Auf den Friedberger Marienplatz schien die Sonne, aber es war kalt. Trotzdem hatte sich am Samstag eine Gruppe Menschen versammelt. Der "Unternehmerkreis Zukunft in Not" hatte dort von 11 bis 13 Uhr zu einer Kundgebung eingeladen.
Über eine Lautsprecheranlage wurden Reden gehalten, auch der Friedberger Bürgermeister Roland Eichmann meldete sich zu Wort. Unternehmer Robert Höck, der als Kreishandwerksmeister die Nöte vieler Betroffener kennt, distanzierte sich öffentlich von der Querdenker-Szene und nahm Bezug auf die drohende Spaltung der Gesellschaft. Diese wurde auch von anderen Rednern thematisiert. Sie betonten auch, dass die Unternehmen profitabel arbeiten müssen und dass der Mittelstand eine Stütze der Gesellschaft sei. Bei der Kundgebung wurden immer wieder kurze Reden gehalten, es gab Luftballons, an denen die Anliegen der Unternehmer in einem Flyer und ihre Sorgen auf einem Zettel befestigt waren.
Unternehmerkreis-Sprecher Stefan Ehle erklärte im Gespräch mit unserer Redaktion, dass eine vernünftige Aufklärung das Wichtigste sei. Man brauche planbare Konzepte. Die Entscheidungen aus der letzten Woche nannte er als Negativ-Beispiel. Die heimischen Firmen wünschten sich Öffnungen auf Basis der Hygienekonzepte aus dem letzten Lockdown, sagte er. Heute wolle man sich präsentieren und über den Unternehmerkreis aufklären. Dazu hatten die Redner im Vorfeld immer wieder aufgerufen und tatsächlich versammelten sich etliche Menschen auch neben den Absperrungen, oder schauten im Vorbeigehen zu.
Unternehmer beschreiben auf dem Marienplatz Friedberg ihre Not
Ein Jahr sei man jetzt im Lockdown und das sei schlichtweg eine Katastrophe, sagte auf Anfrage Rudolf Trautz, der in Augsburg die gleichnamige Tanzschule betreibt. Sie hätten glücklicherweise treue Kunden, die auch in dieser Zeit zu ihnen hielten. Aber selbst wenn man öffnen könne, dauere es drei, vier oder fünf Jahre, bis man wieder den gleichen Stand hätte, wie vor der Pandemie. Die Ausgleichszahlungen seien gekommen, nur die aus dem Dezember fehlten noch. Damit werden laut Trautz 90 Prozent der Fixkosten gedeckt, allerdings fragte der Unternehmer, wovon er die restlichen zehn Prozent zahlen und von was er leben solle. Auch ihm ist die Solidarität untereinander wichtig und er sieht den Lockdown kritisch.
Eine osteopathische Praxis und einen Verein für ganzheitliche Heil- und Bewegungskünste haben Tom Allhoff und Feryal Genç. Besonders ihr Verein sei betroffen, berichteten die beiden, während im Hintergrund eine Rede auf Tonband lief. Die Seminare seien komplett eingebrochen, die Kurse teilweise online machbar. Man merke den Menschen an, dass sie herausgefordert sind, sie sähen viel seelische Not und beobachteten eine gesellschaftliche Spaltung. Im Verein seien sie komplett auf ehrenamtliche Arbeit umgestiegen, deswegen könne man weiter machen. Sie wünschen sich Augenmaß und Verhältnismäßigkeit, dass die Menschen eine klare Perspektive bekommen, Sicherheit haben und miteinander reden, nicht übereinander. Ihre Praxis sei vom Lockdown nicht betroffen, da sie als systemrelevant gilt.
Unternehmer aus systemrelevanten Branchen zeigen Solidarität
Mit seinen Lebensmitteln ist der Friedberger Bioladen einer Teilnehmerin ebenfalls systemrelevant. Sie möchte nicht mit Namen genannt werden, sagte aber, dass ihr die Unternehmer leid täten. Sie sei aus Solidarität und aus Neugier gekommen. Im Gespräch wurde klar: Sie und ihre Begleitung wünschen sich den zielgerichteten Schutz gefährdeter Gruppen und valide statistisch ausgewertete Daten. Außerdem stellte die Ladenbesitzerin in Frage, warum gesunde symptomlose Menschen getestet werden sollen.
Der Trekkingladen von Alexandre Madeleyn in Augsburg muss dagegen auf Click & Collect setzen. Er bezeichnete die Situation im Gespräch als "sehr schlecht", es kämen vielleicht drei oder vier Leute. "Aber mit normalem Betrieb ist das nicht zu vergleichen", sagte Madeleyn. Er habe gut 90 Prozent weniger Umsatz. Auch, dass man keine Schuhe oder Kleidung anprobieren könne, sei ein Problem. Er habe Fördergelder beantragt, erzählt der Unternehmer, bisher sei aber noch nichts angekommen. Er beschrieb den Aufwand dafür außerdem als groß. "Wenn man sich da nicht Hilfe holt, ist man überfordert." Madeleyn wünscht sich normale Öffnungszeiten mit einem Hygienekonzept.
Solidarität hatte auch Sandra Schäfers-Erbmann als Teilnehmerin zu der Veranstaltung getrieben. In ihrem Kälte-Klima-Lüftungsbetrieb in Mülhausen dürfen sie zwar arbeiten, die Aufträge seien aber stark zurück gegangen. Sie will sich solidarisch mit den Restaurants und anderen Firmen zeigen, die noch nicht öffnen durften. Die Maßnahmen stünden in keinem Verhältnis, findet sie. Auch ihr Betrieb musste im Montagebereich zwei Monate lang auf Kurzarbeit umstellen, dies sei aber nun vorbei, sagte sie. Sie wünscht sich, dass der Lockdown aufgehoben wird. Die Geschäfte, Restaurants und ähnliche hätten Hygienekonzepte, die man einhalten müsse.
Im Maximum nahmen am Samstag 70 Personen an der friedlichen Veranstaltung teil, hieß es von der Friedberger Polizei. Die Zahl wurde nach und nach aber kleiner.
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