beim Ziegler in Friedberg kann man sein Essen abholen

    An Ferien kann Sonja Gerster vom Restaurant Zieglerbräu gerade nicht denken. Auch ihr Abholservice ist großteils auf Stammkunden angewiesen, die jedoch an zwei Händen abzählbar seien. „Solange es notwendig ist, steht die Gesundheit an erster Stelle, auch wenn mir die Wirtschaft große Sorgen macht“, erläutert die Inhaberin.

    Viele Gaststätten bieten ihre Speisen zum Mitnehmen an.
    Viele Gaststätten bieten ihre Speisen zum Mitnehmen an. Foto: Marcus Merk

    Denn auch bei leichten Lockerungen seien die Fix- und Mietkosten schwer zu decken. Unter anderem, da den Menschen momentan noch das Sicherheitsgefühl fehle, das nötig sei, um gemütlich einkehren zu können. Außer an den Ruhetagen Dienstag und Mittwoch kann hier ebenfalls jeden Mittag und Abend Essen abgeholt werden.

    Die Linde in Friedberg öffnet wieder mit kleiner Karte

    Weil zu wenig Essen „to go“ verkauft wurden, hat Carmen Tomasini ihr Gasthaus zur Linde in Friedberg zwischenzeitlich komplett geschlossen. „Wir haben als bayrisches Lokal eine sehr große Produktpalette, was es uns nicht einfacher macht. Allein beim Schweinsbraten brauchen wir Braten, Soße, Knödel, Krautsalat und das am besten ofenfrisch“, berichtet sie. Von Mittwoch an wagt sie jedoch einen erneuten Versuch mit sehr abgespeckter Speisenkarte.

    „Vier Wochen verkraften wir gut, aber eine Schließung von insgesamt zehn Wochen ist auch für uns existenzbedrohend, da wir 23 Angestellte haben, von denen ich keinem kündigen möchte“, sagt Carmen Tomasini. Die versprochene Soforthilfe kam, trotzdem sie schon Mitte März beantragt wurde, nach ihren Worten bis heute nicht an.

    Das Seehaus La Commedia in Friedberg ist ebenfalls komplett geschlossen. Essen telefonisch zu bestellen, ist trotzdem möglich, da der Anruf zur Hauptstelle des Restaurants in Augsburg weitergeleitet wird, von wo aus alle Gerichte geliefert werden.

    Im Gasthaus St. Afra im Felde wird renoviert

    Geschlossen ist auch der Brauereigasthof St. Afra im Felde, da er zum einen auch Dosenware anbietet, zum anderen ein Lieferservice nicht wirklich rentabel erscheint. Auf Essensanfragen durch Stammkunden reagiert der Gasthof jedoch mit kalten Menüs, die abgeholt und zu Hause warm gemacht werden können.

    Die Zeit nutzt der Gastwirt Andreas Ufertinger, indem er Renovierungen vornimmt. Seiner Meinung nach sind geregelte Zustände in der Branche noch in weiter Ferne und andere Einrichtungen wie Kindergärten und Schulen haben erst einmal Vorrang.

    Lesen Sie dazu den Kommentar von Thomas Goßner: Gastronomie ist Teil unserer Kultur

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